Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin
seinem Gesicht wich. »Und Ihr, Mylady? Würdet Ihr Euch gern von den Spinnengilde-Gauklern hypnotisieren lassen?«
Sie wollte schon ablehnen, wollte wieder zu Mair gehen und das Durchstreifen des Marktplatzes nach Schätzen beenden. Aber wenn sie zustimmte, sich hypnotisieren zu lassen, würde Pollino sie zu den Zelten der Gaukler bringen. Dort wäre ihr Glas. Sie könnte die Paneele betrachten, das edelste Glas studieren, das sie gesehen hatte, seit ihre Gilde zerstört worden war. »Ich…« Ihre Stimme brach, und sie schluckte schwer. »Was kostet es?«
Pollino lächelte sein ansteckendstes Lächeln. »Einen Sovereign, Mylady. Einen einzigen Sovereign, um sich von den Gauklern hypnotisieren zu lassen.«
Ranis Finger tasteten unwillkürlich nach dem Beutel an ihrer Taille. Eine Goldmünze. Genau wie die Münze, die Hal am Vortag verwettet hatte. Genau wie die Münze, um die er Berylinas Finger geschlossen hatte.
Als Händlerin wusste sie, dass sie den Preis herunterhandeln sollte. Sie wäre eine Närrin, wenn sie ein erstes Angebot annähme, ohne Diskussion kaufte. Aber die Waren schlossen Glas mit ein, Zugang zu den kostbaren Paneelen der Gaukler.
»Abgemacht.«
Pollino nickte ernst, als höre er all die Worte, die sie nicht sagte, als erkenne er den Ernst des Handels, den sie eingegangen waren. »Dann hier entlang, Mylady.«
»Einen Moment, bitte.« Rani sah sich nach Mair um. Als sie sah, dass ihre Freundin hölzerne Talismane betrachtete, rief sie ihr zu, dass sie mit den Gauklern ginge. Mair zuckte die Achseln und bedeutete Rani, dass sie sie über den Lärm der Menge hinweg nicht hören konnte. Rani rief ein zweites und ein drittes Mal, und dann gab sie Mair aufgebracht ein Zeichen, sich wieder dem Markt zuzuwenden.
Wie lange konnte dieses Hypnotisieren schon dauern? Wie lange würden die Gaukler Rani ihre Paneele betrachten lassen?
Rani folgte dem Jackhand über den bevölkerten Marktplatz und suchte sich ihren Weg bis zum Rande des Platzes. Die Zelte der Gaukler standen in einer schattigen Ecke zusammen wie ein kleines, buntes Dorf auf dem Grau der Pflastersteine. Ein Spinnenseide-Banner flatterte vom höchsten Pfahl und knatterte kräftig im Wind. Eine sich windende Spinne zierte das Banner, auf dem die acht Beine in Schwarz auf Weiß sorgfältig dargestellt waren.
Als sich Rani den Zelten näherte, sah sie Kinder der Gaukler einander bei einem wohldurchdachten Spiel jagen. In der Nähe des größten Zelts hielten zwei erwachsene Männer Holzschwerter in der Hand und gingen in gemessenen Kreisen umher. Sie näherten sich einander und wichen dann wieder zurück, vereinten sich und trennten sich immer wieder. Sie übten offensichtlich für irgendeine Geschichte einen Kampf.
Ein Mädchen annähernd in Ranis Alter saß auf einer Bank vor dem größten Zelt und biss sich auf die Lippen, während sie eine Nadel durch schwarze Spinnenseide zog. Es war das Katzenkostüm, wie Rani erkannte. Der Schwanz musste sich gelöst haben.
Pollino nickte der Näherin zu, während er sich dem Zelt näherte. »Ist Flarissa drinnen?«
»Ja.« Das Mädchen schaute auf. Eine Sonne mit braunen Strahlen war auf ihre Wange geprägt. Eine weitere Amanthianerin. Ein weiteres Mitglied des Kleinen Heers, das friedlich in Liantine arbeitete. Das Mädchen, das Ranis Blick nicht bemerkte, nickte Pollino zu.
»Hypnotisiert sie gerade jemanden?«
»Nein.«
Pollino schienen die kurzen Antworten des Mädchens nicht zu stören. Stattdessen lächelte er Rani zu und deutete auf den Eingang des Zeltes. Sie wollte geduckt eintreten, aber der Jackhand ergriff ihren Arm. »Ihr zahlt, bevor Ihr hypnotisiert werdet.«
Rani erkannte erneut, dass sie Einspruch erheben sollte. Sie wusste, dass sie handeln sollte – zuerst die Hälfte bezahlen und den Rest danach. Nachdem sie diese Flarissa gesehen hatte.
Sie griff in ihren Beutel und nahm einen glänzenden Sovereign hervor.
Pollino nahm die Münze von ihrer Handfläche und übertrieb die Bewegung, indem er das Metall mit Zeigefinger und Daumen hochnahm. Er hielt sie ins Sonnenlicht, als suche er nach abgeschabten Kanten, war aber eindeutig erfreut über das, was er sah. Mit einer Bewegung, die zu rasch erfolgte, als dass Rani ihr folgen konnte, schnippte er die Münze in seine Handfläche und verbarg sie hinter geschickten Fingern. »Mylady«, sagte er, verbeugte sich und hielt ihr den Zelteingang auf.
Rani hielt den Atem an und trat gebückt ein.
Pollino ließ die Seide hinter ihr
Weitere Kostenlose Bücher