Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
Vom Netzwerk:
Gewicht stieß gegen ihren Rücken, ließ sie vorwärtstaumeln. Sein gesunder Unterarm drückte gegen ihren Nacken, zwang ihr Kinn zu Boden. Er pflanzte sein Knie in ihre Nierengegend, ließ Explosionen weißen Lichts hinter ihren geschlossenen Augen aufbrechen. »Sag es mir, Hexe! Sage mir, wo sie ist! Sage mir, wo sich Mareka verbirgt!«
    Mareka. Das musste der wahre Name der Frau sein, nach der er sie schon einmal gefragt hatte, Jalinas wahrer Name. Kella hatte jedoch zu lange innegehalten, um das zu begreifen. Das Messer des Soldaten stach in ihren Hals, und sie erkannte, dass die Klinge in ihren Schädel einzudringen drohte. »Ich weiß es nicht!«, keuchte sie. »Ich würde es Euch sagen, wenn ich könnte, aber ich weiß es nicht! Ich schwöre bei den Kräuterkundebüchern meiner Mutter, dass ich nicht weiß, wo sie sich verbirgt!«
    Seine Muskeln spannten sich an, und sie erkannte, dass er bereit war, den Dolch zu bewegen, ihn durch ihre Haut zu stechen, durch ihre Knochen, in den fleischigen Teil ihres Gehirns. »Aber ich werde Euch helfen!«
    Er hielt inne. Sie fuhr mit ruhigerer Stimme fort. »Ich werde Euch helfen. Sie vertraut mir. Sie kommt häufig zu mir. Ich werde herausfinden, wo sie lebt. Ich werde es für Euch herausfinden. Ich werde es Euch sagen, und Ihr könnt sie finden.« Kella spürte, wie sich der Soldat mit jedem Satz mehr entspannte. Sie stammelte Worte, brachte Beruhigungen hervor, als spräche sie zu einem aufgeregten Kind. »Ihr Baby ist noch klein. Er kam zu früh. Er ist schwach. Er braucht bald Kräuter, häufig. Sie wird sie holen kommen. Ich habe ihr geholfen. Sie wird zu mir kommen.« Das Messer flüsterte Erwiderungen. Nur die Spitze stieß gegen ihren Hals. »Ich werde Euch helfen. Ihr werdet sie erwischen. Ihr braucht Euch keine Sorgen mehr zu machen.«
    Er nahm das Messer fort, tastete aber an seiner Taille umher, und sie brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass er ein Stück grobes Seil hervornahm. Er zog ihr die Arme auf den Rücken und band sie so fest zusammen, dass sie sich auf die Zunge biss, um nicht aufzuschreien. Dann erhob er sich, stand über ihr und keuchte wie ein erschöpfter, verausgabter Hund.
    »Ihr werdet mir helfen«, sagte er.
    »Ja.« Sie schluckte schwer und versuchte, ihr rasendes Herz zu beruhigen. »Sobald sie wieder zu mir kommt.«
    »Ihr werdet herausfinden, wo sie sich verbirgt, und Ihr werdet es mir sagen.«
    »Ja.«
    »Und Ihr werdet es niemand anderem sagen.«
    »Niemandem.« Sie versprach gerade, den Vertrag zu brechen, den heiligen Vertrag zu brechen, der sie an jedermann band, der den Rat der Kräuterkunde suchte. Die Schwestern duldeten in diesem Punkt keine zwei Meinungen – sie musste jene beschützen, die wegen ihrer Heilmittel kamen. So sicherten die Hexen ihre Zukunft, stellten ihren Wert für neue Generationen von Suchern sicher.
    Der Soldat schien sich ihres Zugeständnisses nicht bewusst. Er grollte: »Wenn Ihr mich anlügt, werdet Ihr sterben.«
    »Ich lüge nicht.« Wenn sie den Vertrag einhielte, würde sie sterben. Sie würde niemals wieder einem anderen Menschen helfen können. Sie würde niemals wieder einer anderen besorgten Mutter helfen, niemals ein anderes schwächelndes Baby retten können. Niemals wieder eine Kupfermünze verdienen können. Indem sie ein Vertrauen enttäuschte, könnte sie unzählige Leben retten. Einschließlich ihres eigenen.
    »Dann schwört es. Schwört im Namen Jairs.«
    Im Namen Jairs. Nicht der Tausend Götter, welche die Nordländer normalerweise anriefen. Nicht eines Königs oder Adligen, oder irgendeiner anderen mächtigen Macht. Im Namen des Ersten Pilgers Jair…
    Während Kella den Schwur leistete: »Ich schwöre es im Namen Jairs«, rasten ihre Gedanken gleichzeitig. Sie hatte Gerüchte gehört – wann war das? Vor Jahren? Vor zehn oder mehr Jahren in der Vergangenheit…
    Sie hatte damals den Wald verlassen und war nach Riadelle gereist, hatte ihre Tränke auf dem Marktplatz verkauft, um genug Geld für feine Seide und Samt zu verdienen, bis sie erkannte, wie teuer das Leben in der Stadt war.
    In Riadelle war sie jedoch den Schwestern begegnet, Dutzenden von Kräuterhexen, die noch gründlicher ausgebildet waren als Kella, weil sie ihr Wissen teilten. Und sie teilten ihren Klatsch. Sie hatte über die Geschichten vom Hof des Königs gelacht, die Gerüchte über Wahlmänner und Landbesitzer, die sich in den falschen Betten wiederfanden. Sie hatte über die Geschichten von Frauen, die

Weitere Kostenlose Bücher