Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin
Meisternäherin an seinen Gewändern spürte, Kleidung, die dazu beitragen sollte, ihn majestätisch erscheinen zu lassen. Sein kurzes Haar war pechschwarz mit nur einer Spur Grau an den Schläfen, und sein schwarzer Bart lief in einer Spitze aus. Sein Schnurrbart war perfekt gestutzt, um seine Lippen zu betonen. Seine starren Wangenknochen waren so scharf geschwungen wie Falkenschwingen. Seine Augen sahen die versammelte Menge blinzelnd an, als ermesse er alle Anwesenden.
Rani nickte vor sich hin. Sie kannte Männer wie König Hamid, Männer, die es gewohnt waren, um das zu handeln, was sie begehrten, um alles zu verhandeln, was sie wünschten. Sie hatte solche Männer in der Vergangenheit übervorteilt, auf dem morenianischen Marktplatz, in der Welt königlicher Politik. Sie könnte es wieder tun.
Der jüngste Knappe trat vor und verkündete der Menge: »Verbeugt Euch vor König Hamid, dem gewählten Herrscher Sarmonias! Sollen jene, die ihm Angelegenheiten darbringen wollen, den Rat Seiner Majestät suchen, und mögen all die Tausend Götter über die heutigen Geschehnisse hier wachen.«
Gewählter Herrscher Sarmonias… Rani hatte Gerüchte über die seltsamen Bräuche dieses Königreichs gehört, darüber, wie sich die Adligen versammelten und einen Mann erwählten, der während der Dauer seines Lebens über sie herrschen sollte, es sei denn, der Adel forderte eine weitere Wahl. Wie konnte ein Königreich mit solcher Unbeständigkeit funktionieren? Wie konnte es den Übergang von einem König zu einem anderen überleben, ohne zu wissen, wer der Erbe sein würde?
Während sie den seltsamen sarmonianischen Brauch in Frage stellte, drang gleichzeitig ein störender Gedanke in Ranis Geist. Hal wäre vielleicht ein stärkerer König, wenn er seine Dynastie nicht mit einem Sohn sichern müsste. Er hätte seine Aufmerksamkeit eher seinem Königreich und dessen Bedürfnissen widmen können, anstatt darum zu kämpfen, die Aufschreie gegen Mareka zu beschwichtigen, die Stimmen, die forderten, er solle seine kinderlose Königin fortschicken. Vielleicht waren die Sarmonianer gar nicht so seltsam, wie Rani zunächst geglaubt hatte.
Sie bekam keine weitere Gelegenheit, Vermutungen anzustellen, da König Hamid auf die Plattform am Ende des Raumes stieg. Er nahm schwungvoll den Thron ein und breitete seine Gewänder um sich aus, so dass sie ihn einrahmten und seine beeindruckende Größe betonten. Rani sah sich erneut einem Mann gegenüber, der mit den Mitteln, die er besaß, umzugehen wusste, der scheinbare Mängel in positive Ergebnisse verwandeln konnte.
»Ruhig, Wahlmänner, geehrte Lords, meine Gäste«, sagte König Hamid. Seine Stimme war höher, als Rani erwartet hatte, ein sanfter Tenor, der mit melodischem Klang durch den Raum schwebte. Er stützte seinen gedämpften Befehl nicht durch irgendeine physische Drohung, und doch konnte Rani sich vorstellen, dass sein Tonfall rasiermesserscharf würde, gegen seine versammelten Adligen gerichtet, gegen jene, die an seinem Hof Klage einreichten. »Wir haben gehört, dass es heute vor unserem Gericht eine Angelegenheit zu verhandeln gilt, eine Angelegenheit über Eindringlinge im nördlichen Wald.«
»Ja, Euer Majestät.« Der Anführer der Wache, welche die Morenianer umringt hatte, trat vor und verbeugte sich vor seinem König, berührte in seinem offensichtlichen Eifer zu schmeicheln mit der Stirn sein Knie.
»Und Ihr seid?«
»Baliman, Euer Majestät. Baliman von der nördlichen Wache, und Landbesitzer.«
Rani beobachtete, wie König Hamid den Namen anerkannte. Er schien sich bei dem letzten Anspruch ein wenig weiter aufzurichten. Ein Landbesitzer? Welchen Unterschied konnte das machen?
»Also, guter Baliman. Sagt mir, was Ihr festgestellt habt.«
»Diese Eindringlinge lagerten im nördlichen Wald, auf einer namenlosen Lichtung unmittelbar östlich des Eichenpfads. Sie legten einen Feuerkreis in der Mitte an und bauten Schutzhütten. Wir fanden Beweise dafür, dass sie in unseren Flüssen gefischt haben, Euer Majestät, und dass sie im Wald Nahrung gesucht haben.«
»Und habt Ihr festgestellt, dass sie gejagt haben?«
»Keine Hirsche, Eure Majestät.«
»Und haben sie die Seen gestört?«
»Nicht dass wir wüssten, Euer Majestät. Wir fanden keine Überreste von Schwänen in ihrer Mitte – keine Feder, kein Ei und auch keine Knochen.«
König Hamid nickte gemächlich. Die Anschuldigungen überraschten ihn gewiss nicht. Seine Berater mussten ihm die
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