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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Soldatengesicht verdüsterten, so dass seine Narbe noch mehr hervorstach. »Ihr sagtet uns, Ihr würdet uns nicht im Stich lassen, Mylord. Ihr sagtet, Ihr würdet Amanthia beim Wiederaufbau helfen. Ihr verspracht, das Kleine Heer wieder zu versammeln und Eure treuen Untertanen aus Liantine zurückzuholen.«
    »Und ich werde mein Wort halten.«
    »Wann?« Die Frage hallte so laut von den Wänden des Ratsraumes wider, dass Hal beinahe zusammengezuckt wäre. Farsos Klinge ruckte.
    Puladarati trat vor und legte seine verkrüppelte Hand auf Crestmans Arm. »Es tut mir leid, Euer Majestät. Dieser Soldat ist erregt. Er erhielt kürzlich Nachricht aus Osten, Neuigkeiten über das Kleine Heer.«
    Hal zwang seine Stimme zur Vernunft. Er war entschlossen, vor seinen Ratsherren nicht die Geduld zu verlieren, und doch durfte er vor Crestmans ungehörigem, anklagendem Tonfall nicht zurückweichen. »Welche Neuigkeiten?«
    Puladarati nickte Crestman zu, und der junge Mann atmete tief durch. Er rang eindeutig um Fassung, rang darum, den Respekt für seinen König, den zu ehren und zu unterstützen er geschworen hatte, aufrechtzuerhalten. »Ich habe Kundschafter ausgeschickt, Mylord. Vor einem Jahr sandte ich ein Dutzend Reiter aus, die herausfinden sollten, wo das Kleine Heer lagert, wer meine Soldaten gekauft hat und welche Arbeit von ihnen gefordert wurde. Der letzte meiner Kundschafter kehrte an Sans Festtag zurück.«
    San. Der Gott des Stahls. Vor vier Wochen. »Und?«, fragte Hal.
    »Das Kleine Heer ist über ganz Liantine verstreut, Mylord. Es gibt kein Lager, das sie beherbergt, keine Stadt. Aber viele wurden an bestimmte Orte verkauft – an einige der Gilden, an einige der Höfe.«
    »Das wussten wir schon vorher.«
    »Ja, Mylord. Aber jetzt wissen wir, dass das Kleine Heer missbraucht wird. Die Spinnengilde ist der neue Besitzer Eurer Leute. Sie haben viele Soldaten gekauft, viele unserer jüngsten Rekruten, damit sie sich um die Octolaris-Spinnen kümmern, welche die Grundlage ihres Reichtums bilden.«
    Die Spinnengilde. Hal hatte natürlich von ihnen gehört. Sie waren die stärkste Gilde in ganz Liantine – sie wetteiferten mit dem fremden König um Macht und Prestige. Sie hatten ein Monopol auf Spinnenseide inne, eine wahre Kostbarkeit, und sie melkten ihre Geldanlagen um jeden roten Heller, den sie einheimsen konnten. Er sagte mit zurückhaltender Stimme: »Ich habe von der Spinnengilde gehört.«
    »Habt Ihr auch gehört, wie sie Kinder ausbeuten? Wie sie von Jungen und Mädchen verlangen, während der Nacht stundenlang dazustehen und darauf zu warten, dass sich die gemusterten Raupen an den Riberryblättern satt gefressen haben? Habt Ihr gehört, wie sie den Kindern befehlen, diese Raupen einzusammeln, sie, eine nach der anderen, vor Giftspinnen zu setzen, ungeachtet der Gefahr, ungeachtet des möglichen Todes?«
    Hal sprach ruhig, konterte Crestmans bebenden Zorn. »Die Spinnengilde ist reich, Mylord, weil sie mit einer gefährlichen Ware handelt. Sie sind reich genug, um sich alles Nötige zu kaufen. Kinder. Söldner.«
    Crestman sah Hal finster an. »Ihr habt in der Vergangenheit gesagt, dass Ihr der Sklaverei entgegentreten wollt. Ihr sagtet, dass Ihr das Kleine Heer befreien würdet.«
    »Das werde ich, Mylord. Alles zu seiner Zeit.«
    »Meine Soldaten haben keine Zeit! Es ist zwei Jahre her, Mylord! Zwei Jahre, seit wir von Sin Hazars Verrat erfahren haben, und er begann bereits Jahre zuvor, Kinder nach Übersee zu verfrachten. Euer Majestät, erst vor acht Wochen bezeugten meine Kundschafter einen entsetzlichen Tod. Ein Soldat im Kleinen Heer – eines der Mädchen, die als Letzte nach Liantine segeln sollten – musste die Octolaris-Spinnen füttern. Sie war nicht ausgebildet, Mylord, oder sie vergaß ihre Ausbildung. Die Spinnen griffen sie an. Ein Kind, Mylord! Ein kleines Mädchen!«
    Puladarati trat vor und legte eine Hand auf Crestmans Arm, aber der zornige junge Mann schüttelte ihn ab. »Habt Ihr gehört, wie Spinnengift wirkt? Es lässt Eure Zunge anschwellen. Es lässt Eure Zunge und Eure Kehle anschwellen. Dieses Kind ist erstickt, Mylord. Euer Soldat ist erstickt, im Freien, unter der Frühlingssonne. Ihre Lippen wurden schwarz, und ihre Haut wurde blau. Ein kleines Mädchen, Mylord!«
    »Und was habt Ihr getan, Crestman? Ihr wart berechtigt, bei Angelegenheiten, die das Kleine Heer betreffen, in meinem Namen zu sprechen – was habt Ihr getan, um den Tod dieses Kindes aufzuwiegen?«
    »Ich

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