Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin
Lippen, während sie an ihm vorbei zu den Bäumen blickte.
»Ruh dich aus, Rani. Komm heute Abend zu mir, dann werde ich dir von unseren Plänen erzählen.«
Sie wollte protestieren, aber ihre Worte wurden fast von einem Gähnen erstickt, das sie in ein Husten verwandeln wollte. »Ja, Mylord. Ich werde mich um die Bäume kümmern und dann heute Abend zu Euch kommen.«
Hal ging in seinem Raum auf und ab, maß die Schritte mit der Ungeduld eines kleinen Kindes. Fünfzehn Schritte bis zur Tür. Umkehren. Fünfzehn Schritte bis zum Fenster. Umkehren. Tür. Fenster. Tür. Fenster. Mit jedem Schritt ermahnte er sich, nicht zu seinem Hochzeitsanzug zu schauen, der bereits an einem Holzständer hing. Nicht zu den Octolariskäfigen zu schauen, die an den Wänden standen.
Farso hatte den größten Teil des Nachmittags in Hals Raum verbracht und ihn mit den Einzelheiten des Besuchs bei der Spinnengilde versorgt. Obwohl der Adlige nie ins Innere der Enklave gelangt war, wusste er, wie Rani den Gildemeister überlistet hatte, wie sie ihr Angebot für die Riberrybäume angebracht hatte. Farso hatte zugehört, als Rani Mair erzählte, wie sie die Spinnengilde gezwungen hatte, die Bäume noch am selben Nachmittag zu holen, wie sie der Gilde für Zugpferde und Rollwagen Gold versprochen hatte.
Während Farso darauf gewartet hatte, die Spinnengilde zu verlassen, hatte er selbst gesehen, wie sich die Wagen unmittelbar innerhalb der Tore der Enklave aufreihten. Er hatte beobachtet, wie die widerspiegelnden Gestelle vor der Dämmerung auf ihren Platz gezogen wurden. Er hatte die barschen Befehle gehört, als König Teheboths Reiter geblendet und durchsucht und schließlich hineingeführt wurden.
Teheboths Mann hatte gegen seine Behandlung protestiert, hatte argumentiert, dass er schon am Vortag hätte eingelassen werden sollen. Der Reiter war so empört gewesen, dass er nicht auf die beiden verhüllten Wagen jenseits der widerspiegelnden Gestelle geachtet hatte. Er hatte nicht erkannt, dass seine diplomatische Mission schon verloren war, bevor sie überhaupt begonnen hatte.
Alles das erzählte Farso, während er gleichzeitig Hals Hochzeitsstaat zurechtlegte. Hal beharrte darauf, dass sich seine Dienstboten um den karmesinrotgoldenen Stoff kümmern sollten, dass es bis zur Zeremonie noch Tage dauere, aber Farso schüttelte nur den Kopf. Er hatte seinem Herrn in Morenia gedient. Er würde diese Ehre in eineem fremden Land nicht einbüßen.
Und so schritt Hal nun in seinen Räumen auf und ab und wartete auf Rani. Er hoffte, dass sie eine Antwort wüsste, irgendeinen Rat, eine Verhaltensmaßregel. Eine Antwort auf die Fragen: Berylina oder Mareka, Liantine oder Spinnengilde, Kirche oder Gefolgschaft?
Wird keiner gemieden, sind alle zufrieden, wird die Sache entschieden.
Er schüttelte den Kopf. Es war Jahre her, seit sein Geist ihn mit Reimen gefoppt hatte, seit die schnatternden Stimmen ihm ihre verdrehten Versionen der Wahrheit zugeflüstert hatten. Er würde ihnen jetzt nicht nachgeben. Er hatte ihrem verführerischen Flüstern seit fast drei Jahren nicht mehr nachgegeben, seit er auf der amanthianischen Ebene gelagert und geglaubt hatte, Rani wäre tot und begraben, in der kalten Erde des Nordens der Verwesung übergeben.
Wie von dieser Erinnerung heraufbeschworen, klopfte es an der Tür, und Hals Knappe trat ein. Calaratino verbeugte sich tief und sagte: »Ranita Glasmalerin, Euer Majestät.«
»Schick sie herein.«
Der Junge trat beiseite und bat Rani in den Raum. »Danke«, sagte Hal zu dem Knappen. »Bitte sorge dafür, dass wir ungestört bleiben.«
Hal wartete, bis die Tür geschlossen wurde, bevor er es sich erlaubte, Rani anzusehen. Sie hatte sich eindeutig von der anstrengenden Arbeit im Hof erholt. Sie trug ein einfaches, graues Gewand. Wie um ihre ruhige Haltung zu kompensieren, war ihr Haar zu einem komplizierten Zopf geflochten, in einem Stil, der sie älter und weltgewandter erscheinen ließ.
»Dann sind die Bäume versorgt?«
»Ja, Mylord. König Teheboth beschwert sich bereits darüber, dass seine Brunnen austrocknen werden, wenn wir sie alle wässern wollen.«
»Werden sie?«
»Nicht bei der kurzen Zeit, in der die Bäume hier sein werden. Wir müssen für die Überfahrt übers Meer jedoch frisches Wasser in Fässern mitnehmen. Wir werden wahrscheinlich einige Bäume verlieren, gleichgültig welche Vorsichtsmaßnahmen wir ergreifen. Tovin sagt, sie seien sehr empfindlich.«
»Tovin?«
Hal war
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