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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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der Gefolgschaft. »Opfer« konnten für Morenia nichts Gutes erahnen lassen. Nicht jetzt. Nicht wo so viele andere Krisen in der Luft lagen.
    Und selbst wenn Morenias Zukunft nicht durch das Feuer düster gewesen wäre – was war mit Hals Zukunft? Was würde Dartulaminos Ernennung für einen König bedeuten, der Hoffnungen auf ein Hochamt – sogar auf die Führerschaft – in den Reihen der Gefolgschaft hegte?
    Halt dich an deine Kaste, sagte Glair. Aber Hal hielt sich doch an seine, strebte nach Weiterkommen in der Organisation. Was würde Dartulaminos neuer Status bedeuten?
    Noch während Rani sich sorgte, sprach Dartulamino zu der Versammlung, seine Stimme klang ruhig und zuversichtlich. »Wir haben verkündet, dass der Heilige Vater ernsthaft erkrankt sei, aber bisher weiß noch niemand, dass er tot ist. Ich habe einen vertrauenswürdigen Gefolgsmann bei ihm gelassen, der sich um ihn kümmert und andere fernhält. Ich versuche auf diese Art, einen vollen Tag Zeit zu gewinnen. Ihr habt einen Tag, Gefährten, um herauszufinden, wie der Tod des Heiligen Vaters euch nützen kann – uns allen nützen kann. Nutzt die Zeit gut.«
    Rani hörte die rituellen Schlussworte der Versammlung kaum. Glair rief Jair an, suchte erneut seinen Segen. Dann verließ das uralte Weib den Raum vor allen anderen, und Dartulamino ging kurz darauf. Die Leute strebten in Zweier- oder Dreiergruppen aus dem unterirdischen Raum, schlüpften aus der Kellertür und streiften ihre schwarzen Kapuzen wieder ab.
    Rani blieb mit Mair zurück und näherte sich allmählich dem Podest, fort von der Tür, fort von den flüchtenden Gefolgsleuten. Ihr Rückgrat kribbelte vorahnungsvoll, als sie erkannte, dass Hal ebenfalls wartete. Wie würde er sie nun wieder angehen? Welche Schmähungen würde er ihr an den Kopf werfen? Wie würde er ihre Treue in Frage stellen, bei dieser neuesten Bedrohung seiner Ziele?
    Als nur noch die drei Verschwörer übrig waren, schlich Hal zur Tür. Er spähte übertrieben vorsichtig den dunklen Gang hinab, nahm sich die Zeit, den Kopf zu wenden, versuchte offensichtlich, die Schatten zu durchdringen. Erst als er beschlossen zu haben schien, dass niemand im Gang lauerte, schloss er die Tür und lehnte sich dagegen, bis der Riegel einschnappte. Er lehnte einen langen Moment den Kopf an das Holz.
    Währenddessen überlegte Rani, was sie sagen sollte. Sie wollte ihn dafür schelten, dass er so tief in diese neueste Falle getappt war. Sie wollte darauf hinweisen, dass er es hätte vermeiden können, dem neuen Heiligen Vater gegenüber, der Gefolgschaft gegenüber verpflichtet zu werden, zumindest in dem Ausmaß. Sie wollte ihm sagen, dass er eigensinnig und töricht und im Irrtum gewesen war.
    »Es tut mir leid, Rani«, sagte er und wandte sich zu ihr um.
    »Was?«
    Er zog seine Maske herab, als hätte der dünne, schwarze Samt seine Worte gedämpft. »Ich hätte deinen Rat annehmen sollen, als wir mit dem Heiligen Vater sprachen. Mit dem alten Heiligen Vater.«
    Rani schwindelte von den Worten, sie war von der einfachen Entschuldigung überrumpelt. Sie erwog ein Dutzend verschiedene Antworten und wählte dann schließlich die neutralste. »Die Tausend Götter wirken auf geheimnisvolle Weise.«
    Mair zog ihre Kapuze herab. »Ich sehe nich’, was die Tausend Götter hiermit zu tun hätten! Menschen wirken jeden Tag auf geheimnisvollere Weise als die Tausend Götter. Ihr hättet die Gelegenheit bekommen sollen, Mylord, Euren Arzt zur Behandlung des Heiligen Vaters zu schicken.«
    Hal schüttelte den Kopf. »Er war alt, Mair. Er war ein kranker, alter Mann. Es war für ihn an der Zeit, Tarn zu begegnen. Ich glaube nicht, dass Dartulamino dabei nachgeholfen hat.«
    »Aber der Heilige Vater hätte erkennen müssen, was die Ernennung Dartulaminos uns antun würde, ganz Morenia antun würde!«
    »Er wusste nicht einmal von der Gefolgschaft! Er konnte nicht vorhersehen, was die Veränderung uns kosten könnte. Mein Königreich kosten könnte.« Hals Argumente klangen vernünftig, aber die Anspannung in seiner Stimme war deutlich.
    Rani riskierte einen Blick auf sein Gesicht, und sie war entsetzt, wie durchscheinend seine über die Wangenknochen gestreckte Haut schimmerte. Sie bemühte sich, mit Hal übereinzustimmen, Mair zu beruhigen. »Wir können nicht wissen, was die Gefolgschaft beabsichtigt. Wir wissen nicht mehr darüber als vor drei Jahren.«
    »Der Königliche Pilger, das is ihr Ziel.« Mair spie die Worte praktisch hervor.

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