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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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ergreifen und ihn zu sich zu ziehen. Sie wollte ihm eine Warnung zuflüstern, ihn daran erinnern, dass alles, was er sagte, alles, was er tat, genau geprüft würde. Er könnte das Kleine Heer als eine von Berylina getrennte Angelegenheit betrachten, als eine Angelegenheit, die auch nichts mit diesem Spinnengilden-Weibsbild zu tun hatte, die ihn während des Festessens gestern Abend zu genau betrachtet hatte. Aber sie waren alle miteinander verflochten. Sie waren alle Teil des verwickelten, verdrehten Musters, das Liantine für sie darstellte.
    Sie hielt sich jedoch zurück. Sie schwieg und trat beiseite, damit Hal die Darbietung der Reiter ungehindert beobachten konnte. Sie ging zu Crestman hinüber. Der Amanthianer sah sie fragend an, als wollte er wissen, was sie mit ihrem König besprochen hatte. Seine Erwartung ärgerte sie, aber sie hielt den Mund, auch als sie spürte, dass er sich neben ihr regte. Sie war sich der Seitenblicke schmerzlich bewusst, die er ihr heimlich zuwarf, der Art, wie er sich regte, um sie neben sich zu spüren. Sie konzentrierte sich auf die kämpfenden Edelleute.
    Die Reiter auf dem Feld schienen recht ebenbürtig. Einer ritt eine lebhafte kleine Stute, nutzte deren Schnelligkeit, um unter den Figuren hindurchzupreschen, und es gelang ihm, sechs der sieben Ringe an den Stechpuppen einzusammeln. Der andere Reiter bevorzugte ein weitaus schwereres Pferd, ein Schlachtross, das kraftvoll um das Feld stampfte. Der Mann errang ebenfalls sechs Ringe, aber er hatte bei engen Kehrtwenden mit seinem Pferd zu kämpfen.
    Hal sah ernst zu, wobei er den mit Goldfransen versehenen Beutel an seiner Taille betastete. Als die Vorführung beendet war und Diener auf den Platz eilten, um die Ringe einzusammeln, sagte Teheboth: »Nun? Was sagt Ihr, Mylord? Was wollt Ihr auf einen Dreifachlauf wetten?«
    Rani vermutete, dass Hal sein Geld auf das schwerere Pferd setzen sollte. Die kleine Stute hatte den Kurs ein Mal beendet, aber man konnte nicht wissen, ob sie die Kraft für weitere drei Durchgänge hätte. Dennoch flog Ranis Herz instinktiv dem Reiter des kleineren Tieres zu.
    Crestmans Aussage war kaum zu hören. »Das Schlachtross.« Rani wandte sich ihm zu, um etwas zu erwidern, aber das Gesicht des Soldaten blieb unbeteiligt. Er hätte ebenso gut nichts geäußert haben können.
    Hal kam zu einer anderen Lösung. Er verbeugte sich vor Berylina und fragte: »Mylady? Was sagt Ihr?«
    Aller Augen richteten sich auf die Prinzessin, die eindeutig erstaunt war, sich im Mittelpunkt solcher Aufmerksamkeit zu finden. Ihre schielenden Augen zuckten jäh zu Hals Gesicht und wieder fort, schweiften ziellos über den Turnierplatz. Sie leckte sich über die rissigen Lippen, zog unselige Aufmerksamkeit auf die hervorstehenden Spitzen ihrer weißen Zähne. Als niemand sonst sprach, gelang es ihr zu flüstern: »Mylord?«
    »Kommt schon.« Hals Stimme klang so sanft und innig, als stünden sie allein dort. Rani konnte seine schmeichelnden Worte kaum verstehen. »Euer Vater hat mir eine Vorführung gewährt, aber ich muss mein Geld schützen. Ich würde lieber das Wissen einer Expertin an diesem Hof zu Rate ziehen. Wen soll ich unterstützen, Mylady? Wer wird diese Dreifachrunde gewinnen?«
    Berylina blickte mit zitterndem Kinn zu den Reitern hinaus. Hal rückte näher an sie heran, nahm ihre mollige Hand zwischen seine. »Kommt, Mylady. Helft einem Gast am Hof Eures Vaters. Sagt mir, wie ich meine Wette platzieren soll. Ich vertraue Euch. Ich vertraue Eurem Wissen.«
    Berylina starrte auf ihre gefangene Hand hinab, als gehöre sie einem anderen Kind. Sie schluckte schwer, und dann hob sie den Blick zu Hals Gesicht. Sie sah ihn angespannt an, während sie sagte: »Dasjenige, das von Par gesegnet ist, Mylord.«
    Hal lächelte fragend. »Von Par?«, fragte er. Berylina nickte, unfähig, weitere Worte hervorzubringen. »Vom Gott der Sonne?«
    »Ja, Mylord.«
    Jene letzten beiden Worte erwiesen sich als zu große Anstrengung. Berylina entzog Hal ihre Hand und verbarg ihr Gesicht dahinter. Hal schien es nicht zu bemerken, während er sich König Teheboth zuwandte. »Nun gut. Mylady hat gesprochen. Ich werde auf den blonden Mann wetten.«
    Die kleine Stute.
    »Auf Charion«, brüllte Teheboth. »Und wirst du unsere Einsätze bewahren, Tochter?«
    Rani dachte, die Prinzessin würde aufgrund der Aufmerksamkeit ohnmächtig werden. Dennoch brachte sie die Kraft auf, eine Goldmünze von ihrem Vater entgegenzunehmen. Als Hal ihr

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