Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin
Lager Einlass bekommen?
»Ihr werdet auf der Lichtung gebraucht, Euer Majestät.«
»Farso, wir haben vereinbart, dass keine Titel…«
»Ja. Und sobald wir diese Zuflucht verlassen, werde ich Euch nur ›Mylord‹ nennen. Im Moment müsst Ihr jedoch mit mir kommen.«
»Was ist los?« Hal eilte in Gedanken voraus, fragte sich, was geschehen war, verzweifelte darüber, wie er reagieren würde.
»König Hamids Männer. Sie haben uns gefunden.«
Hal fluchte. Er hatte geglaubt, er hätte vielleicht noch ein wenig mehr Zeit, alles zu regeln, ein wenig mehr Zeit, einen Plan zu entwerfen. Er war noch nicht bereit, diesen Fall vor Hamid von Sarmonia zu bringen, noch nicht bereit, sich für seinen hoffnungslosen Fall einzusetzen. Ach, dachte er, ein Bettler kann sich die Zeit seiner Mahlzeiten nicht aussuchen. »Also gut, Farso. Ich komme gleich.«
Der Adlige verbeugte sich wie ein vorbildlicher Höfling und zog leise die Türe zu. Hal wandte sich wieder seiner Frau und seinem Sohn zu. »Ich muss nun gehen.«
»Ja.«
»Ihr werdet hier sicher sein. Wenn ich Hamid erst allein sprechen kann, werde ich es ihm erklären, ihm sagen, warum wir hier sind, ihm von euch erzählen.«
»Sag noch nichts von mir. Marekanoran und ich sind sicherer, wenn niemand weiß, dass wir hier sind.«
»Niemand außer den Kräuterhexen, meinst du?« Die Frage klang verbitterter als beabsichtigt, und Zorn funkelte augenblicklich in Marekas Augen. »Nein«, sagte er rasch. »Kein Grund für Erklärungen. Kein Grund für Rechtfertigungen. Ich werde sehen, was Hamid weiß. Ich werde es ihm nur erzählen, wenn ich muss.«
»Er könnte ein Mitglied eurer Gefolgschaft sein.« Hal spannte unbewusst den Kiefer an. »Ja, das könnte er.«
»Ich würde diesen Leuten unseren Sohn nicht anvertrauen.«
Hal dachte an den trauernden Mann, der draußen vor der Tür auf ihn wartete, an das Kind, das Farso an die Machenschaften der Gefolgschaft verloren hatte. »Das werde ich auch nicht tun, Mylady.«
»Dann lebe wohl. Möge Arn über dich wachen.« Sie wünschte ihm Mut. Sie kannte ihn gut, obwohl sie als einander Fremde begonnen hatten, vor vier Jahren in Liantine. »Passt auf euch auf«, sagte er. »Ich werde euch besuchen, wenn ich kann. Möge Nome euch beschützen.«
Er wollte seinen Sohn erneut nehmen, wollte diesen kleinen Körper ein letztes Mal halten. Er wusste jedoch, dass das Kind nervös würde, wieder zu weinen beginnen würde. Wenn in dieser Nacht im Wald Gefahr herrschte, war Stille der beste Verbündete für Marekanoran. Hal beschränkte sich darauf, sich zu seiner Frau zu beugen und einen flüchtigen Kuss in die Luft über ihrem Kopf zu hauchen. Er zwang sich, ihr in die Augen zu sehen, die seltsame Mischung aus Mitleid und Sorge und wütender, enttäuschter Hilflosigkeit zu registrieren. »Passt auf euch auf«, wiederholte er, und dann trat er geduckt hinaus.
Er wartete, bis sie wieder an den Zwillingseichen waren, bevor er mit Farso sprach. »Woher wusstest du, dass ich hier war?«
»Ich bin Euch gefolgt.« Die Antwort war eine einfache Feststellung, als wäre es die natürlichste aller Antworten auf der Welt. »Heute Abend, und anlässlich Eurer anderen Besuche.«
»Ich sagte dem Wächter, dass ich bald zurückkäme.«
»Und wenn Ihr wirklich so lange gebraucht hättet, nur um Euch zu erleichtern, täte der Wächter uns allen einen Gefallen damit, wenn er einen Dolch in Euren Rücken versenkte. Befreit Morenia von einem vorzeitig gealterten König.« Hal warf einen raschen Blick auf seinen früheren Knappen, der ihm breit zulächelte, als wären seine Worte ein Scherz gewesen. Seine Miene wirkte jedoch verstört, ein Schimmern lag in seinen Augen, das Hal an ein am Rande des Schlachtfelds in Panik geratendes Pferd erinnerte. Der alte Farso hätte niemals darüber gescherzt, einen König zu ermorden, hätte niemals solche Worte erdacht, geschweige denn, sie laut ausgesprochen.
»Wer weiß noch, dass meine Lady hier ist?«
»Niemand«, sagte Farso rasch. »Niemand weiß von ihr oder… ihrer Begleitung.« Während der Mann den Namen des Babys hinunterschluckte, sah Hal, wie Zorn gleichzeitig einen Muskel an seiner Wange anspannte. Farso hatte den Bestien nicht vergeben, die seinen Sohn getötet hatten. Sein Zorn brannte nun noch heißer als zu dem Zeitpunkt, als er die bittere Nachricht erfuhr. Die vergangenen Monate hatten lediglich dazu gedient, ihn die volle Last seines Verlustes zu lehren. Der Adlige musste Hals Blick auf
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