Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin
bedeutete zwei Knappen vorzutreten, die eine Kiste zwischen sich trugen. »Ich halte meine Gabe kaum für würdig, Euer Majestät, angesichts der großzügigen Mitgift der Prinzessin, aber ich möchte Euch dennoch ein Zeichen meines Glücks über Euer gnädiges Schicksal an diesem Tag darbieten.« Farso nickte, und die Jungen öffneten die Kiste und zählten zehn Goldbarren ab. Sie legten die Reichtümer auf eine Ecke von Teheboths Karren.
Hal wunderte sich einen kurzen Moment über Farsos Einfallsreichtum. Gewiss hatten sie darüber gesprochen, dass Farso dieses Angebot machen sollte, aber Hal hätte niemals gedacht, dass sein Freund das Gold tatsächlich zur Hand hätte. Er hatte eine Urkunde erwartet, ein Versprechen, nicht mehr. Er sah Farso in die hellblauen Augen und lächelte, als er darin die Tiefe der Freundschaft erkannte. »Wir danken Euch, geschätzter Farsobalinti. Und welche Wohltat erbittet Ihr vom Bräutigam?«
»Nur dies, Euer Majestät. Dass ich im Orden der Octolaris von Euch persönlich ausgezeichnet werde.«
Ein Murmeln stieg von den versammelten Gästen auf. Was war dieser neue Orden der Octolaris? Welches geschickt ausgedachte Spiel wurde hier vor ihnen aufgeführt?
Hal neigte den Kopf, erhob sich von dem Thron und ignorierte dabei Teheboths plötzlich finstere Miene. Hal hatte fast allen Forderungen Liantines bezüglich des Gottesdienstes nachgegeben. Teheboth konnte Hal wohl verdammt nochmal von der Hochzeitsbank aufstehen lassen.
Hal blickte über seine eigenen Gefolgsleute hinweg und sah, dass Davin zum vorderen Rand der Menge getreten war. Er hielt einen Samtbeutel in seinen von Altersflecken übersäten Händen und hob ihn leicht an, als er Hals Blick einfing. Hal nickte und winkte den alten Mann vorwärts.
Davin machte sich nicht die Mühe, sich zu verbeugen, als er sich seinem Herrn näherte. Stattdessen neigte er nur den Kopf und murmelte leise etwas. »Einhundert Broschen, und nur ein Monat, um sie anzufertigen. Kein Respekt für einen alten Mann, überhaupt kein Respekt.«
Hal streckte nur die Hand aus und wartete auf den Samtbeutel. Davin überreichte ihn mit lautem Seufzen, und dann verschmolz er wieder mit der Menge. Hal hielt den Samtbeutel mit großer Geste hoch und löste dann langsam die Bänder. Er drehte ihn um, als er wusste, dass er die Aufmerksamkeit aller Adligen auf dem Feld hatte, der Morenianer und der Liantiner gleichermaßen. Und als Davins Arbeit herausglitt, hielt er sie hoch, damit alle sie sehen konnten.
Die Brosche war auf einer eisernen Grundfläche mit einer ordentlichen Schließe angebracht. Als Hal das Teil umwandte, sah er, dass Davin für die Zierde des Ordens Emaille gewählt hatte – karmesinrote Farbe auf goldenem Untergrund. Eine Octolaris war über die Brosche ausgebreitet und schlang ihre acht Beine um ein Bild der morenianischen Krone. Hal hätte kein besseres Symbol fordern können.
Hal schluckte schwer und wandte sich wieder zu Farso um. Er befestigte die Brosche am Umhang des anderen Mannes, wobei er sorgfältig darauf achtete, dies unmittelbar über Farsos Herzen zu tun. »Ich danke dir, Bruder«, flüsterte er.
»Sire«, erwiderte Farso nur, und dann wandte sich der Adlige um und schritt mit der auf seiner Brust glänzenden Ehrenbrosche in die Ränge der Morenianer zurück.
Während die Versammlung murmelte und sich um bessere Sicht auf Davins Werk bemühte, warf Hal einen Blick auf Dartulamino. Der Heilige Vater nickte einmal und begutachtete die zehn Goldbarren. Der Priester war nahe genug gewesen, um Davins Grollen zu hören. Er konnte sich ausrechnen, wie viel Gold Hal von all seinen Adligen fordern mochte, über Prinzessin Berylinas Mitgift hinaus. Dartulaminos Augen verengten sich zu Schlitzen, aber der Mann schwieg.
Hals Aufmerksamkeit wurde wieder von Teheboth beansprucht. Der Mann war eindeutig peinlich berührt und schaute mehr als nur ein wenig aufgebracht zum Pavillon seiner Tochter.
»Wenn Ihr mich entschuldigen wollt, Sohn.« Der Titel klang in Hals Ohren fremd, aber er nickte dem liantinischen König zu. »Prinzessin Berylina sollte wenigstens einige der Geschenke an den Bräutigam bezeugen. Mit Eurer Nachsicht werde ich einen meiner Lords schicken, damit er sie herbringt.«
»Natürlich, Mylord. Wie Ihr es für das Beste haltet.«
Teheboth nickte Shalindor zu. Der Schatzmeister stakte durch die Menge wie ein Storch, schaute weder nach links noch nach rechts, während die Menschen ihn durchließen. Aller Augen
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