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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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geraten.«
    »Wenn ich mir allerdings ausdenke«, sagte Wilbur, Likör eingießend, »daß damals in Deutschland die Nationalsozialisten unseren Lauscher besessen hätten – ich glaube, nicht viele Deutsche wären dann außerhalb der Konzentrationslager geblieben.«
    »Das fragt sich sehr«, wandte sein Bruder ein, »wenn auch das Volk die wahren Absichten seines Beherrschers hätte erforschen können – ich glaube, dann wäre er gar nicht erst hochgekommen.«
    Man ging noch weiter auf dieses Thema ein und stellte die wundersamsten Vermutungen an, was wohl gewesen wäre, wenn – ja, wenn!
    Und wenn man jetzt diese Erfindung der Öffentlichkeit übergab?
    Gloria bat, nochmals lauschen zu dürfen. Die Brüder entsprachen der Bitte gern. Doch George tat heimlich etwas, was er nicht hätte machen dürfen. Sowohl von Wilbur wie auch von Gloria unbemerkt, stellte er, als die Kontakte an den Schläfen des Mädchens befestigt waren, die Schwingungszahl ihrer Gedanken fest.
    Gleich darauf konnte sie lauschen. Es waren harmlose Dinge, die sie zu hören bekam. Bis sie sich wiederum auf ihren Vetter Orville einstellen ließ. Dadurch erfuhr sie, daß er sich gerade auf dem Bahnhof befand, um der Stadt, wenn möglich für immer, den Rücken zu kehren.
     
    Inspektor Gruth löste Rätsel, hinter die sonst wohl niemals jemand gekommen wäre. Er klärte Verbrechen auf, über die sich ein ewiges Dunkel verbreitet hätte. Immer wieder, in allen Teilen der alten und neuen Welt, ja, in sämtlichen Erdteilen, konnte er Menschen belauschen, die teils Böses im Schilde führten, teils ihre Verbrechen auch schon begangen hatten.
    Praktisch war es unmöglich, überall sofort einzugreifen. Bei wichtigen Vorgängen aber, namentlich, wenn es sich um Mordfälle handelte, schlug er zu. Dann wurden selbst in die fernsten Länder Telegramme gesandt, und manche furchtbare Tat konnte im letzten Augenblick noch verhindert werden.
    Die seltsamen und so plötzlich aufgetretenen telepathischen Fähigkeiten des Kommissars wurden Tagesgespräch. Neuerdings erschienen Notizen in der Presse darüber. Der Polizeipräsident ließ ihn kommen.
    »Gruth, Ihre Erfolge grenzen ans Wunderbare. Schon sind Sie der Schrecken aller Verbrecher geworden. Hören Sie, Gruth – an Ihre telepathischen Fähigkeiten glaube ich nicht. Ich sage Ihnen das offen. Hier muß etwas anderes mit im Spiele sein. Habe ich recht?«
    Der Inspektor schaute den Vorgesetzten verlegen an. Endlich erklärte er, daß er darüber nicht reden dürfe – er habe sein Wort gegeben.
    Präsident Glifford verabschiedete ihn, ohne weiter auf eine Erklärung zu dringen. Aber er ließ den Beamten heimlich beobachten – und da kam es zutage, daß Gruth zu Hause oft stundenlang vor einem sonderbaren Gerät saß, nicht größer als ein gewöhnlicher Radiokasten, und daß er aus diesem wohl seine Kenntnisse schöpfen mochte.
    So kam die geniale Erfindung der Brüder Taft eher ans Licht, als sie selber beabsichtigt hatten. Sie wurden am gleichen Tage noch zum Polizeipräsidenten gebeten.
    Glifford begrüßte die jungen Leute mit einem kräftigen Händedruck. Er bot ihnen Zigaretten an und bat sie, vor einem großen Diplomatenschreibtisch Platz zu nehmen.
    »Ich höre«, begann er, »Sie haben eine ganz phänomenale Erfindung gemacht, meine Herren, und ich bin Ihnen jetzt schon zu Dank verpflichtet, daß Sie meinem Inspektor Gruth einen Ablauscher zur Verfügung stellten. Manches schwere Verbrechen ist dadurch bereits aufgedeckt, manches sogar noch verhindert worden. Wie aber denken Sie sich die weitere praktische Auswirkung Ihrer genialen Idee? Finden Sie nicht, daß die Sache, im allgemeinen betrachtet, recht heikel ist?«
    »Gerade deswegen«, erklärte Wilbur, ein Stäubchen von seinem Rock wegknipsend, »gerade deswegen, Herr Präsident, hielten wir uns damit vorläufig noch so im Hintergrund. Abgesehen von vielen Verbesserungen, die wir vorher noch anbringen wollten.«
    »Haben Sie schon ein Patent angemeldet?«
    George erklärte, daß dies geschehen sei. Obwohl man auch ohne Patent schon gesichert wäre.
    »Wieso?« fragte der Präsident erstaunt.
    »Durch eine Kapsel«, erläuterte Wilbur, »eine Vakuumkapsel, in der sich eine auf einer bestimmten Metall-Legierung beruhende Masse befindet. Und diese Masse zerfällt sofort in sich selbst, wenn sie irgendwie mit der Luft in Berührung kommt. Das ist unser Geheimnis.«
    Der Präsident lächelte. »Nicht mehr, mein Lieber, wenn man auch Ihre Gedanken

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