Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Rebellin - The Black Magician's Guild 1 - The Magician's Guild
gedanklichen Übungen an. Was hältst du davon?«
»Gedankliche Übungen?« Sie runzelte die Stirn, dann wurde ihr plötzlich eiskalt, als sie begriff, was er da vorschlug. Glaubte er etwa, dass sie ihm nach nur einer Woche schon vertraute?
Tue ich das?
Er beobachtete sie genau. »Ich werde dich heute wahrscheinlich noch nicht in Kontrolle magischer Kräfte unterrichten«, erklärte er. »Aber zur Vorbereitung auf die Lektionen solltest du dich mit der Gedankenrede vertraut machen.«
Sonea dachte noch einmal an die vergangene Woche zurück und an die Dinge, die sie von ihm gelernt hatte.
Den größten Teil der Zeit hatte er darauf verwandt, ihr das Lesen beizubringen. Zuerst war sie argwöhnisch gewesen und hatte erwartet, im Inhalt der Bücher etwas zu finden, das er vielleicht als Bestechung verwenden würde. Sie war beinahe enttäuscht gewesen, dass er ihr lediglich einfache Abenteuergeschichten zu lesen gab, in denen von Magie kaum die Rede war.
Im Gegensatz zu Serin, der ängstlich darauf bedacht gewesen war, sie auf keinen Fall zu verärgern, zögerte Rothen nicht, sie zu verbessern, wenn sie einen Fehler machte. Er konnte ziemlich streng sein, aber sie hatte zu ihrer Überraschung herausgefunden, dass er ihr keine Angst machte. Bisweilen hatte sie sogar den Drang verspürt, ihn ein wenig aufzuziehen, wenn er allzu ernst war.
Wenn er sie nicht unterrichtete, versuchte er, mit ihr zu plaudern. Sie wusste, dass sie es ihm nicht leicht machte, da es so viele Themen gab, über die zu sprechen sie sich weigerte. Obwohl er immer bereit war, ihre Fragen zu beantworten, hatte er nie versucht, sie mit Gewalt oder List dazu zu bringen, ihrerseits mehr zu enthüllen, als sie enthüllen wollte.
Ob es sich mit der Gedankenrede genauso verhielt? Würde sie auch bei dieser Art der Kommunikation gewisse Dinge vor ihm verbergen können?
Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Ich muss es versuchen, sagte sie sich. Schließlich schluckte sie und nickte hastig. »Wie fangen wir an?«
Er bedachte sie mit einem forschenden Blick. »Wenn du es nicht tun willst, können wir durchaus noch ein paar Tage warten.«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin bereit.«
Er nickte, dann deutete er auf die Stühle. »Setz dich. Und mach es dir bequem.«
Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken und beobachtete, wie Rothen den niedrigen Tisch beiseite schob und einen Stuhl heranzog, so dass er ihr gegenüber Platz nehmen konnte. Mit Unbehagen stellte sie fest, dass er nur wenige Zentimeter von ihr entfernt sitzen würde.
»Ich werde dich bitten, die Augen zu schließen«, sagte er. »Dann werde ich deine Hände nehmen. Es ist zwar nicht notwendig, dass wir uns berühren, wenn wir miteinander sprechen, aber es hilft dabei, sich zu konzentrieren. Bist du so weit?«
Sie nickte.
»Schließ die Augen«, wies er sie an, »und entspann dich. Atme tief und gleichmäßig. Hör auf das Geräusch deines Atems.«
Sie tat wie geheißen. Lange Zeit blieb er still. Nach einer Weile stellte sie fest, dass sie im gleichen Rhythmus atmeten, und sie fragte sich, ob er seinen Atem dem ihren angepasst hatte.
»Stell dir vor, dass sich mit jedem Atemzug ein Teil deines Körpers entspannt. Zuerst deine Zehen, dann die Füße, dann die Knöchel. Waden, Knie, Oberschenkel. Lass die Finger ganz locker, die Hände, die Handgelenke, die Arme, den Rücken. Lass die Schultern sinken. Beug den Kopf ein wenig vor.«
Obwohl sie fand, dass seine Anweisungen etwas seltsam waren, tat sie, was er sagte. Als sie spürte, wie die Anspannung aus ihren Gliedern wich, nahm sie gleichzeitig ein eigenartiges Flattern im Magen wahr.
»Ich werde jetzt deine Hände nehmen«, erklärte er.
Die Hände, die sich um ihre schlossen, erschienen ihr ungewöhnlich groß. Sie widerstand dem Drang, die Augen zu öffnen und nachzusehen.
»Hör mir zu. Und denk genau darüber nach, was du hören kannst.«
Plötzlich wurde Sonea bewusst, dass sie umringt von stetigen, leisen Geräuschen war. Jedes Geräusch sprang sie an und verlangte, identifiziert zu werden: der Klang von Schritten draußen, die fernen Stimmen von Magiern und Dienern, die sowohl von innerhalb des Gebäudes wie von außerhalb kamen...
»Jetzt lass die Geräusche außerhalb des Raums verblassen. Konzentrier dich stattdessen auf die Geräusche hier im Raum.«
Es wurde stiller in ihr. Das einzige Geräusch waren ihr Atem und seiner, die jetzt wieder verschiedenen Rhythmen folgten.
»Und nun lass auch
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