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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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husten.«
    »Und wenn es wirkt? Wie wirst du weitere dieser Kräuter finden?«
    »Er sagt, es wird Lamb’s Breath genannt. Es ist östlich von hier gebräuchlich. Wir könnten in Moren eine Bezugsquelle finden oder seinen ganzen Vorrat hier aufkaufen.«
    Rani roch erneut an den Kräutern und prägte sich den Duft ein. Sie begegnete Mairs Blick, als sie sich wieder aufrichtete. »Wir wussten beide, dass das ein Eulenjunge war.«
    »Ja.«
    »Woher? Er trägt nur eine Narbe.«
    »Wir haben genug Zeit mit den Amanthianern verbracht, um es zu wissen. Wir haben ihre Kasten kennengelernt, indem wir mit ihnen lebten und sahen, wie sie sich verhalten, wie sie aussehen.« Mair zuckte die Achseln. »Du erkennst, dass ich eine Unberührbare bin, auch wenn ich wie eine Adlige am Hof des Königs spreche.«
    »Jeder würde erkennen, dass du eine Unberührbare bist, Mair.« Rani lachte.
    »He da, Mylady! Solche Freude am Markttag!« Rani zuckte bei der lauten Begrüßung zusammen, wirbelte herum und sah den Rufer. Der Mann, der vor ihr stand, erschreckte sie; er trug eine in Rot und Schwarz gehaltene Hose sowie eine schimmernde, weiße Spinnenseide-Tunika. »Ich grüße Euch!«, rief er. »Grüße auch von den Gauklern der Spinnengilde!«
    »Die Gaukler der Spinnengilde?«, wiederholte Rani verwirrt.
    »Ja, Mylady.« Der Mann verbeugte sich und zog auf theatralische Art schwungvoll einen imaginären Hut. »Die Spinnengilde fördert uns. Wir nehmen ihr Geld und verwandeln es in Geschichten!« Der Mann setzte seinen unsichtbaren Hut wieder auf den Kopf und richtete dessen imaginäres Gewicht mit einer Bewegung seines Handgelenks. Dann richtete er sich mit ansteckendem Lächeln auf.
    Etwas an der präzisen Bewegung seiner Hände ließ Rani ihn erkennen. »Ihr seid der Jackhand!«, rief sie aus. »Von gestern Abend!«
    »Pollino, Mylady. Zu Euren Diensten. Und seid Ihr zum Markt gekommen, um Euch von uns hypnotisieren zu lassen?«
    »Von Euch hypnotisieren zu lassen?« Rani hatte nicht die Absicht, sich von den Gauklern hypnotisieren zu lassen. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass sie auf dem Marktplatz waren.
    »Hypnotisieren, Mylady«, sagte Pollino überschwänglich. »König Teheboth hat uns die Erlaubnis erteilt, jedermann zu hypnotisieren, der uns begegnet, einen ganzen Tag und eine ganze Nacht lang. Wir werden morgen in der Dämmerung aufbrechen und unsere neuen Geschichten zusammen mit unserer Spinnenseide und dem Glas einpacken.«
    »Neue Geschichten?« Rani fühlte sich wie ein törichtes Kind, als könnte sie nur Worte wiederholen, die ihr vorgesagt wurden. Sie schaute zu Mair, um zu sehen, ob das Unberührbaren-Mädchen mehr begriff als sie. Mair bahnte sich jedoch bereits ihren Weg zu einem weiteren Kräuterhändler.
    Pollino neigte den Kopf auf eine Seite, als mustere er sie für ein Porträt. »Ihr habt noch niemals zuvor Gaukler gesehen, oder?«
    »Keine Gaukler wie Eure Truppe. In meinem Land, in Morenia, gibt es singende Barden und prunkvolle Schausteller, Menschen, welche die Geschichten der Tausend Götter erzählen. Wir haben jedoch keine Truppen wie Eure.« Sie leckte sich über die Lippen und wagte einen weiteren Satz. »Unsere Gaukler haben kein Glas.«
    Pollino warf ihr einen raschen Blick zu, und sie war sich sicher, dass er das Sehnen auf ihrem Gesicht bemerkte. Er lächelte jedoch unbeschwert und sagte: »Eure Barden, Eure Schausteller, hypnotisieren sie ihre Zuschauer?«
    »Hypnotisieren?« Sie hörte ihn das Wort erneut seltsam betonen. »Ich weiß nicht, was Ihr meint.«
    »Wir Spinnengilde-Gaukler borgen unsere Geschichten von jenen, die sich unsere Geschichten ansehen. Wir laden die Zuschauer in unsere Zelte ein. Wir verlangen etwas Geld, und dann stellen wir ihnen Fragen. Wir erfahren ihre Geschichten, und dann geben wir diese Geschichten an andere zurück. Die Geschichte eines Zuschauers kann vielleicht Jahrhunderte überdauern, wenn sie geistreich genug ist. Wenn sie gewagt ist. Wenn sie wahr ist. Das Fragen und Erzählen, das ist Hypnotisieren.«
    Rani schüttelte unsicher den Kopf. »Dann hypnotisieren die Gaukler in meinem Land nicht. Eure Praktik scheint unfair. Ihr nehmt die Geschichten Eurer Zuschauer, und doch lasst Ihr sie bezahlen.«
    »Wir nehmen, das ist wahr – Münzen und Geschichten. Aber wir geben auch. Kein Zuschauer geht unglücklich davon, und viele kommen wieder zu uns. Lassen sich so oft hypnotisieren, wie wir es wollen.« Pollino trat näher heran, wobei alle Fröhlichkeit aus

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