Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin
Glasbearbeitung lernen könnte, über die Fertigung der prächtigen Paneele… Sie konnte Tovins ruhige Hypnotisierstimme sogar jetzt hören, die Stimme, die sie zum. Fluss ihrer Erinnerung führte, weiter und weiter in das Wissen hinein, das nur sie allein besaß.
Sie hatte jedoch Angst vor diesem Sehnen und war eingeschüchtert von der Kraft des Verlangens, das durch ihren Bauch pochte. »Ich habe mich bereits von Euch hypnotisieren lassen. Ich habe alle Eure Fragen beantwortet.«
»Mir sind noch weitere Dinge eingefallen, die ich dich fragen möchte.« Tovin sah sie unverwandt an.
»Ich…«, begann Rani, und dann musste sie sich räuspern. »Die Gefolgschaft ist geheim. Niemand darf davon wissen.«
»Ja«, stimmte Tovin ihr zu. »Die Gefolgschaft ist geheim. Genau wie meine Kunst geheim ist. Genau wie die Kunstfertigkeit jeder Gilde geheim ist. Deine Meister würden dich Geheimnisse lehren, wenn sie noch am Leben wären.«
Stimmte er ihr zu oder war er anderer Meinung? Sagte er, dass er die Gefolgschaft meiden und ihre Verpflichtungen respektieren würde? Ranis Hände zitterten, während sie sich vorbeugte, um seine leisen Worte zu hören, und das Pferdepaneel bewegte sich jäh, wobei seine Beine die schwingende Bewegung eines echten Tieres nachahmten. Die dünne Kette fing das Sonnenlicht ein und schimmerte wie die Lichtstreifen in Tovins Haar.
»Ich habe die Wahl«, sagte Rani, aber sie ließ die Feststellung wie eine Frage klingen.
»Ja. Du weißt inzwischen, dass du das Hypnotisieren kontrollierst.«
»Und wenn ich Euch nicht genug erzähle?«
Tovin hielt ihren Blick fest. »Wir sind beide Händler, Rani. Wir wissen, wie wir einen Wert bemessen. Wenn du durch das Hypnotisieren keinen wahren Wert lieferst, dann schuldest du eine andere Bezahlung. Paneele säubern oder Kostüme für die Truppe nähen.«
Sie hob das Kinn, spannte ihre Arme an und brachte die Pferdebeine wieder in Schwingung. »Also gut.« Sie stoppte die Bewegung des Paneels, indem sie es an ihren Körper schmiegte, und streckte dann eine Hand aus. »Ich werde den Handel mit Euch eingehen.«
Es war eine alte Tradition, auf dem Marktplatz wohl etabliert. Tovin zögerte einen Moment, dann ergriff er ihren Arm am Ellenbogen. Sie schrak überrascht zurück, bestürzt darüber, dass er ein älteres Symbol benutzte als dasjenige, das sie angeboten hatte. Tovin benutzte den Soldatengriff, der zeigte, dass er keinen Stahl im Ärmel verborgen hatte, und bestätigte, dass sie gleichermaßen unbewaffnet war. Seine Finger brannten auf der Haut ihres Armes und glitten dann über den Ellenbogen zu ihrem Handgelenk. »Gut gemacht, Ranita.«
Sie schluckte schwer und fragte sich, ob er sie zuvor belogen hatte. Würde er sie wirklich Glasrahmen säubern lassen, als Bezahlung für das Hypnotisieren? Es bestand kein Zweifel an der Einladung bei seiner Berührung. Sie konnte das schweigende Angebot, das seine Finger machten, nicht missverstehen.
Sie wollte das nicht, erklärte sie sich fest. Sie hatte Crestman geküsst, vor langer Zeit in Amanthia, und die Hitze, die zwischen ihnen gebrannt hatte, erschwerte ihre Unterhaltungen immer noch. Sie hatte Hals Lippen auf ihrer Hand gespürt, ein Versprechen für ein zukünftiges Leben, das ihre Hoffnungen und Träume verwirrte. Als sie kaum mehr als ein Kind gewesen war, hatte sie sich nach einem Soldaten gesehnt, aber er war mit ihrem Messer im Kreuz gestorben.
Sie wollte Tovin nicht begehren. Er war sozusagen ihr Gildemeister. Er brachte ihr Glasmalerkunde bei. Alles andere wäre verwirrend, wäre beängstigend und falsch.
Tovin musste ihre Unentschlossenheit bemerkt haben, denn er trat einen Schritt fort. »Ich muss mich mit den Gauklern beraten, um zu erfahren, was ich bei der Spinnengilde noch für sie erwerben soll. Komm zu mir, wenn du fertig bist, und wir werden unsere Arbeit gemeinsam vollenden.«
Sie murmelte eine angemessene Antwort und beugte sich dann rasch über das Glas vor ihr, entschlossen, ihm nicht nachzusehen. Aber bald wurde ihre angespannte Konzentration von jemandem unterbrochen, der ihr das Licht nahm. Sie schaute auf und sah Crestman über sich aufragen.
»Mair sagt, du wirst um Spinnen verhandeln.«
»Ja.« Sie erkannte die Entschlossenheit an seinem angespannten Kiefer und erinnerte sich an diese innere Stärke, die sie zum ersten Mal bemerkt hatte, als er seine Kompanie Jungen in Amanthia befehligte. »Wir sprachen darüber, während die Gaukler ihr Treffen abhielten. Wir
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