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Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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hindurch, Laute, die nahe an Verzweiflung grenzten. Rani bemühte sich, Mair den Mund zuzuhalten, bemühte sich, den Lärm zu unterdrücken, ihn zu unterbinden, sie zu retten, sich selbst zu retten. »Mair! Hör auf! Hör auf zu lachen! Hör auf! Dein Bein wird wieder aufbrechen! Mair!«
    Schließlich ließ Mairs Hysterie nach, oder sie musste einfach nur atmen. Sie sog die Luft in tiefen Zügen ein, erschauderte und drohte erneut in einen Lachanfall auszubrechen. Rani konnte ihren Zorn nicht begraben, ihre Angst nicht ersticken. »Im Namen Fens, was sollte das?« Selbst der Duft des Gottes der Gnade, der Duft nach frisch gebackenem Brot konnte Rani nicht ablenken. »Willst du, dass wir getötet werden?«
    »Wenn er uns töten wollte, dann könnte er das. Er kommt immer näher, seit wir in den Wald gelangten, Rai. Wir war’n jedoch nich’ sicher, Lar und ich. Bis gestern nich.«
    »Bis gestern? Was geschah gestern?«
    Rani dachte, Mair würde nicht antworten. Die Unberührbaren-Frau schaute in den Wald, ihr Blick war verwirrt, und Rani spürte ein vorahnungsvolles Kribben ihr Rückgrat hinablaufen. Beobachtete Crestman sie gerade jetzt? Richtete er einen Pfeil auf ihr Herz? Wartete er darauf, dass sie einen Schritt vorwärts ging, dass sie ihr Gesicht den tiefsten Schatten zuwandte?
    Oder vielleicht näherte er sich gerade der Stelle, wo sie jetzt stand. Vielleicht brachte sie sich in größere Gefahr, wenn sie sich nicht bewegte. Vielleicht war es für ihn nur nötig, dass sie noch einen Herzschlag länger stillstand, noch einen, noch einen…
    Rani wischte sich die feuchten Handflächen an ihrem Rock ab und zwang sich, ruhig zu sprechen, als sie Mair gegenüber wiederholte: »Was geschah gestern?«
    »Lar lief davon, weißte. Ich sagte ihm, er sollte ein guter Junge sein, aber er konnte den Schatten am Rande des Waldes nicht fernbleiben. Ich musste nach ihm sehen, ja, und es war schwieriger, als ich dachte, an der Wache des Königs vorbeizugelangen.«
    Nun, dachte Rani, den Göttern sei Dank für diese kleine Gunst. Wenn Hals Männer Menschen im Lager festhalten konnten, bestand der Hauch einer Chance, dass sie andere auch fernhalten könnten. Zumindest versuchte sie sich so zu beruhigen, wie sie auch versuchte, vernünftig zu argumentieren. Sie versagte sich den Gedanken, dass ihre Erleichterung auf der Geschichte einer Wahnsinnigen beruhte, auf der Geschichte einer Mutter, die glaubte, ihr Sohn sei in einem Stück Seide verkörpert. »Aber du bist an ihnen vorbeigelangt, oder?«, soufflierte sie, als es schien, dass Mair vergessen hatte, ihre Geschichte fortzuführen.
    »Ja. Letztendlich gelangte ich an Farso vorbei. Er versucht die meiste Zeit, mich nich’ zu sehen, und er schaute zur Lichtung, wie ich es mir schon dachte.« Rani hörte die Verletztheit hinter den Worten. Sie sehnte sich nach Worten, die diesen Schmerz lindern könnten, aber ihr fiel nichts ein, nichts, was sie nicht bereits hundertmal gesagt hatte.
    »Versprich mir, dass du das nicht wieder tun wirst, Mair. Es ist nicht sicher, allein in den Wäldern umherzuwandern.
    Selbst wenn Cr… Selbst wenn keine Feinde dort draußen wären, gibt es doch Tiere. Du könntest ein Wildschwein aufscheuchen und von seinen Hauern aufgeschlitzt werden, ehe du es dich versiehst.«
    »Ja, Rai. Und dann könnte ich bluten.« Es gelang Mair, den Verweis ernsthaft klingen zu lassen, als würde sie ihre Freundin nicht verspotten. Sie wartete ab, um zu sehen, welche Reaktion sie vielleicht bekommen würde, aber Rani murmelte nur rasch ein Gebet an Plad und wurde prompt durch den Essiggeschmack des Gottes der Geduld auf ihrer Zunge abgelenkt. »Ich hab das Lager verlassen, Rai. Ich hab es verlassen, und ich folgte Lar, denn ich konnte ihn in den Wäldern nach mir rufen hören. Er hat mich zu dem Mann geführt, der ihn ermordet hat. Er hat mich zu Crestman geführt.«
    So funktionierte ihr Geist also nun, dachte Rani mit aller Gelassenheit eines Arztes in Kriegszeiten. Mair musste Dinge gesehen haben, die sie auf diesen Weg geführt hatten. Sie musste ihre Fähigkeit, im Wald zu überleben, angewandt haben.
    Wen hielt Rani zum Narren? Mair besaß keine Fähigkeit, im Wald zu überleben. Sie war eine Unberührbaren-Frau, in den Straßen der Stadt geboren, in den Schatten steinerner Palastmauern aufgewachsen. Sie konnte keinen Mann durch die sarmonianischen Wälder verfolgt haben, keinen Soldaten, der im Verborgenen bleiben wollte.
    Aber wie war es dann? Wurde Rani

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