Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin
General.«
»Dies ist kein Schlachtfeld, Mair.«
»Was ist es dann, Rai? Wie würdest du es sonst nennen?« Rani antwortete nicht. Sie wusste keine Antwort.
»Du weißt, wie dies ausgehen wird, Rai. Lass es uns jetzt beenden. Handele für deinen König. Nenne ihm die beste Strategie dafür, seine Mitgift auszuhandeln.«
»Er hat noch keine Entscheidung getroffen. Er ist sich nicht sicher, dass er um Berylinas Hand anhalten wird.«
»Was kann er sonst tun? Er wartet auf dich. Er will, dass du ihm sagst, dass er es tun darf.«
»Ich erteile dem König von Morenia keine Erlaubnis, irgendetwas zu tun.«
»Aber ja«, sagte Mair. »Und solange wird er warten.«
»Das habe ich nicht gemeint, Mair!«
»Aber vielleicht ist es die Wahrheit.«
»Das ist lächerlich.« Rani sah ihre Freundin finster an.
»Das versuchst du dir schon einzureden, seit unser Schiff an der liantinischen Küste angelegt hat. Ich weiß nicht, warum wir diese Reise unternommen haben, wenn du die Sache nicht energisch weiterverfolgst.« Mair trat vom Fenster fort. »Nun, ich werde nicht länger hier herumsitzen.«
»Wohin gehst du?«
»Heute ist Markttag. Ich werde in Erfahrung bringen, was die Liantiner gegen die Feuerlunge einsetzen.«
»Du weißt nicht einmal, ob auch nur ein einziger Liantiner jemals an der Feuerlunge gelitten hat!«
»Ich werde es nicht herausfinden, wenn ich hier herumsitze.«
Rani lauschte, wie Mair ihren Umhang nahm. Sie hörte eine Hand voll Münzen zusammenklingen. Einmal wollte das Unberührbaren-Mädchen etwas sagen, hielt aber wieder inne und seufzte stattdessen laut. Dann stampften Mairs Schritte über den Flur und hallten von den Holzpaneelen wider. Der Metallriegel der Tür wurde angehoben, und die Lederscharniere knarrten. Mair hielt ein letztes Mal inne, trat dann flink über die Schwelle und ergriff unmutig brummend den äußeren Riegel.
»Warte!«, rief Rani, unmittelbar bevor die Tür zuschlug. »Ich komme mit.«
»Natürlich kommst du mit.« Mair wartete, während Rani ihre Habe einsammelte.
Auf dem Marktplatz herrschte Geschäftigkeit, und Rani erkannte, wie lange es her war, seit sie über einen blühenden Markt geschlendert war. Selbst vor dem Feuer in Moren war der Marktplatz zum Winter hin weniger bevölkert gewesen. Bauern hatten nur wenig Gemüse angeboten, und Handelsgüter waren allgemein knapp, da der Transport durch Schnee und raues Wetter verzögert wurde.
Der liantinische Markt war jedoch wie ein geschäftiger Bienenstock. Kinder schrien einander zu, und Mütter riefen widerwillige Jugendliche herbei, um ihnen beim Tragen der Einkäufe zu helfen. Männer feilschten um Zinnwaren und Messer und Ledergürtel.
Rani sah einen Stand, der nichts anderes als Bronze-Amulette verkaufte, sternenförmige Medaillons mit einem in die Mitte geschweißten Bild der Gehörnten Hirschkuh. Ein weiterer Tisch hielt geschnitzte Holzschalen bereit, die mit wesentlich höheren Preisen als in Moren ausgezeichnet waren. Da waren noch andere hölzerne Gegenstände – Servierplatten und Kerzenleuchter, Löffel und dekorative Kämme. Viele trugen das Bild der Gehörnten Hirschkuh, eingelegt oder in die Oberfläche eingebrannt. Der Händler rühmte seine Waren als die neueste Mode, die neuesten Schätze, aber sie waren dennoch teurer, als Rani und Mair begreifen konnten.
»Schau«, rief Mair aus. »Dort drüben bei dem Eulenjungen.«
Rani sah in die von Mair angezeigte Richtung, und beide Mädchen gingen hinüber, um die umfassende Kräuter-Auslage zu betrachten. Einige waren fürs Kochen gedacht, aber davon abgesondert lagen andere fürs Heilen, fürs Kurieren, fürs Lindern von Krankheiten. Mair begann, den gut aussehenden, jungen Verkäufer zu befragen, und Ranis Aufmerksamkeit wurde abgelenkt.
Sie und Mair hatten den Jungen beide als Eulenjungen erkannt, als amanthianischen Kind-Gelehrten, auch wenn man ihm die Tätowierung aus dem Gesicht geschnitten hatte. Es waren noch weitere Kinder des Kleinen Heers auf dem Marktplatz verstreut, einige, die Waren verkauften, andere, die kauften. Einige trugen Lumpen und hatten einen gehetzten, hungrigen Ausdruck im Gesicht, aber die meisten waren gut gekleidet, fröhlich, sprachen mit Begleitern oder waren eifrig auf Handel bedacht.
Mair schwenkte einen großen Strauß getrocknete Kräuter und lachte, als Rani niesen musste. »Der Mann sagt, diese werden helfen. Er sagt, sie werden die Knochenschmerzen lindern und den Menschen helfen, den Ruß aus ihren Lungen zu
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