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Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Grund, warum ein Mann in diesem Tonfall über eine Frau sprechen sollte. Es gab keinen guten Grund für ihn, sich nach ihr zu sehnen, nach ihr zu schmachten.
    Kella war keine Närrin. Sie konnte in den Gesichtern der Menschen lesen. Sie erkannte, wann ein Mann die Liebe einer Frau wollte, wann er sein Herz hoffnungslos darbot, sich verzweifelt nach einem weichen Bett sehnte, in das er es legen konnte. Sie wusste, wann ein Mann einen Feind hasste, wann er Gift wollte, um einen Rivalen zu töten. Sie las in diesem Mann, in diesem zornigen, verbitterten Soldaten beides.
    Dartulamino nickte, während Crestman weiterhin auf und ab schritt. Der blässliche Mann fing Kella mit seinem scharfsinnigen Blick ein. »Ihr werdet das tun. Ihr werdet Rani Händlerin für uns erwischen. Erst dann werden wir wissen, dass Ihr eine wahre Freundin der Gefolgschaft seid. Erst dann werden wir sicher sein, dass Ihr nicht für das bezahlen müsst, was Ihr heute Abend gesehen habt.«
    Bei diesen Worten erlaubte sich Kella doch, schwer zu schlucken. Sie konnte sich nicht daran hindern, konnte die Angst vor dem nordländischen Mann nicht verbergen.
    Warum sollte sie sich jedoch Sorgen machen? Das Händlermädchen war immerhin keine Ratsuchende. Kella brach keine Schwüre, wenn sie von ihr sprach. Rani Händlerin konnte Kella auf keine Weise binden, konnte der Kräuterhexe auf keine Weise schaden. Kella hatte größere Sorgen. Kella versuchte, die Schwestern zu retten, versuchte, die Briantaner in Schach zu halten.
    Sie schaute zu dem noch immer auf und ab schreitenden Crestman, sah seinen Zorn. Dann wandte sie den Blick Dartulamino zu und erklärte: »Ja. Ich bringe Euch Rani Händlerin. Ihr habt von mir nichts zu befürchten. Ihr nicht. Und die Gefolgschaft nicht.«
    »Also soll es so sein«, sagte Dartulamino, und Kella kämpfte gegen die Kälte an, die ihr Rückgrat hinabkroch. »Also soll es im Namen Jairs so sein.«

 
    7
     
     
     
    Rani murmelte vor sich hin, während sie den Waldweg entlangging. Sie war des Lebens in Sarmonia müde, des Wanderns durch die Wälder müde. Sie wollte lieber eine richtige Matratze unter sich spüren als einen Strohsack. Sie wollte in einem Ofen gebackenes Brot essen anstatt des verkohlten Zeugs, das Pater Siritalanu an einem Lagerfeuer zu Stande brachte. Sie wollte in erhitztem, duftendem Wasser baden, anstatt sich in einem Fluss das Gesicht zu waschen.
    Sie wollte nach Moren zurückkehren.
    Und doch konnte sie es nur sich selbst vorwerfen. Vor fast einem Jahr, als sie mit einem Fläschchen mit Gift in Morenia gestanden hatte, das für ihre Königin bestimmt war, hatte sie geglaubt, sie träfe nur richtige Entscheidungen. Das Gift zu beseitigen, es durch Wasser zu ersetzen. Sie hatte Mareka gewarnt, hatte Hal über die Gefahr informiert, die ihm drohte.
    Aber sie hatte nicht genug getan. Es war ihr nicht gelungen, ihre Stadt zu retten, Moren vor den vereinten Mächten aus Brianta und Liantine zu schützen. Ein dumpfes Donnergrollen dröhnte in ihrem Unterbewusstsein – Shad, der flüsterte, dass sie nichts anderes hätte tun können. Sie sah den Gott der Wahrheit mit verzerrtem Gesicht an. Sie hatte sich vielleicht besser daran gewöhnt, dass die Tausend durch ihren Geist streiften, aber sie würde das kribbelnde Gefühl, das sie mit sich brachten, niemals mögen.
    Sie wandte ihre Gedanken wieder ihrer Mission zu: Mair zu finden. Die Unberührbaren-Frau hatte sich vom Lager entfernt. Wieder. Hal war dieses Mal wirklich zornig gewesen. Er war unruhig wie eine sich häutende Octolaris, seit er die Gefolgschaft im Wald entdeckt hatte. Ranis Herz schlug schneller, als sie an ihre verschworenen Feinde dachte, hier, unter dem friedlichen Baldachin der Bäume.
    Warum überraschte es sie, dass Hal sie in Sarmonia bemerkt hatte? Sie waren immerhin überall, rückten in allen bekannten Ländern in die Lücken der Macht und Autorität vor. Die Gefolgschaft war entschlossen, sich einen Weg in ihr Leben zu bahnen, in den Frieden und den Wohlstand, die sie aufzubauen versuchte.
    Nein, Rani sorgte sich nicht wirklich um den Geheimbund. Oh, sie hatte geschworen, sie bis auf den Tod zu bekämpfen, sie für das Böse zu vernichten, das sie ihr und denen, die sie liebte, angetan hatten. Aber ihre größte Sorge galt jetzt Hals Verkündigung, dass Crestman frei durch die Wälder streifte.
    Ein kalter Schauder lief ihr Rückgrat hinab, trotz ihres geröteten Gesichts. Sie war Crestman zum ersten Mal in einem Wald begegnet.

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