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Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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seid. Wenn…«
    Tovin, der ihr einen Priester schickte? Das konnte sie sich nur schwer vorstellen, so als hätten alle Vögel am Himmel erwählt, an diesem Tag kopfüber zu fliegen. Überraschung ließ ihre Stimme scharf klingen. »Was wollt Ihr lernen?«
    »Etwas über Eure… Fähigkeiten.«
    »Meine Fähigkeiten?«
    »Euer Wissen«, berichtigte er sich.
    »Mein Wissen?« Sie lachte und sprach vor Erschöpfung mit scharfer Stimme. »Ich weiß nur eines: Der Tag schreitet dem Ende entgegen, und ich habe noch viel Arbeit zu erledigen.«
    Sein Blick wurde zu den Blättern gezogen, zu den kleinen, grünen Pfeilen, die kaskadenförmig den Boden vor ihr bedeckten. »Wofür benutzt Ihr das?« Er schluckte schwer und zwang sich zu einer zweiten Frage. »Könnte es einen Menschen in den Wahnsinn treiben? Könnte es töten?«
    Sie sah ihn an, überrascht über die Mischung aus Ehrfurcht und Entsetzen in seiner Stimme. Sie war Menschen gewohnt, die ihre Künste verachteten, Ratsuchende, die sich angesichts ihrer Tränke und Beschwörungen unerschrocken verhielten. Sie hatte jedoch niemals zuvor solche Angst, solch blankes Entsetzen gesehen, auch wenn es hinter Respekt versteckt wurde. Ihre erste Neigung – mit dem Mann zu spielen und dem Kraut vorgebliche Eigenschaften anzudichten – schwand. »Es ist Sauerampfer. Ich gebe ihn in die Suppe.«
    »Sauerampfer.« Er seufzte erleichtert, und sie dachte, er würde unmittelbar auf ihrer Türschwelle zusammenbrechen.
    »Guter Mann, vielleicht wurdet Ihr von Tovin Gaukler irregeführt. Vielleicht wollt Ihr nicht wirklich mit einer Kräuterhexe reden, wie ich es bin.« Sie sah ihn bei dem Wort »Hexe« zusammenzucken, zurückschrecken wie ein Kind, das sich an Schläge erinnert. Seine Finger vollführten eine fremdartige Geste, eine automatische Bewegung, die ihm Frieden zu bringen schien. Wider besseres Wissen deutete Kella mit dem Kopf auf seine Hände. »Dieses Zeichen, das Ihr gerade vollführt habt. Wozu dient das?«
    »Geste?« Er wirkte verwirrt. »Oh, die Abwehrgeste.«
    »Abwehr?« Vielleicht war der Mann wahnsinnig. Vielleicht war er eine Art Tor, dem Tovin auf seinen Reisen begegnet war, ein Spitzbube, der sie vielleicht unterhalten könnte. »Wie, glaubt Ihr, soll Euch eine Fingerbewegung hier schützen?«
    »Nicht hier«, sagte er und schüttelte den Kopf. Er seufzte. »Weit weg von hier.«
    Kella wurde des Spiels überdrüssig. »Wo also?«
    »In Brianta. Wo sie Hexen foltern. Wo sie Steine auf ihnen aufstapeln, bis sie ihre Verderbtheit gestehen, und die Leichen dann mitten auf der Straße verbrennen.« Der Mann begann zu weinen, große, stille Tränen rollten seine Wangen hinab, ohne dass er es zu bemerken schien.
    »Jemand, den Ihr liebtet, wurde als Hexe bezichtigt?«
    Sein Gesicht spannte sich an, als wehre er die in ihrer Frage inbegriffene Anschuldigung ab. »Prinzessin Berylina Donnerspeer. Ich wurde geschickt, um sie zu beschützen. Ich habe versagt.«
    »Und Eure Prinzessin starb in Brianta?«
    »Sie war keine Hexe! Sie haben sie fälschlich beschuldigt! Sie kam um, weil sie zu gut für sie war, weil sie die Prinzessin nicht verstehen konnten! Sie war keine scheußliche Hexe!«
    Er hielt mitten in der Tirade inne, erinnerte sich mit fast komischem Keuchen seines Publikums. Er wollte seine Worte zurücknehmen, eine einleuchtende Erklärung für seinen Zorn finden, aber sie winkte ab. »Kommt herein, Pater…«
    »Siritalanu.«
    »Kommt herein, Pater Siritalanu. Lasst mich Euch eine Tasse Tee kochen.« Sie beobachtete, wie die Angst auf seinem Gesicht erschien. »Nein, Pater. Minztee. Ihr könnt die Blätter selbst pflücken – sie wachsen dort zu Euren Füßen.«
    Er ließ sich durch ihre Geste beruhigen, beugte sich aber dennoch herab und pflückte das Kraut. Dann betrat er die Hütte in gebeugter Haltung und sah schließlich aufmerksam zu, wie sie einen Kessel mit frischem Flusswasser aus dem Eimer an der Feuerstelle füllte. Als sie den Eisenkessel über die Flammen hängte, sah er sich in dem Raum um, bemerkte die mit Girlanden geschmückten Dachsparren, die Tontöpfe auf den Regalen, die Glasgefäße, die auf der Fensterbank glänzten.
    »Entspannt Euch, Pater«, sagte Kella und reichte ihm eine Schale für seine zerdrückten Blätter. Der Duft des Krautes erfüllte die Hütte, und sie wünschte, sie würde es wagen, seinem Tee einen kleinen Zusatz beizugeben, einen oder zwei Tropfen Herzleicht, um ihn zu beruhigen. »Warum erzählt Ihr mir nicht von

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