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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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blieben auf den weißhaarigen Mann gerichtet, während er über das Feld schritt.
    »Euer Majestät.« Hal war überrascht über die Stimme, die er so gut kannte, und wandte sich plötzlich beschämt zu der Schenkerin um.
    »Rani Händlerin.«
    »Ich möchte Euch ein Geschenk übergeben, zu Ehren Eurer Hochzeit.«
    Sie war tapferer als er. Sie sah ihn an, blickte ihm ins Gesicht. Ihre Stirn war glatt, unbesorgt, und sie sank in einen anmutigen Hofknicks.
    »Bitte!«, rief er aus und streckte eilig die Hand aus, um ihr hochzuhelfen. Ihre Demut war mehr, als er erwartet hatte, vor all den wachsamen Augen. Als sich seine Hand um ihre schloss, merkte er, dass sie nicht ganz so gefasst war, wie es den Anschein hatte. Ihre Finger zitterten wie Blätter in einer Brise.
    »Euer Majestät«, sagte sie und schluckte schwer. »Sire, ich möchte Euch Riberrybäume schenken. Fünfhundertunddreißig Riberrybäume erwarten Euch in König Teheboths Hof.«
    Ein Poltern durchlief die Reihen der Hochzeitsgäste. Viele der Liantiner waren erst heute Morgen in der Stadt ihres Königs eingetroffen. Sie hatten den Hof nicht gesehen, also auch nicht die mit Wasser gefüllten Fässer sowie die Sklaven, die Eimer um Eimer zu den Bäumen brachten. Die Ereignisse hatten sich so schnell entwickelt, dass viele Leute nicht wussten, dass Rani um den Schatz der Spinnengilde verhandelt hatte.
    Fünfhundertunddreißig. Dreiundfünfzig Kinder, allein in der Spinnengilde in die liantinische Sklaverei verkauft. Vierundfünfzig, mit Crestman. Aus wie vielen tausend amanthianischen Kindern, die übers Meer gebracht worden waren? Wie viele seiner Leute waren für immer in Liantine verloren?
    Er konnte jedoch hoffen, dass die Riberrybäume letztendlich ihre Freiheit erkaufen würden. Die Bäume würden letztendlich ihre Heimfahrt bezahlen.
    Hal würde die Riberrybäume und Marekas Spinnen nehmen und seinen Platz in der Gefolgschaft des Jair finden. Er würde den Orden der Octolaris aufbauen und zurückkommen, um so viele Kinder wie möglich auszulösen. Einige – vielleicht sogar die meisten – waren bereits für immer verloren. Aber andere würden überleben. Sie würden die Freiheit erflehen, und er würde sie ihnen gewähren. Später. Nachdem er Berylina geheiratet und seinen Frieden mit Liantine geschlossen hatte. Mit der Kirche. Mit der Gefolgschaft. Dann könnte Hal die Kinder retten, die noch übrig geblieben waren. Und das alles, weil Rani es geschafft hatte, um die Riberrybäume zu verhandeln.
    »Ich danke dir, Rani Händlerin. Ich danke dir für dein Geschenk. Und welche Wohltat erbittest du von mir?«
    Ihre Kehle bewegte sich einen Moment, und er hatte Gelegenheit, sich all die Dinge vorzustellen, um die sie bitten könnte, all die Forderungen, die sie stellen könnte, all die Gunstbezeugungen, die sie erflehen könnte. Er dachte an ihre Streitereien in Morenia, ihre verbitterten Unstimmigkeiten wegen seiner Krone, wegen seines Königreichs, wegen der Gefolgschaft.
    Aber sie lächelte ein strahlendes Lächeln, und er wusste, dass er keines dieser Dinge befürchten musste. Er brauchte Rani Händlerin nicht zu fürchten.
    »Wie Ihr wisst, Euer Majestät, wurde meine Glasmalergilde in dem Jahr vor Eurer Thronübernahme zerstört. All die Meisterglasmaler haben Morenia verlassen. Ich möchte meine Gilde wieder aufbauen, und zu diesem Zweck habe ich die Pflichten einer Gesellin studiert. Ich kann Glas gießen, und ich kann es schneiden. Ich kann es einsetzen. Ich kann Lehrlinge beaufsichtigen. Ich habe den vierten Teil all meiner Einkünfte der Krone versprochen, in Gestalt der Riberrybäume, die gerade jetzt in König Teheboths Hof warten. Ich bitte Euch, mich zu einer Gesellin in meiner Gilde zu erklären.«
    Hal zögerte. Er stellte Rani keinen Moment in Zweifel. Er wusste, dass sie wegen ihres Standes und wegen ihrer Glasherstellung niemals lügen würde. Aber wer war er, dass er ein Urteil fällen könnte?
    »Rani«, begann er. »Ranita Glasmalerin. Ich bin kein Meister der Gilde.«
    »Es gibt jemanden, der für mich sprechen würde, ein Meister aus eigenem Recht. Wenn Ihr seine Beurteilung bestätigen würdet, dann hätte sie genug Gewicht, genug für Morenia, das keine eigene Glasmalergilde mehr besitzt.«
    »Dann lass ihn vortreten.« Hal beobachtete, wie Tovin Gaukler neben Rani trat. Der Mann verbeugte sich anmutig, als wäre dies ein Stück, das er in der Vergangenheit schon zahlreiche Male aufgeführt hätte. Hal erkannte, wie

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