Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin
Kinder gebaren, die ihren Erzeugern überhaupt nicht ähnelten, die Augen gerollt, Frauen, denen jede, wirklich jede Kräuterhexe hätte helfen können, wenn sie nur früh in ihrer Schwangerschaft den Vertrag unterzeichnet hätten.
Aber es gab auch andere Geschichten. Düsterere Geschichten. Eine Schwester hatte über einen Geheimbund geflüstert, der hinter den Wahlmännern, hinter den Landbesitzern agierte. Kella hatte Geschichten über Treffen zugehört, die in den dunkelsten Nächten abgehalten wurden, Treffen, auf denen sich Verschwörer in mitternachtsdunkle Umhänge kleideten und das Schicksal eines Königreichs bestimmten.
Wie lautete der Name jener Schwester? Kella überlegte angestrengt. Dania. Ja, Dania hatte sich der geheimen Organisation angeschlossen…
Und doch verstand Dania, dass ihre oberste Loyalität stets den Schwestern gelten würde. Sie hatte an geheimen Treffen teilgenommen und hatte dann diesen Schwur gebrochen, angesichts älterer Schwüre… »Die Gefolgschaft des Jair«, flüsterte Kella und erinnerte sich der Geschichten, die Dania zu den Schwestern zurückgebracht hatte.
Die Augen des Soldaten verengten sich den Bruchteil eines Herzschlags lang, und dann fauchte er: »Was?«
»Ihr sprecht von der Gefolgschaft, oder? Sie sind diejenigen, welche die Frau finden wollen.«
»Ich spreche für mich selbst«, sagte er barsch. »Mehr braucht Ihr nicht zu wissen. Mein Messer wird dasjenige sein, dem Ihr antworten werdet.«
Kellas Gedanken rasten. Sie hatte zugestimmt, ihren Vertrag zu brechen, eine Frau zu verraten, die bedürftig zu ihr gekommen war. Und doch, wenn sie handelte, um den Schwestern weiterzuhelfen… Die anderen Kräuterhexen könnten sie nicht lange in Ungnade belassen, wenn sie ihnen Informationen lieferte, Informationen über die Gefolgschaft, die sehr wohl ihr Leben retten könnten. Der Soldat hatte sich Morde aufs Gewissen geladen, dessen war sich Kella sicher. Wenn er sie tötete, dann würde Jalina eine weitere Schwester aufsuchen. Sie würde einen weiteren Vertrag unterzeichnen, und eine weitere Kräuterhexe wäre bedroht.
Kella musste ihre Schwestern beschützen. Sie musste Informationen für sie sammeln, das Ausmaß der Bedrohung durch diesen Soldaten und seine Gefolgschaft intuitiv erahnen. Ein Vertrag verwirkt, um alle Schwestern zu retten…
»Ich kenne Eure Leute«, sagte Kella. »Ich weiß von ihren Zielen. Ich weiß, dass sie sich in den Gassen Riadelles treffen, und ich weiß, dass sie die Zukunft meines Landes kontrollieren.«
»Ich habe keine Leute.«
Kella suchte in ihren Erinnerungen nach den Worten, die Dania ihr gegenüber vor Jahren geäußert hatte. »Ihr sucht also nicht nach dem Königlichen Pilger, hm?« Er murrte, und sie erkannte, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Sie widerstand dem Drang zu lächeln, als sie fragte: »Ihr glaubt nicht, dass der Königliche Pilger in der Zukunft alle Länder regieren wird?«
»Also seid Ihr eine von uns?«
»Eine von Euch?« Sie wollte spotten: »Wie könnte ich eine von Euch sein? Ihr existiert nicht.« Sie hielt jedoch inne und besann sich auf eine nützlichere Aussage, eine, die keine ausgesprochene Lüge wäre. Bevor sie die falsche Entscheidung treffen konnte, sagte sie: »Ich kann Euch helfen, Soldat. Ich kann der Gefolgschaft helfen.«
»Wie?« Er schien keine Zeit mit weiteren Worten zu verlieren.
»Ich kann diejenige aufspüren, die Ihr sucht. Ich kann Euch von den anderen erzählen, die sie suchen.«
»Andere?«
»Ihr wisst, dass heutzutage viele durch diese Wälder reisen.«
»Die Gaukler.« Er schnaubte achselzuckend.
»Die Gaukler. Und andere. Nordländer.«
»Wer?«
Kella hatte schon früher ein solches Glitzern gesehen, in den Augen alter Männer, die wegen Alraunwurzel zu ihr kamen, bei verzweifelten Mädchen, die Liebestränke suchten. Es war Verlangen. Rein und ungetrübt. »Ich werde es Euch sagen. Nachdem Ihr mich zu einem Eurer Treffen gebracht habt.«
»Ich könnte die Information jetzt aus Euch herausprügeln.«
»Ihr könntet mich schlagen, aber ich würde es Euch nicht erzählen.«
»Das könnt Ihr behaupten, nachdem ich Euch so überlegen war?«
Sie zwang sich zu lachen, als hätte sie keine Angst. »Ihr habt mich überlistet, Soldat. Ihr habt mich unvorbereitet erwischt.« Sie las die Unentschlossenheit in seinen Augen und senkte die Stimme. Sie benutzte die Tonlage, in der sie Ratsuchenden die unheilvollsten Nachrichten überbrachte – über Tode und
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