Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Rebellin - The Black Magician's Guild 1 - The Magician's Guild
Augen, als er plötzlich begriff. »Ich soll sie in meinen Geist sehen lassen?«
»Ja. Dann wird sie wissen, dass du ihr die Wahrheit sagst.«
»Das… das ist normalerweise nicht notwendig, wenn man Kontrolle unterrichtet, aber die Umstände sind wohl auch kaum normal zu nennen.« Rothen schürzte die Lippen. »Aber einige Dinge sollte sie lieber nicht erfahren...«
»Dann verbirg sie vor ihr.« Dannyl lächelte. »So, auf mich wartet ein Klassenzimmer voll von deinen Novizen, die alle darauf brennen, ihre neuesten Streiche und Gemeinheiten an mir auszuprobieren. Von Lorlen hast du nichts zu befürchten. Aber ich erwarte heute Abend von dir zu hören, dass du beträchtliche Forschritte erzielt hast.«
Rothen kicherte. »Geh vernünftig mit ihnen um, dann werden sie vernünftig mit dir umgehen, Dannyl.«
Als sein Freund sich zum Gehen wandte, stieß Dannyl ein kurzes, freudloses Lachen aus. Irgendwo über ihnen erklang der Gong und kündete den Beginn der Unterrichtsstunde an. Seufzend straffte Dannyl die Schultern und betrat das Klassenzimmer.
Auf das Fenstersims gestützt, beobachtete Sonea die letzten Magier und Novizen, die davoneilten. Aber nicht alle hatten auf den Gong der Universität reagiert. Auf der anderen Seite der Gärten waren zwei Magier zurückgeblieben.
Bei dem einen handelte es sich um eine Frau in grünen Roben mit schwarzer Schärpe - das Oberhaupt der Heiler. Also hatten Frauen doch einen gewissen Einfluss in der Gilde, überlegte sie.
Der andere Magier war ein Mann, der blaue Roben trug. Sonea rief sich Rothens Erklärungen, was die Farben der Roben betraf, noch einmal ins Gedächtnis, konnte sich aber nicht daran erinnern, dass er blaue Roben erwähnt hatte. Die Farbe war ungewöhnlich, also war dieser Mann vermutlich ein einflussreicher Magier.
Rothen hatte ihr erklärt, dass Magier in hohen Positionen von den Mitgliedern der Gilde gewählt wurden. Diese Methode, Anführer durch eine Mehrheit bestimmen zu lassen, war faszinierend. Sonea hatte erwartet, dass die stärksten Magier über die anderen herrschen würden.
Rothen zufolge verbrachten die übrigen Magier ihre Zeit damit, zu unterrichten, zu experimentieren oder an öffentlichen Projekten zu arbeiten. Die Gebiete, auf denen sie sich betätigten, reichten von beeindruckenden bis hin zu schlicht lächerlichen Dingen. Zu ihrer Überraschung hatte sie erfahren, dass die Magier den Hafen gebaut hatten, und sie war einigermaßen belustigt gewesen, zu hören, dass einer der Magier einen großen Teil seines Lebens auf den Versuch verwandt hatte, immer stärkere Klebstoffe herzustellen.
Sie trommelte mit den Fingern auf das Sims und sah sich dann noch einmal in dem Raum um. In der vergangenen Woche hatte sie mehrmals Gelegenheit gehabt, alles einer gründlichen Musterung zu unterziehen, selbst das Zimmer, in dem Rothen schlief. Eine bedächtige Suche in sämtlichen Schränken, Truhen und Schubladen hatte Kleidungsstücke und alltägliche Gegenstände zutage gefördert. Die wenigen Schlösser, auf die sie gestoßen war, hatte sie mühelos öffnen können, aber der einzige Lohn für ihre Anstrengungen waren einige alte Dokumente gewesen.
Als sie eine Bewegung am Rand ihres Gesichtsfelds wahrnahm, drehte sie sich wieder zum Fenster um. Die beiden Magier hatten sich getrennt, und der Mann in Blau ging jetzt am Rand des Gartens entlang auf die zweistöckige Residenz des Hohen Lords zu.
Bei dem Gedanken an die Nacht, in der sie in dieses Gebäude gespäht hatte, überlief sie ein Frösteln. Rothen hatte nicht davon gesprochen, dass es unter den Magiern Assassinen gab, aber das war wohl kaum überraschend. Er versuchte schließlich, sie davon zu überzeugen, dass die Gilde wohlmeinend und nützlich war. Und wenn der schwarzgewandete Magier kein Assassine war, was konnte er dann sein?
Die Erinnerung an einen Mann in blutbefleckten Kleidern zuckte in ihr auf.
»Es ist vollbracht«, hatte der Mann gesagt. »Hast du meine Roben mitgebracht?«
Als sie das Klicken der Haupttür hinter sich hörte, zuckte sie zusammen. Sie wandte sich um und stieß langsam den Atem aus. Rothen kam mit wallenden purpurnen Roben auf sie zu.
»Entschuldige, dass es so lange gedauert hat.«
Er war ein Magier, und trotzdem entschuldigte er sich bei ihr. Erheitert zuckte sie nur die Achseln.
»Ich habe einige Bücher aus der Bibliothek mitgebracht.« Er straffte sich und betrachtete sie mit ernster Miene. »Aber ich dachte, wir fangen vielleicht mit einigen
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