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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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belästigt, den Ihr heute Nachmittag gesehen habt.«
    Wenn Teheboth nur die Tiefe von Berylinas Glauben erahnte… Wenn der König nur erkennen könnte, dass seine Tochter mit den Göttern selbst sprach, ihre Gestalten anzog, als wären sie ihre lebenden, atmenden Freunde… Keine Mittsommerzeremonie würde der Prinzessin diese Ergebenheit austreiben. Aber das war kaum Hals Belang, nicht wenn er beabsichtigte, seine Braut nach Moren zu bringen, in ein Land, das die Tausend Götter verstand.
    Vier Wochen bis zur Hochzeit.
    »Natürlich«, sagte Teheboth, als könne er Hals Gedanken lesen, »könntet Ihr ein Jahr warten. Ihr könntet Eure Hochzeit im nächsten Sommer feiern. Und die Mitgift dann erhalten.«
    Unmöglich. Die Kirche würde kein Jahr warten.
    Achthundert Goldbarren, und die Hochzeit in einem Monat.
    Das war nicht die Vereinbarung, auf die er gehofft hatte, als er in Liantine ankam. Nicht als er während der Frühlingsjagd mit Teheboth sprach. Nicht als er sein Recht verwirkte, nach dem Kleinen Heer zu fragen und ein Angebot für die Rückkehr der amanthianischen Kinder zu machen. Er hatte geglaubt, das Opfer würde ihm hier besser dienen.
    Dennoch könnte er mit achthundert Goldbarren seine unmittelbaren Schulden bezahlen.
    Und vier Wochen ließen ihm Zeit, um Rani aus dem Lager der Gaukler zurückzurufen. Zeit, um nach Puladarati und seinem restlichen Hof zu schicken. Und vier Wochen lang sollte er im Stande sein, Mareka Octolaris zu meiden.
    Hal streckte seinem neuen Verbündeten, dem Vater der Frau, die er heiraten würde, eine Hand hin. »Abgemacht.«

12

    Rani nickte, als Flarissa auf die festen Verbindungen in dem Glasrahmen deutete. Die Stimme der Gauklerin klang ruhig und geduldig, als sie erklärte: »Du musst die Ecken sorgfältig säubern. Zu viel Schleifmittel, und du wirst das Lötmetall zu stark abnutzen. Nimmst du jedoch zu wenig, dann wird der Rahmen das Licht nicht richtig reflektieren.«
    »Ich verstehe«, sagte Rani. Sie nahm ihren weichen Spinnenseidelappen hoch und führte ihn durch ihre Finger, so dass sie die feste Webstruktur spüren konnte. Die Gaukler hatten Stapel des verbrauchten Stoffes, der vom langen Tragen zerlumpt und so zerrissen war, dass er nicht mehr geflickt werden konnte. Für den Transport des Glases benutzten sie saubere Stücke.
    Rani hatte den größten Teil des Vormittags damit verbracht, die zarte Arbeit zu studieren. Flarissa hatte sie alles Glas inspizieren lassen und hatte hölzerne Lagerkisten aus dem verschlossenen Lagerraum herbeigeschleppt. Rani hatte zugestimmt, im Austausch für die Gelegenheit zu lernen, jedes einzelne Stück zu säubern.
    »Ja«, sagte Flarissa jetzt. »Du scheinst vieles zu verstehen. Du hattest in der Vergangenheit gute Lehrer.«
    »Nicht genügend. Das meiste, was ich weiß, habe ich aus Büchern gelernt.«
    »Aber das wird sich ändern, wenn du deine Gilde wieder an die Macht bringst.« Die Stimme der Gauklerin war voller Mitgefühl. »Du wirst sie wieder aufbauen, Ranita«, sagte Flarissa sanft. »Hab Vertrauen.«
    Rani schluckte schwer, und als sie sprach, wunderte sie sich, dass ihre Stimme fest klang. Vielleicht sogar so fest, dass Flarissa nicht erkennen würde, dass sie das Thema wechselte. »Wie viele Glaspaneele besitzen die Gaukler alles in allem?«
    »Es gibt eines für jede Figur in unseren Stücken. Ich habe nie daran gedacht, sie zu zählen. Zweihundert vielleicht?«
    »Zwei…« Rani brach vor Verwunderung ab.
    »Ja«, sagte Flarissa nickend. »Und die meisten davon sind von unseren Reisen schmutzig.«
    »Ich werde sie säubern«, schwor Rani. »Ich werde sie alle säubern.«
    Flarissa reichte ihr die Dose mit dem Reinigungsmittel. »Fang mit denen hier an. Ich bin in meiner Hütte, Ranita. Komm zu mir, wenn du irgendwelche Fragen hast.« Bevor die Gauklerin davonging, strich sie Rani herzlich über die Wange, eine liebevolle Verabschiedung, persönlicher als jegliche Worte, die sie hätte äußern können.
    Rani spürte, wie sich die Berührung der älteren Frau wie der Friede des Hypnotisierens in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Sie nahm ihren Spinnenseidelappen hoch und begann, das Reinigungsmittel in die Verbindungen des ersten Paneels einzuarbeiten.
    Sie verlor beim Arbeiten das Zeitgefühl. Ihr Haar fiel ihr beim Säubern immer wieder in die Augen, und schließlich seufzte sie aufgebracht und verschwendete kostbare Augenblicke damit, sich die Finger an einem frischen Tuch sauber zu wischen, bevor sie die

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