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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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zu beruhigen. Schaumige Wolken zogen über den Himmel, als sie ihre Lanzen anlegten.
    König Teheboth wandte sich an Prinzessin Berylina, die neben ihm in den Zuschauerrängen stand, und reichte seiner Tochter ein Stück smaragdfarbene Spinnenseide. Rani dachte einen Moment, die Prinzessin würde es nicht annehmen, aber der strenge Blick ihres Vaters erwies sich als furchterregender, als das Tuch anzunehmen. Berylina hielt den hauchdünnen Stoff zwischen zwei Fingern und ließ ihn im Wind flattern. Erst als ihr Vater nickte, gab sie das Zeichen.
    Beide Reiter preschten vorwärts, als die Spinnenseide die Hand der Prinzessin verließ, und Ranis Zähne knirschten, als die Edelleute in der Mitte des Feldes aufeinandertrafen. Beiden gelang es nicht, den Gegner aus dem Sattel zu stoßen, obwohl sie den Vorgang drei weitere Male wiederholten. Beim vierten Durchgang wurde Rani von einem scharfen Krachen erschreckt und sah, wie einer der Edelleute die gesplitterten Überreste seiner Lanze zu Boden schleuderte. Er stieg mit zorniger Miene ab und kniete sich in ritueller, widerwilliger Demut vor seinen Gegner. Der Sieger berührte mit seiner heilen Lanze die Brust des Gegners und wandte sich den Zuschauerrängen erst zu, als der andere Mann von der Eisenspitze festgehalten wurde.
    »Euer Majestät«, verkündete der stolze Edelmann und verbeugte sich vor Teheboth. »Euer Hoheit.« Er wiederholte die Ehrung vor Prinzessin Berylina. Er neigte den Kopf auch der Gruppe der Morenianer zu, sprach sie aber nicht direkt an.
    Rani schloss sich den Zuschauern mit höflichem Applaus an. Diener eilten auf das Turnierfeld und sammelten die zerbrochenen Lanzenstücke. Dann schleppten vier Dienstboten schwere Stechpuppen für eine weitere kriegerische Vorführung heran. Es war offensichtlich schwierig, die Figuren aufzustellen – ihre beschwerten Arme wirbelten ständig umher und versetzten den unseligen Dienstboten Schläge, während sie sich bemühten, für die Turnierreiter Ringe zum Aufsammeln daran zu befestigen.
    Rani nutzte den Vorteil der Ablenkung, um sich wieder Hal zuzuwenden. »Wir haben hier in Liantine Zeit, Mylord. Zeit, damit Ihr Teheboths Vertrauen erringen könnt. Gestern war es zu früh, das Kleine Heer anzusprechen.«
    »Zu früh? Hast du vergessen, dass ich in Morenia eine verbrannte und sterbende Stadt zurückgelassen habe?«
    »Glaubt Ihr, das könnte ich vergessen, Mylord?«, fauchte Rani. »Glaubt Ihr wirklich, ich erinnerte mich Morens nicht?«
    Es wäre klüger gewesen, wenn sie zu Hause geblieben wäre. Zumindest hätte sie in Moren die Intrigen der Gefolgschaft im Auge behalten können. Sie hätte Dartulaminos sich festigende Macht als neuer Heiliger Vater überwachen können, die Bedeutung der Kirche, die innerhalb der Organisation so hoch aufstieg, ermessen können. Diese Überwachung hätte Hal vielleicht geholfen, hätte ihn vielleicht veranlasst, einen angemessenen Zeitpunkt zu erwählen, um seine Ambitionen in der Geheimgruppe formell zu verkünden.
    Wäre sie in Moren geblieben, hätte sie ihrem König vielleicht ohne den in ihrer Brust pochenden Schmerz dienen können, ohne die Enttäuschung.
    Als Hal nicht antwortete, zwang Rani ihre Stimme zu einem ruhigen Tonfall, löste ihre Aufmerksamkeit von der Zukunft. »An jedem Tag, den wir fort sind, Euer Majestät, denke ich an die Feuerlunge. Ich denke an verhungernde Kinder. Ich denke an Schiffsladungen Holz, die in Moren eintreffen, und daran, wie wir die wartenden Händler bezahlen sollen. Warum sonst, glaubt Ihr, habe ich Euch über dieses von Kel verfluchte Meer begleitet?«
    Bevor Hal etwas erwidern konnte, rief König Teheboth aus: »He da! Welche Geheimnisse teilt ihr Morenianer? Wettet ihr auf meine edlen Streiter?«
    Hal schaute schuldbewusst auf. »Wetten? Nein, Mylord.«
    Teheboth erwiderte nichtsahnend ironisch: »Dann bleibt Eure Geldbörse gefüllt. Gefüllt und bereit, gegen mich zu wetten.«
    »Ihr habt einen unfairen Vorteil, Mylord.« Hal hatte sich weit genug gefasst, um einen leichten Tonfall anzuschlagen. »Ihr kennt Eure Leute. Ihr wisst um ihr Können.«
    »Dann kommt und urteilt selbst. Jeder Mann wird einen Durchgang auf dem Platz bestreiten, und dann werden wir unsere Wette abschließen. Kommt! Tretet neben meine Berylina, damit Ihr beurteilen könnt, wer der Beste ist.«
    Hal zwang sich zu einem Lächeln und drängte sich dann an Rani vorbei. Sie widerstand dem Drang, ihre Finger in seinen Umhang zu krallen, seinen Arm zu

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