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Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Spinnengilde-Messer entriss. Die Unberührbaren-Frau war schnell, schneller, als Rani gedacht hatte. Sie legte die Klinge an ihren Unterarm an und schnitt hinein; sie bewegte die Klinge quer über ihren Arm.
    »Mair, nein! Hör auf damit!« Rani sprang auf das Messer zu, wodurch beide Frauen von dem Felsen stürzten. Der Sturz nahm ihr die Luft, aber dann rappelte sie sich hoch und tastete nach der Waffe, nach Mairs Arm. Sie atmete schluchzend, und ihre Finger wurden vom Blut ihrer Freundin rasch klebrig. »Mair, es ist nicht deine Schuld! Du darfst dich nicht wieder schneiden. Du warst nicht verantwortlich für Laranifarsos Tod! Du konntest ihn nicht verhindern!«
    Mair kroch rückwärts, bis ihr Rückgrat am Felsen anlag. Sie keuchte wie ein wildes Tier, aber ihre Worte klangen vollkommen deutlich. »Ich hatte eine Möglichkeit, ihn zu verhindern. Ich hätte dich aufhalten sollen.«
    »Du wusstest es nicht, Mair. Ich habe es niemandem gesagt. Ich konnte nicht denken. Ich konnte nicht innehalten, um Hilfe zu erbitten. Ich konnte keine andere Möglichkeit erkennen, und ich glaubte, dass alles funktionieren würde. Ich glaubte, alles würde gut.«
    Mair zog sich hoch. Sie starrte zu Boden, und ein Ausdruck des Angwidertseins verzog ihre Lippen zu dem hässlichsten Hohn, den Rani je gesehen hatte. »Du hast falsch gedacht. Du, Ranita Glasmalerin. Du, Rani Händlerin. Du hast dein Gildewissen und deine Händlerkenntnisse benutzt, aber du hast falsch gedacht. Ein wenig des Unberührbaren-Denkens, und du hättest vielleicht gerettet werden können. Hättest du dich ein wenig deiner Truppe zugewandt, hätten wir dies vielleicht alle durchgestanden. Lebend.«
    Mair trat einen Schritt vor, so dass das Spinnengilde-Messer in ihrer Hand aufblitzte. Rani unterdrückte einen Schrei, aber Mair lachte nur, ein verbitterter Laut so kalt wie der Nebel, der langsam aus der Erde aufstieg. Sie beugte sich herab, und Rani musste blinzeln, um den Gegenstand zu erkennen, den sie festhielt. Das Seidenquadrat, natürlich. Das, was von Lar übrig geblieben war.
    Die Unberührbaren-Frau hielt das Tuch an ihr Handgelenk und drückte es fest darauf, während sie die Blutung zu stoppen versuchte. Ohne den Stoff anzuheben, drehte sie sich auf dem Absatz um und wollte davongehen, in den Wald, fort von dem Weg.
    »Mair! Warte!« Aber Mair ging weiter. »Es ist nicht sicher! Du solltest in den Wäldern nicht allein sein!« Die Röcke der Unberührbaren-Frau verschmolzen mit den Schatten der Bäume. »Mair, komm zurück! Mair, bitte!«
    Aber ihre Rufe veranlassten die trauernde Mutter nicht umzukehren.

 
    8
     
     
     
    Hal beobachtete aus den Schatten, wie Tovin Gaukler auf der Bühne vortrat. Hal und Tovin hatten in der vorangegangenen Nacht lange darüber debattiert, welches Stück die Truppe aufführen sollte. Hal hatte sich für eine der Tragödien angesprochen, für eine düstere Erzählung über ein dunkles Geheimnis, über einen geheimnisvollen Auftrag, der als Erinnerung an all die Verpflichtungen der Krone dienen würde.
    Tovin hatte jedoch gemeint, dass er eine Komödie aufführen sollte, eine lustige, humorvolle Komödie. Er hatte argumentiert, eine solche Aufführung würde König Hamids Stimmung erhellen, würde den sarmonianischen Monarchen für die Forderungen empfänglich machen, denen er nur schwer nachkommen könnte, selbst unter den besten Umständen.
    Schließlich hatte Hal nachgegeben und heimlich ein Gähnen unterdrückt. Welchen Unterschied machten die Gaukler immerhin? Wie standen die Chancen, dass Hamid ihnen überhaupt Aufmerksamkeit schenkte, gleichgültig als wie eindrucksvoll sich die Aufführung erwiese, gleichgültig wie schlau die Gaukler wären?
    Hal musste zugeben, dass er nicht geneigt wäre, einem anderen König auszuhelfen, wenn sich das Blatt gewendet hätte. Keinem König, der von zwei feindlichen Heeren ins Exil getrieben worden war. Keinem, der sich unter falschen Voraussetzungen im Wald versteckt hatte. Keinem, der vor seinem eigenen Hof gelogen hatte.
    Die Wahrheit verdrehen. Zeit zu gehen. Was wird geschehen?
    Hal verzog bei den düsteren Rhythmen in seinem Kopf das Gesicht und warf einen raschen Blick zu Puladarati, in der Hoffnung, dass der Herzog seine kurzzeitige Abgelenktheit nicht bemerkt hätte. Glücklicherweise konzentrierte sich der Adlige auf Tovin, auf die im Singsang vorgetragene Ankündigung des Gauklers: »Wir hoffen, unsere Balladen gefielen Euch. Wir hoffen, Ihr mochtet unsere

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