Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Rebellin - The Black Magician's Guild 1 - The Magician's Guild
Bleibehaus zu sitzen, also habe ich stattdessen die Wäsche abgeholt und wieder ausgeliefert.« Sonea schnitt eine Grimasse. »Als ich das erste Mal Sachen zu einem Händler bringen musste, habe ich gesehen, wie einige Zünftler und Stallburschen einem Bäckermädchen zugesetzt haben. Ich wollte vermeiden, dass es mir genauso ergeht, also habe ich angefangen, mich wie ein Junge zu kleiden und mich auch wie einer zu benehmen.«
Donia zog die Brauen in die Höhe. »Und es hat funktioniert?«
»Meistens.« Sonea lächelte schief. »Aber manchmal kann es auch ziemlich unpraktisch sein, wie ein Junge auszusehen. Einmal hat sich eine Dienstmagd in mich verliebt! Ein anderes Mal war es ein Gärtner, der mich in die Enge trieb, und ich war mir sicher, dass er wusste, dass ich ein Mädchen bin. Bis er mich angefasst hat. Er wäre fast in Ohnmacht gefallen, dann wurde er plötzlich ganz rot im Gesicht und hat mir das Versprechen abgenommen, niemandem davon zu erzählen. Da draußen laufen alle möglichen Leute herum.«
Donia kicherte. »Die Mädchen hier nennen diese Männer Goldminen. Opia verlangt einen höheren Preis für Jungen, denn wenn die Wachen dahinterkämen, würden sie sie hängen. Aber mit Mädchen ist es nicht verboten. Erinnerst du dich noch an Kalia?«
Sonea nickte. Kalia war das dünne Mädchen gewesen, das in einem Bolhaus in der Nähe des Marktes bedient hatte.
»Es hat sich herausgestellt, dass ihr Vater sie jahrelang an Kunden verkauft hat«, erklärte Donia kopfschüttelnd. »Seine eigne Tochter! Letztes Jahr ist sie ihm davongelaufen und hat bei Opia angefangen. Sie meint, auf diese Weise würde sie wenigstens etwas von dem Geld zu sehen bekommen. Das hat mir erst richtig klar gemacht, wie viel Glück ich habe. Vater sorgt dafür, dass mich niemand auf ungebührliche Weise belästigt. Das Schlimmste, was ich -« Sie hielt inne und sah zur Tür, dann lief sie durch den Raum und spähte durchs Schlüsselloch. Ein erleichtertes Lächeln trat auf ihre Züge, und sie öffnete die Tür.
Cery schlüpfte hindurch und reichte Donia ein Bündel.
»Du siehst nicht anders aus«, sagte er, nachdem er Sonea kritisch beäugt hatte.
Donia seufzte. »Das Färbemittel hat nicht funktioniert. Kyralisches Haar lässt sich nicht so einfach verändern.«
Er zuckte die Achseln, dann deutete er mit dem Kopf auf das Bündel. »Ich habe dir etwas zum Anziehen mitgebracht, Sonea.« Er wandte sich wieder der Tür zu. »Wenn du fertig bist, klopf einfach.«
Als die Tür hinter ihm zufiel, griff Donia nach dem Bündel und wickelte es aus.
»Noch mehr Jungenkleider«, sagte sie naserümpfend und warf Sonea eine Hose und ein Hemd mit hohem Kragen zu. Anschließend förderte sie ein langes Gewand aus schwerem, schwarzem Tuch zutage. »Aber der Umhang ist in Ordnung.«
Sonea wechselte die Kleidung. Als sie sich den Umhang über die Schultern legte, klopfte es an der Tür.
»Wir brechen auf«, erklärte Cery, als er in den Raum trat. Harrin folgte ihm mit einer kleinen Lampe. Beide Männer blickten grimmig drein, und Soneas Herz setzte einen Schlag aus.
»Haben sie schon mit der Suche angefangen?«
Cery nickte, dann ging er zu einem alten, hölzernen Schrank im hinteren Teil des Raums. Er öffnete seine Türen und zog an den Regalbrettern. Sie ließen sich mühelos - die Tassen und Teller, die darauf standen, zitterten nur leicht - nach vorn aus dem Schrank schwenken und gaben auf dessen Rückseite eine rechteckige Öffnung frei.
»Sie suchen schon seit einigen Stunden«, sagte Harrin, als Sonea durch die verborgene Tür in die Finsternis der Geheimgänge trat.
»Wirklich?«
»Hier unten verliert man leicht das Zeitgefühl«, erklärte er. »Draußen ist bereits heller Vormittag.«
Cery scheuchte Harrin und Donia durch die Tür. Sonea hörte ein schwaches Quietschen, dann fiel der Schein von Harrins Lampe auf die feuchten Wände des Gangs. Cery zog von hinten die Schrankbretter wieder an ihren Platz und schloss die Schranktüren. Dann wandte er sich zu Harrin um.
»Kein Licht. Ich finde mich im Dunkeln besser zurecht.«
Der Korridor verschwand, als Harrin die Blende über seine Lampe schob.
»Und reden dürft ihr auch nicht«, fuhr Cery fort. »Sonea, halt dich an meinem Mantel fest und leg die andere Hand an die Mauer.«
Sie griff nach dem groben Stoff seines langen Mantels. Eine Hand legte sich sachte auf ihre Schulter. Im nächsten Moment hallten auch schon ihre Schritte durch den Korridor.
Kein Lichtstrahl
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