Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin
seinem Gesicht gespürt haben, denn er hielt in seinem rasenden Lauf den Weg entlang inne und sah seinen Lehnsherrn offen an. »Niemand weiß von ihnen, und von mir wird auch niemand etwas erfahren. Das schwöre ich bei der Erinnerung an Laranifarso.«
Es gab in Farsos Wortschatz keine verbindlicheren Worte. Hal seufzte. Nach der unmittelbaren Krise war noch genug Zeit zu erfahren, wann Farso ihm das erste Mal durch den Wald gefolgt war. Eines nach dem anderen. »Dann sage mir: Wie viele von Hamids Männern haben uns gefunden?«
»Unser Außenposten erstattete Bericht und sagte, es seien ein Dutzend Männer. Sie scheinen regelmäßig durch die Wälder Patrouille zu reiten. Wir glauben nicht, dass sie speziell uns gesucht haben.«
Hal sank jedoch der Mut. »Sie werden die anderen inzwischen zusammengetrieben haben. Meine Männer werden für meine Abwesenheit bezahlen müssen.«
»Traut ihnen nur mehr zu, Mylord.« Farsos Zähne blitzten im Mondlicht. »Als wir erfuhren, dass sich die Soldaten näherten, verteilten wir uns. Hamids Männer werden jeden von uns einzeln durch den Wald verfolgen müssen. Sie werden vielleicht sogar erst bei Tagesanbruch beginnen. Ihr und ich werden mit den anderen hereingeschleust werden, als wären wir im Lager gewesen, als die Warnung erfolgte.«
»Ein guter Plan, Farso. Deiner?«
»Nein, Mylord. Der Plan von Rani Händlerin.« Farso warf den Kopf auf, sodass das silbrige Haar schimmerte. »Ihr wisst, dass ich keine Pläne ersinnen kann. Ich bin durch meinen Kummer wie wahnsinnig, kaum fähig, meinem Lehnsherrn zu dienen.«
Hal erwog blitzschnell ein halbes Dutzend Erwiderungen, während er gleichzeitig an das Gewicht seines Sohnes in seinen Armen dachte, an das überwältigende Gefühl, das in ihm aufgewallt war, als er dem Baby in die Augen sah. Wie hatte Farso das ertragen? Wie hatte er es ausgehalten zu erfahren, dass sein Kind auf dem unheiligen Altar der Gefolgschaft geopfert worden war?
»Dann sollten wir uns der Meute wieder anschließen, Farso. Stellen wir uns König Hamid und erklären ihm, dass wir in seinem Wald ehrenwerte Eindringlinge sind. Und dann werden wir den Weg nach Moren zurück in Angriff nehmen.«
»Nach Moren«, wiederholte Farso. »Und zum blutigen Tod jedes einzelnen ihrer Feinde.« Der Adlige leckte sich im Mondlicht die Lippen, kostete seinen Schwur aus wie ein Wolf, der frisches Lammblut aufleckt.
4
Rani Händlerin verlagerte ihr Gewicht vom rechten Fuß auf den linken und versuchte, ihre Schultern in eine bequemere Lage zu bringen. Die Soldaten, die ihr die Hände auf dem Rücken gefesselt hatten, waren grausam professionell vorgegangen, und die Seile hatten viel Zeit, in die Haut an ihren Handgelenken einzuschneiden. Dieses Stechen wurde durch das Brennen der überstreckten Muskeln an ihren Schultern noch verschlimmert.
Dennoch sagte sie sich, sie müsse ihr Unbehagen vergessen und sich auf den Raum um sie herum konzentrieren. König Hamids Empfangshalle lag in der Mitte der Stadt Riadelle und war eine gewaltige Höhle, lang und niedrig, mit wenigen Fenstern, die Licht in die Dunkelheit ließen. Rani war mit unbewegter Miene die Länge der Halle abgeschritten. Sie wollte sich vom Thronraum eines Monarchen aus dem Süden nicht beeindrucken lassen. Sie wollte sich von einer Ansammlung seiner Gefolgsleute nicht überwältigen lassen.
Dies war anscheinend der Tag, an dem König Hamid Hof hielt – zahlreiche Adlige standen im Raum verteilt, in edle Gewänder aus Satin und Seide gekleidet. Es waren auch andere anwesend, dem Aussehen nach eine Gruppe Händler, eine Handvoll Bauern und eine Ansammlung von Gildeleuten, die am Rande des Raums hitzig miteinander flüsterten.
Zumindest war die große Halle in der Hitze der Mittagssonne kühl. Darauf hatten König Hamids Vorfahren vielleicht gezählt, als sie den höhlenartigen Raum erbauten. Die Wände waren offensichtlich dick und die Spätsommerhitze wurde abgehalten. Das Wetter daheim in Morenia würde allmählich herbstliche Kühle bringen. Rani schüttelte den Kopf und wünschte, sie könnte an der Salzkruste vom Schweiß auf ihrer Stirn reiben.
Die Bewegung bewirkte, dass sie einen deutlichen Blick auf ihre Mitgefangenen werfen konnte. Mair stand neben ihr, ebenfalls grausam gefesselt. Die Frau hatte wie eine wilde Bestie gekämpft, als die Soldaten ihr die Arme auf den Rücken drehten. Sie hatte mit den Fäusten um sich geschlagen und einige feste Tritte gelandet. Rani wusste,
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