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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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an meiner Seite. Sag, dass du mit mir reisen wirst.«
    Hals Finger zitterten. Die Stimme stockte ihm in der Kehle, und sie fragte sich, ob seine Gemütsbewegung nur durch die Angst davor bedingt war, was mit Morenia in den Händen der Gefolgschaft und Dartulaminos Kirche geschehen könnte. Aber sie erlaubte es sich nicht, sich darüber Gedanken zu machen. Ihr König bat um ihre Begleitung. Ihr Land brauchte sie. Prinzessinnen und Gefolgsleute konnten für Morenia nicht all das tun, was sie tun konnte. Sie war immerhin die Händlerin, die Amanthias Zugriff auf das Kleine Heer gebrochen hatte. Sie war die Vermittlerin, welche die Baumeister und Maurer und die Arbeiter herbeigebracht hatte, die gerade Moren wieder aufbauten. Hal hatte gesehen, wie gefährlich es war, ohne sie zu verhandeln – er wusste, dass er von Dartulamino und dem alten Heiligen Vater übervorteilt worden war. Rani war gekränkt gewesen, von dieser Aufgabe ausgeschlossen worden zu sein. Sie konnte sich kaum weigern, sich nun mit Hal zusammenzutun.
    Selbst wenn er jetzt nach Liantine ging. Selbst wenn er sich jetzt um eine Braut bemühen würde.
    »Ja«, flüsterte sie schließlich. »Ich werde mit nach Liantine gehen.«
    Hals Lippen fühlten sich auf ihrem Handrücken warm an, aber Rani erschauderte, während sie ihre schwarze Gefolgschaftskapuze einsteckte. Andere Männer hatten sie auf diese Art geküsst. Crestman hatte es getan. Crestman würde mit ihnen nach Liantine reisen. Crestman und Hal. Das Kleine Heer und Berylina. Und vor allem die düstere Wolke aus den Schulden der Kirche und der Gefolgschaft gegenüber.
    Rani folgte Mair in Morens ausgebrannte Straßen hinaus. Gleichgültig wie eng sie ihren Umhang zog, konnte sie dennoch die Schauder nicht bezwingen, die ihr Rückgrat hinabliefen.

5

    Hal schwankte, während er sich in der Großen Halle von Liantine umsah und versuchte, nicht übermäßig beeindruckt zu wirken. Er musste sich nach zehn Tagen auf See immer noch an das Gefühl festen Bodens unter seinen Füßen gewöhnen. Farsobalinti streckte eine stützende Hand aus, aber Hal tat die Aufmerksamkeit achselzuckend ab.
    Er hatte beim Verlassen Morenias kostbare Zeit verloren, da er erst aufbrechen konnte, nachdem er formell vom Tod des Heiligen Vaters erfahren hatte. Danach war er noch durch die offizielle Trauerzeit und die Zeremonien aufgehalten worden. Vorräte mussten an Bord seines besten seetüchtigen Schiffes gebracht werden, und Hal hatte mit Beratern bezüglich passender Geschenke für Prinzessin Berylina gesprochen. Er hatte Rani vielleicht überredet, mit ihm zu reisen und ihren Sachverstand einzubringen, aber er wollte sie nicht bitten, direkt um Berylina zu werben. Wenn es auf dieser Reise zu einer Werbung kam. Wenn Hal beschloss, dass das der beste Weg für Morenia wäre.
    Er hatte sich auch mit Crestman beraten müssen, um alles über die Anwesenheit des Kleinen Heers in Liantine zu erfahren. Hal hatte zahllose Karten und unverständliche Aufzeichnungen studiert, Botschaften von Crestmans Kundschaftern, die erkennen ließen, wo Kinder festgehalten und wie sie eingesetzt wurden. Er hatte sich sogar mit Davin abgestimmt, um zu entscheiden, wo die Kinder im alltäglichen Leben in Liantine am besten einsetzbar wären. Der alte Mann hatte nur bittere Lösungen geboten und war dabei geblieben, dass die Jungen des Heers für ein Leben in einer zivilisierten Gesellschaft zu ungezähmt waren.
    Letztendlich war fast ein Monat vergangen, bevor Hal reisebereit war. Die Verzögerung hatte es ihm erlaubt, die hastige Vollendung des Hospitals für Feuerlunge-Kranke und die Überführung der Unberührbaren-Opfer zu erleben. Aber selbst diese Leistung erwies sich als hohl. Tausende von Unberührbaren waren der schrecklichen Krankheit erlegen, und nun trafen auch Berichte über betroffene Händler und Gildeleute ein. Sogar eine Hand voll Adlige und Soldaten hatten sich die Feuerlunge zugezogen. Wo Hal sich auch hinwandte, hörte er Forderungen nach Kräutern und Breiumschlägen, nach stabilen Wänden und warmen, trockenen Decken. Mit jeder Forderung ging der klimpernde Klang von Goldmünzen einher – Münzen, die er horten sollte, um die Rückzahlungen an die Kirche zu leisten. Münzen, die er notgedrungen für sein Königreich ausgeben musste.
    Schließlich gelang es ihm, Morenia vor Dartulaminos formeller Amtseinsetzung als Heiliger Vater zu entfliehen. Diese Zeremonie würde intensive Planung erfordern und würde erst am Ende des

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