Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Rebellin - The Black Magician's Guild 1 - The Magician's Guild
»Und die Magie hat meinen Onkel getroffen, als hätte ihm jemand eine ganze Mauer entgegengeschleudert. So hat er es erzählt, mein Onkel.«
»Hai!«, flüsterte der Junge ehrfürchtig. Anschließend blieb es für ein paar Minuten still im Raum, dann durchbrach eine neue Stimme das Schweigen.
»Meine Schwester ist gestorben wegen der Magier.«
Alle Gesichter wandten sich jetzt einem dürren Jungen zu, der im Schneidersitz am Rand des Kreises hockte.
»Es herrschte ein ziemliches Gedränge um uns herum«, erzählte er ihnen. »Die Magier haben in der Straße hinter uns ihre Lichter aufblitzen lassen, und alle sind plötzlich losgelaufen. Ma hat meine kleine Schwester fallen lassen, aber sie konnte nicht mehr stehen bleiben, weil so viele Menschen da waren, die alle voller Angst wegrannten. Mein Pa ist dann zurückgekehrt und hat sie gefunden. Ich habe gehört, wie er die Magier verfluchte. Er hat gesagt, es sei ihre Schuld, dass meine Schwester gestorben ist. Die Schuld der Magier.« Verdrossen starrte er zu Boden. »Ich hasse sie.«
Mehrere Kinder in dem Kreis nickten. Nachdenkliches Schweigen folgte, dann stieß das erste Mädchen einen Laut der Befriedigung aus.
»Da habt ihr’s«, sagte sie, »wollt ihr wirklich den Magiern helfen? Ich jedenfalls nicht. Das Mädchen hat ihnen die Stirn geboten, jawohl. Vielleicht erwischt sie beim nächsten Mal noch mehr von ihnen.«
Die Kinder grinsten und nickten einander zu. Sonea stieß den Atem, den sie angehalten hatte, lautlos aus. Dann hörte sie das Knarren des Riegels, als die Falltür geöffnet wurde. Cery kam auf den Dachboden geklettert. Er trat auf sie zu, dann ließ er sich grinsend zu Boden sinken.
»Wir sind verraten worden«, murmelte er. »Das Haus wird gleich durchsucht werden. Folg mir.«
Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Als sie ihn jetzt ansah, stellte sie fest, dass das Grinsen seine Augen nicht erreicht hatte. Er rappelte sich wieder hoch, und sie sprang auf, um ihm zu folgen. Einige Kinder sahen ihr nach, aber sie wich ihren Blicken aus. Sie spürte das wachsende Interesse der anderen, als Cery stehen blieb und die Türen zu einem großen Schrank im hinteren Teil des Raumes öffnete.
»Das ist eine Tür, die von hier aus in die Geheimgänge führt«, murmelte er und griff in das Innere des Schranks. Er zog sachte an einem Brett, dann runzelte er die Stirn und zog kräftiger. »Sie ist von der anderen Seite blockiert.« Er fluchte leise.
»Sitzen wir in der Falle?«
Er drehte sich um und sah, dass die meisten Kinder sie jetzt beobachteten. Cery schloss die Schranktür, dann ging er zu einem der Fenster hinüber.
»Es hat keinen Sinn, uns jetzt etwas vorzumachen. Wie gut kannst du klettern?«
»Es ist schon ein Weilchen her...« Sie blickte auf. Die Fenster waren in das Dach eingelassen, das fast bis zum Boden schräg abfiel.
»Mach mir eine Räuberleiter.«
Sonea faltete die Finger beider Hände ineinander und schnitt eine Grimasse, als Cery darauf trat. Cery stieg auf ihre Schultern, und Sonea taumelte. Dann bekam er einen Dachbalken zu fassen, gewann das Gleichgewicht zurück, nahm ein Messer aus seinem Mantel und machte sich daran, das Fenster zu bearbeiten.
Irgendwo unter ihnen krachte eine Tür gegen eine Wand, dann folgte das gedämpfte Geräusch erhobener Stimmen. Ein Stich der Angst durchzuckte Sonea, als die Falltür aufgerissen wurde, aber das Gesicht, das dort erschien, gehörte Norins Nichte, Yalia.
Die Frau erfasste mit einem einzigen Blick die Kinder, Sonea und Cery, der auf Soneas Schultern balancierte.
»Die Tür?«, fragte sie.
»Blockiert«, erwiderte er.
Sie runzelte die Stirn, dann sah sie die Kinder an. »Die Magier sind hier«, sagte sie zu ihnen. »Sie werden das Haus durchsuchen.«
Die Kinder bombardierten sie mit Fragen. Über Sonea stieß Cery einen kräftigen Fluch aus, und als er plötzlich das Gewicht verlagerte, hätte Sonea ihn um ein Haar fallen lassen.
»Hai! Du bist als Leiter keine große Hilfe, Sonea.«
Plötzlich ließ der schmerzhafte Druck auf ihre Schultern nach. Cerys Fuß rutschte ab und traf sie an der Brust. Sonea unterdrückte jeden Kommentar und brachte sich mit einem Sprung vor seinen baumelnden Beinen in Sicherheit.
»Sie werden uns nichts tun«, erklärte Yalia den Kindern auf dem Dachboden. »Sie werden es nicht wagen. Ganz bestimmt sehen sie sofort, dass ihr alle viel zu klein seid. Sie werden sich eher für jemanden interessieren, der -«
»Hai! Sonea!«, flüsterte Cery
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