Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
Vom Netzwerk:
meinte.
    Hal versuchte, das Beste aus der Situation zu machen, und bedeutete dem Priester, sich wieder hinzusetzen, während er zu Berylinas Werk trat. »Was habt Ihr da geschaffen, Mylady?«
    Es war zu spät für diese freundliche Frage. Berylinas Lächeln war verblasst und wurde von einem raschen Zucken ersetzt, das sie zu verbergen versuchte, indem sie ihr Gesicht dem Fenster zuwandte. Hal dachte einen langen Moment, sie würde überhaupt nicht antworten, aber dann flüsterte sie: »Nichts, Euer Majestät. Nur eine Zeichnung.«
    »Lasst sie mich sehen.« Er bemühte sich, ungestüm glücklich zu klingen, wie ein eifriger Bräutigam, der seine Braut umwarb.
    »Bitte, Euer Majestät. Es ist nur ein Zeitvertreib, es ist unbedeutend.«
    Hal ignorierte ihren Protest und umschritt die Staffelei. Er war so überrascht, dass er einen Ausruf nicht unterdrücken konnte, als er sah, was sie gezeichnet hatte.
    Siritalanus Gesicht war in dem Werk erkennbar. Der junge Priester lächelte offen, als wäre er ein junger Mann, der beim Unfug mit seinesgleichen eingefangen würde. Seine Hände lagen offen im Schoß, die langen Finger hielt er in den Blumen verschränkt. Die Blumen selbst waren perfekt dargestellt, Form und Schattierung waren genau getroffen, und die schwarzen Linien bildeten einen deutlichen Kontrast zu dem cremefarbenen Pergament.
    Und doch war die Zeichnung nicht nur ein Porträt. Berylina hatte noch mehr eingefangen, eine fremdartige Atmosphäre, einen Hinweis auf Andersartigkeit, auf – Hal zögerte, bevor er das Wort zuließ – Heiligkeit. Sie hatte die physische Präsenz Pater Siritalanus genommen und in das Bild eines Gottes verwandelt.
    »Das ist recht bemerkenswert, Mylady!«
    Sie errötete, wurde so rot wie die Rosen, die auf der grünen Robe des Priesters leuchteten. »Es ist nichts, Euer Majestät.«
    »Ihr habt die Essenz Bains eingefangen.«
    »Nur weil Pater Siritalanu mir geholfen hat«, beharrte die Prinzessin, so dass ihre schüchternen Worte durch ihren religiösen Eifer an Kraft: gewannen. »Nur weil wir gebetet haben, bevor ich meine Zeichnung begann.« Die Erwähnung des Gebets schien ihr noch mehr Zuversicht zu verleihen, und sie fügte eilig hinzu: »Pater Siritalanu war höchst großzügig mit seiner Zeit, Euer Majestät. Ich bin dankbar dafür, dass Ihr ihm meine spirituelle Vorbereitung auf das, was kommen wird, übertragen habt.«
    »Nun… eh… ja.« Hal erkannte kaum, wie viele Worte Berylina aneinandergereiht hatte. Er war eher durch das aus der Fassung gebracht, was er sagen sollte. Sie benutzte die Worte »was kommen wird«, als beschwöre sie ihre Hinrichtung herauf.
    Eines von Berylinas Kindermädchen trat vor und schalt ihre Herrin. »Ihr habt König Halaravilli keine Gastfreundschaft gezeigt, Euer Hoheit. Ihr müsst ihm einen Becher Wein anbieten.«
    »Oh!« Berylina erschrak, und sie legte die Zeichenkohle neben die Staffelei. Sie sank ungeschickt in einen Hofknicks, und all ihre neu aufgebaute Beredsamkeit floh, während sie darum rang, die Worte hervorzubringen: »Bitte, Euer Majestät, vergebt mir!«
    Hal zwang sich, seinen gequälten Gesichtsausdruck in ein ehrliches Lächeln zu verwandeln. »Es ist keine Vergebung nötig, Mylady. Und bitte, unterbrecht Eure Arbeit nicht. Wenn Ihr die Zeichnung fertiggestellt habt, werden wir sie mit Glas bedecken. Wir werden sie schützen, und Ihr könnt sie in Eurem neuen Heim, in Morenia, aufbewahren. Ihr könnt sie Euch ansehen, um Euch an Bains Hand zu erinnern, die Euch bei allen Euren Bemühungen, Neues wachsen zu lassen, angeleitet hat.«
    Die Prinzessin errötete und wandte den Blick ab; sie verschränkte ihre Finger ineinander und verschmierte Zeichen. kohlestaub über beide Hände.
    Was?, wollte Hal ausrufen. Er hatte nur neue Dinge gemeint – wie ihre Heirat. Wie den Bund zwischen ihren Häusern. Bei all den Tausend Göttern – sie war noch ein Kind! Er hatte mit seinen Worten nicht mehr meinen können! Hal räusperte sich und versuchte, seinen Vorschlag abzuschwächen. »Wir haben in Moren viele wunderschöne Gärten, Mylady. Ich denke, Ihr werdet erfreut sein, Bains Werk zu sehen.«
    Nachdem eines der Kindermädchen finster dreinblickte und sich entschieden räusperte, flüsterte Berylina: »Das sollte mir gefallen, Euer Majestät.« Das Eingeständnis erwies sich als zu viel für sie. Sie errötete erneut und nahm ihre Röcke mit rußigen Fingern auf.
    »Ja. Nun, dann…« Hal schaute zu Pater Siritalanu, aber der

Weitere Kostenlose Bücher