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Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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selbst verrückt? War sie bereit zu glauben, dass ein Stück Stoff Geheimnisse verkündete? War sie bereit zu glauben, dass Lar weiterlebte?
    »Du hast Crestman getroffen«, sagte sie, ihre Stimme voller böser Vorahnungen.
    »Glaubste, ich wär verrückt geworden, Rai?« Rani versagte sich die offensichtliche Antwort und schüttelte nur den Kopf. »Ich hab das Lager des Mannes gefunden. Er war nich’ da.«
    »Woher weißt du, dass es Crestmans Lager war? Woher weißt du, dass es kein sarmonianisches Lager war?«
    »Hätt ein Sarmonianer das bei seinen Sachen?«
    Mair deutete auf die Klinge, die Rani ihr abgenommen hatte, das kurze Messer, das sie benutzt hatte, um ihr Bein zu verstümmeln. Rani drehte sich der Magen um, als sie es aus ihrem Ledergürtel zog und genauer betrachtete.
    Der Knauf war wie der Körper einer Spinne gestaltet, mit acht Eisenbeinen an der Klinge befestigt, Beine, die sich um das Heft wanden. Rani hatte früher schon ähnliche Arbeiten gesehen, bei der persönlichen Habe Königin Marekas, bei ihrem restlichen Besitz aus Liantine. Das Messer war ein Produkt der Spinnengilde, der skrupellosen Seidenhändler, die Crestman als Sklaven gehalten hatten.
    Kein Wunder, dass Mair sich mit der Klinge verletzt hatte. Ihr Zorn und ihr Entsetzen darüber, einen Beweis für die Anwesenheit des Mannes zu finden, der ihren eigenen Sohn getötet hatte, musste sie in Raserei versetzt haben. Sie musste sich, ohne nachzudenken, ins Fleisch geschnitten haben, versucht haben, Rache zu nehmen, versucht haben, den Schmerz in ihrem Herzen mit dem Schmerz in ihrem Körper auszugleichen. Dennoch protestierte Rani, eher für sich selbst als für Mair. »Es hätte woanders herkommen können.«
    »Ja. Aber würde es neben dem hier liegen?« Mair steckte eine Hand in eine tiefe, in ihren Röcken verborgene Tasche. Als sie die Finger um ihren gestohlenen Schatz schloss, zog Abscheu über ihr Gesicht, aber es gelang ihr hervorzuziehen, was immer sie genommen hatte.
    Rani nahm es ihrer Freundin langsam ab und drehte es zweimal um, bevor sie erkannte, wo oben und wo unten war. Ihre Finger glätteten die mitternächtliche Seide ohne bewusste Gedanken, bewegten das Kleidungsstück so, dass Sehschlitze aus dem Gewirr sichtbar wurden, dass ein Mund hindurchatmen konnte. Eine Maske und eine Kapuze. Einfache Kleidungsstücke, zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort kaum bedrohlich.
    Aber hier, in Sarmonia, in den Wäldern, wo Hal Zeuge des Treffens der Gefolgschaft geworden war… »Mair! Warum hast du Crestmans Maske genommen? Er wird erkennen, dass wir ihn gefunden haben! Er wird wissen, das wir herausgefunden haben, dass er in der Nähe ist!«
    »Nun, wird er das?« Mair betrachtete sie unbewegt. »Wird er das, Rai? Und das wär so furchtbar, weil…?«
    »Weil wir noch nicht bereit sind, ihm gegenüberzutreten! Weil wir uns noch nicht zusammengesetzt und beratschlagt haben, wie wir mit dieser neuen Bedrohung umgehen!«
    »Neue Bedrohung? Die Bedrohung is dieselbe, die sie immer gewesen is, Rai. Dieselbe, die mein Kind getötet hat.«
    Rani wollte argumentieren. Sie wollte Mair sagen, dass sich die Unberührbaren-Frau vollkommen irrte, dass ihr übereilter Diebstahl eine neue Gefahr mit sich brachte. Und doch war sich Rani nicht sicher. Würde sie den Rest ihres Lebens damit verbringen, vor Crestman davonzulaufen? Würde sie den Rest ihrer verbliebenen Zeit damit verbringen, sich vor der Gefolgschaft zu verbergen?
    Vielleicht hatte Mair Recht. Vielleicht war es das Beste, Stellung zu beziehen, sich dem Bösen zu stellen, das bekannt war. Rani hatte sich immerhin der alten Bruderschaft der Gerechtigkeit gestellt, damals in Moren. Sie hatte sich gegen die Beauftragten gestellt, die Hals Bruder getötet hatten, die den rechtmäßigen Verteidiger des Glaubens ermordet hatten. Sie hatte ihre Hände auf die Kugel des Inquisitors gelegt und sich deren brennenden Fragen gestellt. Sie hatte gespürt, wie die Haut ihrer Handflächen brannte, aber sie hatte standgehalten, und sie war unbeschadet daraus hervorgegangen.
    »Wo ist er, Mair?«
    »Vielleicht sollt’ ich es dir nich’ sagen. Du denkst anscheinend, wir könnten nich’ mit ihm fertig werden.«
    »Du musst es mir sagen, Mair. Wir müssen es wissen. Wir müssen uns zumindest absichern.«
    Mair wandte den Kopf zur Seite, sah ihre Freundin wie ein argwöhnischer Falke an. Rani dachte an die Vögel zurück, mit denen sie in Morenia gejagt hatte, an einen verhängnisvollen

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