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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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verhandeln?«
    Ranis Herz zuckte in ihrer Brust. »Seid Ihr sicher, dass sie stark genug ist, Euren Zwecken zu dienen?«
    »Sie ist die einzige Tochter des Hauses Donnerspeer.«
    »Sie hat Angst vor ihrem eigenen Schatten!«
    »Sie war tapfer genug, mit mir zu sprechen, gestern Abend und heute. Sie zeigte gerade eben genug Selbstvertrauen, einen Goldsovereign von ihrem Vater zu gewinnen.« Rani hörte Hals ruhige Logik, seine zunehmende Sicherheit. »Rani, ich erinnere mich gut, wie es sich anfühlte, in einer Halle zu sitzen und von Leuten umgeben zu sein, die mich einen Dummkopf nannten und mich meiner Macht berauben wollten.«
    »Mylord, Ihr seid nicht mehr der Junge, der sich aufs Reimen verlegte, um zu überleben!«
    »Nein, Rani. Nun bin ich der König.«
    »Und Ihr braucht eine Königin an Eurer Seite, eine Königin, die Morenia aus diesen dunklen Zeiten herausführen kann. Ist Berylina diejenige? Glaubt Ihr wirklich, dass sie all das tun kann, was Ihr benötigt?«
    »Wen würdest du sonst vorschlagen?«
    Das konnte sie nicht beantworten. Sie schloss die Augen und ballte die Hände zu Fäusten.
    Sie hatte nicht um das Feuer und um die Feuerlunge gebeten. Sie hatte nicht um diese Verantwortung gebeten. Sie versuchte, sich selbst davon zu überzeugen, dass sie nur in Moren bleiben wollte, nur ihre Bücher lesen wollte, darauf hinarbeiten wollte, Gesellin zu werden. Was sagte Davins Buch? Sie sollte lernen, Glas zu gießen, Glas zu schneiden, Glas zu gestalten. Sie sollte Lehrlinge anleiten und Meistern gehorchen. Sie sollte ein Viertel ihrer weltlichen Güter ihrer Gilde zuführen.
    Das war alles. Sie war eine Gildefrau, eine einfache Gildefrau.
    »Wartet, Mylord«, sagte sie. »Trefft Eure Entscheidung noch nicht jetzt. Geht nicht zu Teheboth und bittet um Berylinas Hand.«
    »Ich werde noch abwarten«, sagte Hal. »Ich werde abwarten, weil ich deinen Plan brauche. Ich brauche deine Strategie, um die Prinzessin zu bekommen, zusammen mit einer ausreichend großen Mitgift, um Morenia zu retten.«
    Und dann ging er fort. Er wandte ihr den Rücken zu und wanderte über das smaragdene Feld, schritt rasch an Crestman vorbei, um Teheboth und Berylina einzuholen. Rani wollte ihm folgen, wollte ihn zurückrufen, aber sie erkannte, dass sie nichts mehr zu sagen hatte, keine Argumente mehr vorzubringen hatte.
    Eine sanfte Brise strich flüsternd übers Gras, und sie spürte, wie etwas Hauchzartes ihre Knöchel berührte. Sie blickte hinab und sah das Tuch, das Berylina fallen gelassen hatte, die Spinnenseide, mit der sie die Männer ins Turnier geschickt hatte.
    Bevor sie danach greifen konnte, trat Crestman neben sie. Er nahm das zarte Tuch mit einer weichen Bewegung hoch und zerdrückte es in einer gebräunten Hand. »Es waren Amanthianer auf diesem Feld.«
    »Was?«
    »Die Jungen, welche die Stechpuppen aufgestellt haben. Sie waren vom Kleinen Heer.«
    Sie schwieg.
    »Sie haben nicht einmal in meine Richtung geblickt. Sie führten ihre Aufgabe aus wie jeder Diener im Haushalt irgendeines Adligen.«
    Rani erwiderte nichts.
    »Es ist so, als würden sie uns nicht erkennen, als hätten sie keine Erinnerung an ihr Leben in Amanthia.«
    »Vielleicht ist es so«, sagte Rani schließlich. »Vielleicht hat sich ihre Welt verändert, und dies ist alles, was sie kennen. Sie waren immerhin noch Kinder. Sie waren Kinder, als die Welt, die sie kannten, verloren ging.« Crestman sah sie seltsam an, und beide schwiegen, während sie zu König Teheboths Palast zurückkehrten.

    »Was genau dachtest du, was hier in Liantine geschehen würde?«
    Rani kauerte am Fenster und wünschte, sie könnte Mairs betonte Frage ignorieren. Sie fuhr mit den Fingern über den hölzernen Fenstersims. Die Gästezimmer, die sie mit ihrer Freundin teilte, waren kahl und kalt, obwohl die Palastdiener darauf bestanden, es seien die besten in Teheboths Zuhause. Die Wände waren mit edlen Paneelen bedeckt, wie die Diener häufig bemerkten, nicht mit der prunkvollen Spinnenseide, die man in älteren Räumen vorfand.
    Nun, Rani hätte es auch kaum gekümmert, wenn sie in einem Zelt des Heers geschlafen hätte. Sie wollte weg. Sie wollte wieder in Moren sein. Sie zwang sich, Mair zu antworten. »Ich weiß nicht. Ich dachte, ich würde für Hal sprechen. Dass König Teheboth mir zuhören würde.«
    »Was hat dich denn auf die Idee gebracht?«
    »Er bat mich, ihn zu begleiten!«
    »Er bat dich, ihm zu raten. Er bat dich, dir Strategien auszudenken, wie ein

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