Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Rebellin - The Black Magician's Guild 1 - The Magician's Guild
Stimme wehte zu ihr herüber, aber sie konnte nicht verstehen, was er sagte. Die Zeichnungen an der Tafel waren ebenso unbegreiflich wie die Worte des Heilers. Ein Stich der Enttäuschung durchzuckte Sonea, dann bedeutete sie Cery, sie hinunterzulassen.
Sie schlichen an dem Gebäude entlang bis zum nächsten Fenster. Die Szene, die sich dort entfaltete, war ebenso rätselhaft wie die erste. Die Novizen saßen stocksteif auf ihren Stühlen und hielten die Augen geschlossen. Hinter jedem Novizen stand ein anderer, der die Hände auf die Schläfen seines Kameraden drückte. Der Lehrer, ein streng aussehender Mann in roten Roben, beobachtete sie schweigend.
Sonea wollte sich gerade abwenden, als der Mann plötzlich zu sprechen begann.
»Löst euch jetzt.« Sein Tonfall war unerwartet sanft für einen Mann mit so harten Gesichtszügen. Die Novizen schlugen die Augen auf. Diejenigen, die gestanden hatten, rieben sich die Schläfen und schnitten eine Grimasse.
»Wie ihr festgestellt habt, ist es unmöglich, in den Geist eines anderen zu sehen, wenn dieser euch nicht dazu auffordert«, erklärte der Lehrer ihnen. »Nun, es ist nicht wirklich unmöglich, wie unser Hoher Lord bewiesen hat, aber gewöhnliche Magier wie ihr oder ich sind dazu nicht einmal ansatzweise in der Lage.«
Sein Blick wanderte kurz zum Fenster hinüber, und Sonea zog sich hastig zurück. Cery ließ sie hinunter, und sie ging unter dem Fenstersims in die Hocke, presste sich mit dem Rücken an die Mauer und bedeutete Cery, es ihr gleichzutun.
»Hat man dich gesehen?«, flüsterte Cery.
Sonea legte sich eine Hand aufs Herz, das heftig hämmerte. »Ich bin mir nicht sicher.« Lief der Magier vielleicht gerade eben durch die Universität, um in den Gärten nach ihnen zu suchen? Oder stand er am Fenster und wartete darauf, dass sie unter dem Sims hervorkamen?
Sie schluckte mit trockenem Mund. Dann drehte sie sich zu Cery um, um ihm nahezulegen, durch den Wald zurückzulaufen, hielt jedoch plötzlich inne. In dem Raum hinter ihr war wieder die gedämpfte Stimme des Lehrers zu hören. Sie schloss die Augen und seufzte vor Erleichterung.
Cery beugte sich vor und spähte vorsichtig zu dem Fenster hinauf. Er sah sie an und zuckte die Achseln. »Wollen wir weiter?«
Sonea holte tief Luft und nickte. Sie erhoben sich, gingen an dem Gebäude entlang und blieben unter dem nächsten Fenster stehen. Cery legte erneut die Hände zusammen und hob Sonea hoch.
Als sie durch das Fenster spähte, konnte sie schnelle Bewegungen ausmachen. Voller Staunen betrachtete sie das Bild, das sich ihr bot. Mehrere Novizen rannten kreuz und quer durch den Raum und taten ihr Bestes, um einem winzigen Lichtpunkt auszuweichen, der um sie herumflog. Auf einem Stuhl in einer Ecke stand ein rotgewandeter Magier und verfolgte mit ausgestreckter Hand die Bewegungen des Lichts. Plötzlich schrie er die Novizen an: »Bleibt stehen! Lasst euch nicht in die Enge treiben!«
Vier der Novizen standen bereits reglos da. Wenn der leuchtende Funke sie fast erreicht hatte, wurde er wie von unsichtbarer Hand beiseite geschleudert. Nach und nach folgten auch andere Novizen dem Beispiel ihrer Mitschüler, aber der Funke war schnell. Einige der weniger begabten jungen Leute hatten winzige rote Flecken auf dem Gesicht und auf den Armen.
Plötzlich erlosch der Funke. Der Lehrer sprang leichtfüßig vom Stuhl. Die Novizen entspannten sich und grinsten einander an. Sonea, die Angst hatte, sie könnten in ihre Richtung sehen, ließ sich zu Boden fallen.
Am nächsten Fenster beobachtete sie einen rotgewandeten Magier, der seiner Klasse ein seltsames Experiment mit farbigen Flüssigkeiten vorführte. In einem anderen Raum arbeitete eine Gruppe von Novizen mit schwebenden Kugeln aus geschmolzenem Glas, die sie zu raffinierten, leuchtenden Skulpturen formten. In der nächsten Klasse hielt ein freundlich aussehender Mann in roten Roben einen Vortrag darüber, wie man Feuer machte.
Plötzlich hallte ein dunkler Glockenton durch die Gilde. Der Magier blickte überrascht auf, und die Novizen erhoben sich von ihren Stühlen. Sonea zog sich hastig von dem Fenster zurück.
Cery ließ sie auf den Boden nieder. »Diese Glocke beendet die Unterrichtsstunden«, erklärte er ihr. »Wir werden uns jetzt ganz still verhalten. Die Magier verlassen gleich die Universität und gehen in ihre Quartiere.«
Sie kauerten sich hinter einen Baumstamm.
Minutenlang blieb alles still, dann hörte Sonea den Klang von Schritten
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