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Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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seiner Hand untersagte er die Formalität und fragte: »Ist meine Lady noch wach?«
    »Natürlich, Mylord.« Die Stimme erklang hinter dem Wächter, eine Frauenstimme, rau von der Nacht. Hal bezweifelte, dass Mareka wach gewesen war, bevor ihr Wächter seinen Warnruf ausgestoßen hatte, aber nun war sie es.
    Der Wächter verschwand in die Dunkelheit, und Hal trat auf seine Königin zu. Er streifte ihre Wange mit einem Kuss, seltsam verwirrt bei dem Gedanken, dass andere sie beobachten mussten. Soldaten mussten jede ihrer Bewegungen im Mondlicht wahrnehmen. Mareka neigte nur den Kopf zu einer Seite, und dann nahm sie ihn an der Hand und führte ihn in die Hütte, die ins Ufer gebaut war.
    Es überraschte ihn immer wieder, wenn sie ihn berührte. Er konnte sich noch immer an den Moment in Liantine erinnern, als sie zum ersten Mal in seinen Raum gekommen war, als sie ihr Umhängetuch abgenommen und ihn mit der Macht ihres Octolarisnektars übermannt hatte. Das Gegenmittel für Spinnengift war stark, eine Gefahr in sich, und Hal war rasch verführt worden.
    Nicht dass Mareka nicht auch ohne solche Mittel anziehend wäre. Die liantinische Frau war schmal, dunkel und scheinbar so verletzlich wie ein Kind. Doch Hal wusste jetzt, dass sie stärker war, als er es je gewesen war. Sie hatte ihn ihren eigenen Bedürfnissen gemäß manipuliert, zuerst in ihrem Heimatland Liantine, dann in ihrer angenommenen Heimat Morenia. Sie hatte die Kraft gefunden, vier Leichname von Säuglingen einzuäschern. Sie hatte unnachgiebig standgehalten, als ein ganzes Königreich forderte, sie abzuschieben, als sich sein ganzes Volk gegen ihr Gilde-Geburtsrecht und ihren makelbehafteten Leib erhob.
    Mareka war kein Kind. Sie war der Spinnengilde geboren und es gewohnt, die Bedürfnisse der Reichen zu erkennen – jene Bedürfnisse zu erkennen und sie zu erfüllen, gleichgültig, was es kostete.
    Hal hätte beinahe den Kopf geschüttelt, überrascht darüber, dass er seine Frau noch immer mit solch selbstsüchtigen Begriffen beurteilte. Selbstsüchtig? Oder nur richtig? Sie hatte ihn gewiss manipuliert, als sie sich zum ersten Mal begegneten. Sie hatte gewiss ein falsches Spiel mit ihm getrieben. Aber das war drei Jahre her, fast vier. Nun war sie die Mutter seines Sohnes. Die Mutter seines Erben.
    »Marekanoran?«, fragte er, so atemlos wie der naive Mensch, der Marekas durch die Octolaris gesteigerten Reizen erlegen war.
    »Hier.« Mareka schloss die gerundete Tür hinter ihnen und nahm das Binsenlicht hoch, das sie in eine Nische gestellt hatte. Sie durchschritt selbstbewusst den Raum. Dies war nun ihr Heim, ihre Zuflucht, und sie bewegte sich, als befände sie sich in ihren Räumen im königlichen Palast.
    Hal folgte ihr, während sich sein Herzschlag beschleunigte. Er fragte sich, ob Mareka selbst hier mit Nektar experimentierte, aber dann sah er die Wiege, und er wusste, dass es hier nichts Böses gab, keinen manipulativen Trank. Er war nur aufgeregt, weil er sein einziges lebendes Kind sah, den Sohn, der seinen Namen die Jahrhunderte hindurch fortführen würde.
    »Er ist gewachsen!«
    »Ja.« Mareka beugte sich herab und hob den Jungen hoch, blind für Hals Fürsorge, während sie den Jungen wickelte. Sie berührte mit einer Fingerspitze seine Nase, strich eine imaginäre Staubflocke von seiner Stirn. »Er isst und schläft – das ist ein Rezept zum Wachsen.«
    »Also schläft er gut? Du sagtest, er sei ruhelos, als ich euch das letzte Mal besuchte.«
    »Ich fand einen Trank, der dem abhalf. Außerdem kräftigt er ihn.«
    Hal verspürte ein warnendes Kribbeln hinter den Ohren. »Einen Trank?«
    »Es ist nichts, wirklich. Das Heilmittel einer alten Frau. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
    Alte Frauen. Das mussten die Kräuterhexen sein, die Mareka aufgesucht hatte, die Frauen, die ihr heimlich geholfen hatten, diesen Sohn zu gebären. Verachtung wollte ihn eine heftige Bemerkung machen lassen, das Höhnen, das jeder morenianische Adlige solch abergläubischen Geschöpfen entgegenbrachte.
    Aber welches Recht hatte er, ihnen gegenüber misstrauisch zu sein? Wie konnte er die Kräuterhexen herausfordern, wo sie doch vollbracht hatten, was seine eigenen Ärzte nicht geschafft hatten, was seine eigenen Priester nicht hatten tun können? Die Hexen hatten ihm einen lebenden Erben geschenkt, und er stünde für immer in ihrer Schuld.
    Dennoch fürchtete er das Gebräu, das Mareka Marekanoran gab, sorgte sich, dass es vielleicht ein

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