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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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geschnaubt, als er vorschlug, dass die Kranken in seinem Palast gepflegt werden könnten. Sie hatte gesagt, dass zu viele krank geworden seien – Männer, Frauen und Kinder. Außerdem würden sich die umherstreifenden Unberührbaren in den feinen Hallen und edel eingerichteten Räumen niemals wohl fühlen. Sie würden ruhelos werden, und ihr Geist würde nicht mit ihrem Körper heilen. Außerdem könnte die Feuerlunge weiterhin durch ihre Ränge wüten. Sie könnten ein Krankheitsherd werden, von dem aus sich die Krankheit auf andere Kasten und ins übrige Moren ausbreiten würde. Mair hatte Hals Reichtum und königliche Anmaßung verschmäht.
    »Es ist auf diese Art leichter, sich um sie zu kümmern.« Puladarati zuckte die Achseln. »Kein Grund, sie voneinander zu trennen, wenn sie bereits krank geworden sind.«
    Mairs Argumente hatten zunächst keinen Sinn ergeben – Kranke sollten Ruhe, Frieden, Stille haben. Sie sollten nicht vom verzweifelten Husten anderer Feuerlunge-Opfer geweckt werden, von den Schreien der Mütter, die ihre Kinder verloren, oder der Waisen, die sich ihrer schrecklichen Krankheit allein stellen mussten.
    Dann hatte er das Unberührbaren-Mädchen beobachtet, hatte die leichte Art beobachtet, mit der sie die Reihen starrer Bettstellen abschritt. Sie sprach dort mit einer Frau, erzählte hier einem Mann eine forsche Geschichte. Kinder, denen es gut genug ging, folgten ihr, wanderten zwischen den Patienten umher, als suchten sie verborgenen Reichtum. Überall, wo Mair vorbeiging, überall, wo die Kinder umherstreiften, wurden die Patienten ruhiger. Sie entspannten sich auf ihren fleckigen Laken, und sie atmeten leichter, von Vertrautheit getröstet.
    Hal musste sich darauf verlassen, dass Mair es richtig machte. Sie würde dafür sorgen, dass die Menschen, die das meiste gegeben hatten, um Moren zu retten, beim Wiederaufbau der Stadt nicht vernichtet würden.
    So viel begriff Hal von den Unberührbaren, aber er konnte seinem früheren Prinzregenten nicht begreiflich machen, was er gelernt hatte. Der Mann war ein Adliger. Er hatte sein ganzes Leben in dieser Kaste verbracht. Puladarati würde seine Vorstellungen über die Unberührbaren jetzt nicht mehr ändern – er würde die umherstreifenden Horden Kinder nicht vergessen, die regelmäßig von den Straßen der Stadt vertrieben werden mussten. Puladarati war ein großer Mann, ein starker General und ein ergebener Freund, aber die Grundsätze solcher Männer konnten nur selten verändert werden.
    Hal streckte die Hand aus, um die samtbekleidete Schulter des Mannes zu tätscheln. »Ja, überhaupt kein Grund. Sie werden für die Gesellschaft dankbar sein. Wie auch unsere Ratsbrüder, wenn wir unser Treffen rechtzeitig beginnen.«
    »Einen Moment, Mylord«, sagte Puladarati. Der alte Mann fuhr sich mit den drei Fingern seiner einen Hand durchs Haar und blinzelte, während er Hals Blick mied. »Ich habe etwas mitgebracht…«
    Bevor Puladarati fortfahren konnte, ertönte eine Glocke, verkündete die neue Stunde und den Moment, in dem das Ratstreffen beginnen sollte. Hal schaute zu dem Knappen, der auf der Schwelle des Ratsraumes stand. Der Junge lächelte ihm eifrig zu.
    »Später, Mylord«, sagte Hal. »Wir werden Zeit genug zum Reden haben, wenn unsere Angelegenheit hier erledigt ist.« Bevor Puladarati Einwände erheben konnte, nickte Hal dem Jungen zu. Der Knappe blickte von Hal zum Prinzregenten und wieder zurück und stieß dann die schweren Eichentüren auf.
    Als Hal über die Schwelle trat, erhoben sich seine Berater und schoben ihre Stühle zurück, die laut über den Steinboden schrammten. »Mylords!«, rief er aus und bemühte sich, sich so zu geben, als würde er sich auf die kommenden Stunden und die Entschlüsse in Politik, Planung und Verwaltung freuen.
    Es dauerte einen Moment, bis er Farsobalinti, seinen früheren Knappen, ausgemacht hatte. Hal hatte Farso erst kürzlich zum Ratsmitglied ernannt. Hal hatte Farsos beständig gute Laune und seine ruhige Akzeptanz der Ratsmachenschaften zu schätzen gelernt.
    Heute wich Farso seinem Blick jedoch aus. Hal ärgerte sich darüber, dass der Mann abgelenkt und vollkommen darin vertieft war, Graf Edpulaminbi zuzuhören. Hal war sich sicher, dass dort nicht viel Interessantes zu erfahren war – Edpulaminbi würde über die neuen Baracken der Soldaten diskutieren, die er zu erbauen hoffte. Der Graf hatte während der vergangenen zwei Wochen über nichts anderes gesprochen – Baracken,

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