Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
Vom Netzwerk:
einem fremden Herrn unterhalten hatte, der übrigens recht geheimnisvoll tat.«
    Wilbur starrte ratlos auf seine Finger.
    »George«, erklärte er, »ist nicht bei mir gewesen. Er ist überhaupt noch nicht nach Hause gekommen. Haben Sie sich denn gut mit ihm amüsiert?«
    In seiner Stimme klang bitterer Hohn auf. Gut amüsiert. Ja, natürlich. Warum sollten sie sich nicht amüsieren, während er hier Schwielen an den Händen bekam.
    »Sie kennen den Zweck meiner Zusammenkünfte mit ihm«, erklärte Gloria gelassen, »doch leider scheint alles umsonst zu sein. Wenn ich nur wüßte, was dieses sonderbare Verhalten von ihm für eine Bedeutung hatte! Er stürzte in einem Zuge den Sekt herunter, und dann – ja, eben – dann eilte er wie besessen fort.«
    Wilbur trat auf ein Gerät zu, das stets in erreichbarer Nähe stand. Hastig legte er die Kontakte an und stellte sich auf den Bruder ein. »Ich werde ihn einmal belauschen«, erklärte er.
    Gloria streckte die Hand aus. »Aber Sie haben doch eine Abmachung!«
    Wilbur hob verächtlich die Schulter. »Die er schon lange durchbrochen hat!« rief er, »nun bin ich auch nicht mehr gebunden.«
    Er lauschte. Schon rannen Gedanken des Bruders durch seinen Kopf:
    ›... eine Million! In Pfunden! Mehr, als ich mir je habe träumen lassen. Wenn ich in jeder Währung nur eine Million erhalte, werde ich noch der reichste Mann von der Welt. Dann kann ich mir alles leisten, dann habe ich alle Macht in Händen. – Daß ich auch nicht von selber auf diesen Gedanken gekommen bin! Daß mich erst dieser Morland darauf hat bringen müssen! Gut, daß ich mich auf der Stelle entschloß, mit ihm loszufahren, und daß ich offenbar gerade um jene Zeit nicht belauscht worden bin. Sonst hätte man meine Flucht (Wilbur zuckte zusammen) doch noch zu verhindern gewußt. Aber jetzt ist es zu spät, meine Herren! Du lieber Himmel – Wilbur wird Augen machen, wenn er erfährt, daß ich nach Großbritannien unterwegs bin, und daß ich dort jetzt Geräte herstellen werde. Für eine Million Pfund kann man sich ja auch wirklich ein wenig bemühen. Was macht es schon aus, daß ich die Pläne nicht bei mir habe? Ich habe ja alles genau im Kopf, kann die Sache mit allen Einzelheiten jederzeit rekonstruieren. Die Idee ist es ja. Die Idee. Ja, das traue ich mir schon zu ... und Gloria? Gloria wäre mir doch unerreichbar geblieben. Ja. Das hat den Ausschlag gegeben, diese schwere Enttäuschung. Sie hat sich nun einmal in Wilbur vergafft. Nur gut, daß ich nicht mehr geblieben bin, sonst hätte ich vielleicht doch noch –‹ Georges Hirn durchzuckte jetzt ein Gedanke, der Wilbur erblassen ließ. Er schob die Kontakte von sich, erhob sich und trat zu Gloria. Sie faßte unwillkürlich nach seiner Hand. Leichenblaß sah er aus.
    »Was ist denn mit Ihnen?« fragte sie teilnahmsvoll, »Sie sehen ja wie der Tod aus!«
    »George ist geflohen!« entrang es sich seinen Lippen. Er taumelte, suchte nach einem Halt, mußte sich auf die Tischkante stützen. »Nach England!« Er preßte noch ein Wort zwischen den Zähnen hervor: »Landesverräter!« Sein Kopf sank schwer auf die Hände, die er auf seinem Schreibtisch verschlungen hielt.
    Auch Gloria war jäh erblaßt. Nur langsam kam ihr zum Bewußtsein, was das bedeutete. George hatte die Erfindung ins Ausland gebracht!
    Wilbur sprang auf, blickte wirr um sich. »Vorläufig«, sagte er, »darf das niemand erfahren. Hören Sie? Niemand!«
    Aber was nützte dieser Entschluß, was nützte diese Verzögerung? George wurde amtlich belauscht – bald würden es alle wissen. Bald genug würde der Name des Bruders mit Fluch und Schande beladen sein.
    Gloria blätterte stumm verlegen in einem kleinen Buch, das neben dem Gerät auf dem Tisch lag. In dem Büchlein waren die Schwingungszahlen vermerkt, die man bisher hatte feststellen können. Plötzlich blieb ihr Blick haften: ›Gloria Burns = 75 649.‹ Was bedeutete das? Hatte man ihre Schwingungszahl auch schon gefunden? Also waren auch ihre Gedanken bereits abgelauscht worden!?
    In heller Empörung deutete sie auf die Stelle. Wilbur nickte. »Georges Werk!« erklärte er mit bebender Stimme, »er stellte heimlich die Zahl fest, als Sie damals Ihren Vetter belauschten.«
    Gloria war empört. »Und Sie? « rief sie, unwillkürlich auch gegen Wilbur aufgebracht, »ja, und Sie? Sie haben sich ebenfalls von Zeit zu Zeit auf mich eingeschaltet –?«
    Wilbur ist blaß geworden. Dieser Vorwurf fehlte ihm gerade noch! So kam auch

Weitere Kostenlose Bücher