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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Jerusha unfruchtbar war? Dass sie dem Prinzen keinen Erben gebären konnte? Es wäre sein gutes Recht. Er könnte sie fortschicken.«
    »Und was würdet Ihr tun, Mareka? Würdet Ihr zu Olric gehen, um ihm Eure Spinnen anzubieten? Würdet Ihr Octolarisnektar einnehmen und ihn unvorbereitet überrumpeln?«
    »Das könnte ich, Mylord. Ich habe die Macht.«
    »Dann seid Ihr nichts anderes als eine Hure.«
    Er sah nicht, wie sich ihre Hand bewegte, sah ihre flache Handfläche nicht, bevor der Schlag im Raum widerhallte. Seine Wange brannte, als hätte sie ihn versengt, und er packte ihr Handgelenk, bevor sie einen weiteren Schlag landen konnte.
    »Lasst mich los!« Sie entwand sich ihm. »Lasst mich meine Spinnen füttern!«
    »Meine Spinnen«, sagte er. »Ihr habt sie in meine Obhut gegeben.«
    Ihre Augen brannten, als sie zu den Käfigen stolzierte, die die Wände seines Raumes säumten. »Nur weil ich keinen anderen Weg sah, Mylord. Nur weil ich keine andere Möglichkeit sah, meine Schützlinge zu bewahren.«
    »Es gibt auch keine andere Möglichkeit, Mareka. Ich bin die einzige Garantie, dass diese Octolaris überleben werden, bis ihre Jungen schlüpfen. Nicht Teheboth. Nicht Olric. Nur ich.«
    Sie wandte sich ab und wies ihn mit aller Anmaßung einer Prinzessin von sich. Er beobachtete, wie sie zu dem Korb trat, zu dem Behälter mit den gemusterten Raupen. Sie zählte die Morgenmahlzeit der Octolaris ab und legte ihre sich windenden, weißen Opfer auf ein Silbertablett, das sie für diesen Zweck dort aufbewahrte. Sie brauchte nur einen Moment, die Ärmel ihres Gewandes zurückzubinden und das fließende Gewand hochzuschnüren, damit die Spinnen nicht provoziert würden. Sie band Seidenstreifen um ihre Handgelenke, um weiteren Schutz zu bewirken.
    Mareka summte, während sie sich den Spinnenkäfigen näherte, erfüllte den Raum mit einem Gesang, der über ihre Rippen und in ihrer Kehle vibrierte. Sie hielt vor der ersten der Octolaris inne und bewegte die Hände in einem Muster, das Hal allmählich vertraut wurde, ein Muster, das er Dutzende von Malen gesehen hatte, seit er ihre Schätze in Besitz genommen hatte. Sie hatte ihm erklärt, dass sie für die Spinnen eine Einstimmung durchführte, dass sie ihr Kommen ankündigte, damit sie ihre Finger nicht für Nahrung hielten.
    Dann tat sie jedoch etwas, was Hal sie noch nie zuvor hatte tun sehen – sie wiederholte das Muster ein zweites und dann ein drittes Mal. Sie nahm sich Zeit, ihre Finger auch durch eine vierte Wiederholung zu führen. Sie musste die Octolaris fürchten. Sie musste sich darum sorgen, dass ihre Aufregung sie provozieren würde. Dennoch griff sie nach dem Silbertablett.
    Die gemusterten Raupen klammerten sich an ihre Finger wie Kletten. Hal dachte daran, wie diese selben Finger sein Rückgrat hinabglitten, und ein Schaudern durchlief ihn, ließ die Haare an seinen Armen sich aufrichten.
    Was würde er tun, wenn sie tatsächlich zu Teheboth ginge? Was wäre, wenn sie Donnerspeer von ihrem Stelldichein mit Hal erzählte?
    Hal könnte der Verdammung selbst jetzt noch entkommen. Er könnte immerhin behaupten, Männer sollten Sträuße ausfechten, bevor sie sich im Eheleben einrichteten. Er hatte mit Mareka geschlafen, bevor er seine Absichten auf die Prinzessin formell verkündet hatte. Er könnte Torheit anführen, Angst, Nervosität wegen der Veränderung, die ihm bevorstand. Seine Taktlosigkeit würde sich als peinlich erweisen, seine bevorstehende Heirat mit Berylina aber vielleicht nicht zunichtemachen. Wenn er sich als Narr darstellte. Als Jungen. Als einen Schwächling, der von Frauen beherrscht wurde.
    Aber wenn Mareka die Spinnen zu Teheboth brachte – was dann? Hal brauchte die Spinnen. Er brauchte das Einkommen, das sie ermöglichen würden, die Basis, die für seinen neu gegründeten Orden der Octolaris sorgen würde. Ohne die Spinnen könnte Hal die Gefolgschaft nicht bezahlen. Er könnte niemals in die Führungsriege dieser Organisation aufsteigen, niemals auf die vagen Ziele des Königlichen Pilgers hinarbeiten.
    Während Hal den Spinnengildelehrling schwanken sah, als sie ihre Schützlinge fütterte, erkannte er, dass er Berylina beiseiteschieben könnte. Er könnte die Pläne seiner Berater ignorieren, ihre Erwartungen zerschlagen, dass er eine Adlige heiraten würde, eine Prinzessin. Er könnte Mareka Octolaris die Ehe anbieten. Dann wären die Drohungen, zu Teheboth zu gehen, für immer aus der Welt. Dann wäre sie gebunden, nach

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