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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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können, aber es galt noch Kämpfe auszufechten. Die Gefolgschaft blieb undurchsichtig – ein glitzerndes, unbekanntes Mysterium.
    Teheboth schüttelte den Kopf und murrte leise etwas, was ein Gebet an die Gehörnte Hirschkuh gewesen sein mochte. Er weigerte sich, den Heiligen Vater anzuerkennen, als er sich wieder dem Eingang des Zeltes zuwandte. Mit dem Hochmut eines Kriegers hob der Liantiner die Spinnenseideklappe an und bedeutete Hal, ihm voranzugehen. Hal sah gerade noch, wie Dartulamino wütend hinter ihm herstolzierte.
    Obwohl Hal die Versammlung kannte, die auf ihn wartete, war er dennoch überrascht. Hunderte von Menschen standen am Waldrand und waren in ihrer besten Kleidung prächtig anzusehen. Die Morenianer trugen Spinnenseide und Samt – Hals gesamte Ratsherren, Davin sowie verschiedene Adlige, welche die Reise nach Liantine bewältigt hatten. Hal fing Puladaratis Blick auf, während er sich der Versammlung näherte, und er nickte ernst. Der frühere Regent hatte erneut seine Magie wirken lassen, hatte die höchsten morenianischen und amanthianischen Adligen versammelt, ungeachtet der flüchtigen Planung, ungeachtet der begrenzten Zeit.
    Es waren auch Liantiner da, Dutzende von Teheboths Lords. Hal erkannte inzwischen viele von ihnen, nach seiner Zeit am fremden Hof. Prinz Olric stand neben Jerusha, und beide wirkten im Wirbel der königlichen Familie fast verloren. Die Gefolgsleute der Gehörnten Hirschkuh waren überall in der Menge auszumachen – alle Männer trugen Lederreitkleidung, die Bärte hatten sie mit Geweihstücken und Holz geschmückt. Sogar die liantinischen Ladys trugen Bronze zur Schau, das Symbol ihres Glaubens.
    Hal schaute über das an den Wald angrenzende Feld, zu der Plattform, die im Schatten der Bäume errichtet worden war. Eine Frau stand dort, ganz allein. Sie trug kastanienbraunen Samt sowie ein langes, gerade geschnittenes Gewand, dessen Ärmel ihre Handgelenke bedeckten. Ihr Haar war zu einer kunstvollen Frisur aufgesteckt, zu einem sorgfältig geflochtenen Gebilde, das ein Geweih andeutete.
    Das war also die der Gehörnten Hirschkuh geweihte Priesterin. Das war die Frau, die über Hals Vereinigung mit Berylina wachen würde. Sie sah ihn über das Feld hinweg an, und er maß ihre kühle Abschätzung. Er war vielleicht nicht zufrieden mit dem, was geschehen sollte. Er hatte vielleicht Kämpfe gegen seine Adligen ausgefochten, gegen seine eigenen Priester. Aber die Priesterin der Gehörnten Hirschkuh musste auch ihre Vorbehalte wegen der Vereinigung des Hauses Liantine mit einem Heiden haben.
    Hal wusste, dass Berylina noch nicht da war. Teheboth hatte ihn am Vortag kurz über die liantinischen Bräuche informiert, über die Traditionen, denen diese Hochzeitszeremonie folgen würde. Hal hatte es wiederum Puladarati berichtet, hatte allen seinen Gefolgsleuten befohlen, auf die fremdartigen Regeln vorbereitet zu sein. Er konnte nur hoffen, dass die Morenianer seiner Führung folgen würden.
    Die Menge wurde still, während Teheboth Hal über das Feld geleitete. Morenianer und Liantiner drängten sich näher an die hölzerne Plattform am Rande des Waldes heran. Teheboth grüßte sein Volk, während er voranschritt, nickte hierhin, berührte dort eine Schulter. Die Prozession ähnelte in nichts morenianischem Prunk, in nichts dem königlichen Gottesdienst, der stattfinden würde, wenn Hal seine Braut im Hause der Tausend Götter heiratete.
    Hal fragte sich, ob von ihm erwartet wurde, seine Untertanen auf dieselbe beiläufige Art zu begrüßen. Das konnte er jedoch nicht. Sie würden nicht wissen, was sie mit einem königlichen Lächeln, einer kameradschaftlichen Berührung anfangen sollten, während ihr König zu einem der heiligsten Momente seines königlichen Lebens schritt. Hal begnügte sich damit, die Blicke der ihm liebsten Menschen in der Menge zu suchen.
    Zuerst natürlich Puladarati. Die übrigen Ratsherren – Graf Edpulaminbi, Graf Jerumalashi. Davin, dessen tief gefurchtes Gesicht unter der Sommersonne düster wirkte. Farso stand ganz vorne.
    Und neben Farso stand Mair. Das Unberührbaren-Mädchen trug ein einfaches Gewand, ungeschmücktes Leinen in Farsobalintis schimmerndem Blau. Hal fragte sich einen Moment, ob darin eine Botschaft enthalten war, ob noch andere Hochzeiten gefeiert werden sollten. Aber nicht heute. Heute durfte es keine solche Ablenkung geben.
    Rani stand neben Mair. Hal schluckte schwer und begegnete ihrem Blick. Sie hatten seit dem Tag, an dem

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