Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
Vom Netzwerk:
Das war jedoch im Norden, im Königreich Amanthia. Sie hatte beobachtet, wie der junge Soldat seine Truppen befehligte, und seine Macht, seine Sicherheit, sein befehlsgewohnter Charme hatten sie eingenommen.
    Hier in Sarmonia erkannte sie den Rest der Geschichte. Sie wusste, dass Crestman gefährlich war. Todbringend.
    Und sie vermutete, dass er Mair suchte, um die Aufgabe zu beenden, die er in Brianta begonnen hatte. Wenn er ein Kind getötet hatte, um an Rani heranzukommen, würde er dann zögern, eine erwachsene Frau zu ermorden? »Mair!«, rief Rani erneut laut, ließ einen Teil ihrer Verzweiflung in ihre Stimme einfließen. Ohne sich ihrer Handlungsweise vollkommen bewusst zu sein merkte sie, dass sie dicke Baumstämme zählte, während sie den Weg entlangging. Sie musste selbst in ihrer Sorge unwillkürlich lächeln, während sie die Zahlen in ihrem Geist zunehmen hörte. Das war es, was Mair sie vor so langer Zeit gelehrt hatte, damals in Moren, damals in der Zeit, als Rani ein verlorenes und verängstigtes Kind war, von ihrer Gilde im Stich gelassen, verwaist und allein.
    Zähle die Gebäude im Adligenviertel. Zähle die Häuser, während du durch die Gassen streifst. So fand man die Hintertüren der reichsten Häuser. So ermaß man die Schätze. Finde das Haus, das der ganzen Stadt das edelste Gesicht zeigte.
    Rani lächelte bei der Erinnerung, trotz ihrer Erschöpfung und ihres Zorns. Die Stadt. So hatte sie während der ersten dreizehn Jahre ihres Lebens über ihr Zuhause gedacht. Als könnte es überhaupt keine andere Stadt, keine anderen Länder geben. Als könnte es kein anderes Zuhause geben.
    Nun, das hatte sich alles geändert. Zumindest hatte sie im Verlauf ihrer Reisen etwas gelernt. Natürlich gab es andere Länder. Das nördliche Amanthia, wo sie Crestman begegnet war, wo sie in die Sklaverei verkauft worden war. Das östliche Liantine, wo sie um die Reichtümer eines Lebens gehandelt, das Monopol der Spinnengilde gebrochen und ein Vermögen in Octolaris und Riberrybäumen mit nach Hause gebracht hatte. Das westliche Brianta, das sie auf ihrer Pilgerreise aufgesucht hatte, wo sie sich bemüht hatte, den Weg in die Gilde zurückzufinden, die sie betrogen hatte.
    Und nun Sarmonia. Das südliche Königreich musste noch mehr als Bäume haben, mehr als endlosen Wald, der ihre besten Bemühungen vereitelte, ihren Weg in den klaren Nachmittag zu finden. Etwas mehr als die Sorge und den Wahnsinn, denen Rani sich annäherte.
    Shads Donner grollte erneut, eine versteckte Warnung tief in der verborgenen Botschaft.
    »Mair!«, rief sie erneut, blieb dann stehen und atmete tiefer durch, um die Stimme des Gottes zu verdrängen. War es das, was Berylina getan hatte? Hatte sie so mit den Tausend kommuniziert? Was hatte die Prinzessin dann geistig gesund erhalten? Wie hatte sie es geschafft, durch die beständigen Stimmen, die beständigen Berührungen und Bilder und durch den Geist ziehenden Klänge nicht wahnsinnig zu werden?
    Rani wich instinktiv zur Seite des Weges aus, wollte sich in die dunklen Schatten der Bäume kauern, während sie ihren Geist dem Gott der Wahrheit öffnete, ihre Kommunikation mit dem Gott beendete und ihn lange genug zum Schweigen brachte, dass sie ihre Suche fortsetzen konnte. Bevor sie sich jedoch an das polternde Donnern wenden konnte, wurde ihr Blick auf einen Strahl Sonnenlicht gezogen, der durch den Wald schnitt, ein Dutzend Schritte von dem Waldweg entfernt auf den Lehmboden fiel.
    In der Mitte des Sonnenstrahls befand sich ein Felsvorsprung, als wäre es eine Bühne in einem der Gauklerstücke. Der riesige Felsblock war oben glatt, als hätte irgendein uraltes Volk ihn als Altar benutzt. Aber Rani fiel nicht der Fels auf. Sie war nicht durch das Sonnenlicht aufgeschreckt. Sie hielt inne, weil sie Mair gefunden hatte.
    Rani beobachtete ihre Freundin, und die Glasmalerin erstarrte bei der Szene, in die sie hineingeplatzt war. Mair hatte den Kopf zurückgeworfen, ihr Hals war gewölbt, als wäre sie eine Hirschkuh, deren Blut nach der Jagd abgelassen würde. Eine Hand gen Himmel gestreckt, die Hand so hart wie Stein zur Faust geballt. Die andere Hand hinuntergedrückt, die Finger gespreizt.
    Rani blinzelte, und sie konnte in dieser starren Hand Stahl erkennen, eine Klinge, die im Sonnenlicht wie frisch poliertes Glas glänzte. Die Reflektion wirkte noch heller, weil sie von der blassen Haut an Mairs Oberschenkel abstach.
    Während Rani zusah, zog die Unberührbaren-Frau das Messer

Weitere Kostenlose Bücher