Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Rebellin - The Black Magician's Guild 1 - The Magician's Guild
nützliche Hinweise gegeben haben. Aber ich warne euch, tretet nicht selbst an das Mädchen heran. Sie könnte eine Ge-«
»Sie ist hier!«, kreischte jemand.
Obwohl er wusste, dass es unvernünftig war, regte sich Hoffnung in Dannyl. Die Menge teilte sich, und jemand drängelte sich nach vorn.
»Lasst sie durch«, befahl Dannyl.
Kurz darauf drückte sich eine verhutzelte alte Frau gegen das Tor. Eine knochige Hand schob sich durch die Gitterstangen und winkte Dannyl heran. Die andere Hand hielt den Arm eines dünnen, in schmutzige, fadenscheinige Kleider gehüllten Mädchens umklammert.
»Das ist sie!«, erklärte die Frau und starrte ihn mit riesigen Augen an.
Dannyl besah sich das Mädchen näher. Klein, mit ungleichmäßig geschnittenem Haar und einem mageren, hohlwangigen Gesicht. Das Mädchen war zum Erbarmen dünn, und die Kleider hingen an dem formlosen Körper herab. Als Dannyl die Kleine ansah, brach sie in Tränen aus.
Zweifel befielen ihn, als ihm klar wurde, dass er sich nicht mehr an das Gesicht des Mädchens erinnerte, das Rothen in der Gildehalle heraufbeschworen hatte.
- Rothen?
- Ja?
Er sandte dem Magier ein Bild des Mädchens.
- Das ist sie nicht.
Dannyl seufzte vor Erleichterung. »Sie ist nicht die, die wir suchen«, erklärte er kopfschüttelnd und wandte sich ab.
»Heh!«, protestierte die Frau. Als er sich noch einmal umdrehte, funkelte sie ihn wütend an. Er hielt ihrem Blick stand, und sie senkte hastig den Kopf. »Seid Ihr Euch sicher, Herr?«, fragte sie mit schmeichelndem Tonfall. »Ihr habt sie Euch gar nicht aus der Nähe angesehen.«
Das Meer der ihm zugewandten, erwartungsvollen Gesichter vor sich, begriff er, dass die Menschen einen sichtbaren Beweis haben wollten. Wenn er sie nicht davon überzeugte, dass man ihn nicht täuschen konnte, würden auch andere junge Mädchen herbringen, um sich auf diese Weise die Belohnung zu verdienen - und er konnte Rothen unmöglich bitten, jedes einzelne Mädchen zu identifizieren, das man zu ihm brachte.
Langsam trat er auf das Tor zu. Das Mädchen hatte aufgehört zu weinen, aber als Dannyl näher kam, wurde es schneeweiß vor Angst.
Dannyl streckte die Hand nach ihm aus und lächelte. Das Mädchen wich zurück, aber die Frau packte seinen Arm und stieß ihn durch die Gitter des Tores.
Dannyl griff nach der Hand des Mädchens und sandte eine Gedankenfrage in ihren Geist. Sofort spürte er in ihr eine starke, verborgene Quelle der Kraft. Überrascht zögerte er einen Moment, bevor er ihre Hand losließ und zurücktrat.
»Sie ist nicht die, nach der wir suchen«, wiederholte er.
Die Informanten begannen von Neuem durcheinander zu rufen, aber ohne die Entschlossenheit, die zuvor in ihren Stimmen gelegen hatte. Er entfernte sich einige Schritte vom Tor und hob die Arme. Die Menschen wichen zurück.
»Geht jetzt!«, rief Dannyl. »Kommt am Nachmittag wieder.«
Dann drehte er sich so schnell um, dass seine Roben ihn dramatisch umflatterten, und schritt davon. Ein ehrfürchtiges Murmeln erhob sich hinter ihm, und er beschleunigte lächelnd seine Schritte.
Aber sein Lächeln verschwand, als er an die magische Kraft dachte, die er bei dem Bettlermädchen wahrgenommen hatte. Hätte es sich um eine Tochter aus einem der Häuser gehandelt, hätte man sie wohl kaum der Gilde zur Ausbildung geschickt. Als Braut, die die magischen Blutlinien ihres Hauses stärkte, wäre sie für ihre Familie kostbarer gewesen. Aber als zweiter oder dritter Sohn wäre sie jeder Familie hochwillkommen gewesen. Selbst ein schwacher Magier trug dem Namen einer Familie Ansehen ein.
Kopfschüttelnd näherte sich Dannyl der Universität. Es war nur ein Zufall, dass das einzige Mädchen aus dem Hüttenvolk, das er bisher geprüft hatte, magisches Potenzial besaß. Vielleicht war sie die Tochter einer Prostituierten, die das Kind eines Magiers empfangen hatte. Dannyl gab sich keinerlei Illusionen hin, was die Gewohnheiten seiner Kollegen betraf.
Dann fielen ihm wieder Lord Solends Worte ein: »Falls es sich bei dieser jungen Frau um eine geborene Magierin handelt, müssen wir davon ausgehen, dass sie stärker ist als unsere durchschnittlichen Novizen, vielleicht sogar stärker als durchschnittliche Magier.« Das Mädchen, nach dem sie suchten, war möglicherweise mindestens so stark wie er selbst. Es könnte sogar stärker sein...
Er schauderte. Plötzlich fiel es ihm nur allzu leicht, sich die Existenz von Dieben und Mördern vorzustellen, die insgeheim Kräfte
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