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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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aufmerksam bleiben. Ich werde Sie stets auf dem Laufenden halten, obwohl –«
    Wilbur ergriff die behäbige Hand des Inspektors, die vor ihm auf der Lehne des Sessels ruhte: »Was wollten Sie eben noch sagen?«
    »Versprechen Sie mir, daß alles, was ich Ihnen mitgeteilt habe, ganz unter uns bleibt? Aber – verdammt, das geht ja schon nicht mehr!«
    »Was geht nicht? Wie meinen Sie das? Wenn ich Sie recht begriffen habe, wollten Sie mich um Verschwiegenheit bitten.«
    »Ja, richtig. Das wollte ich. Aber das gibt es ja jetzt nicht mehr.« Gruth lächelte. »Gibt es nicht mehr – durch Ihre Erfindung! Jedenfalls, was ich sagen wollte, war folgendes: –«
    »Wieso gibt es keine Verschwiegenheit mehr?« unterbrach ihn der junge Erfinder.
    »Weil gerade der, vor dem wir es geheim halten müßten, Ihr Bruder, von Ihnen alles ablauschen kann.«
    »Nein! Das tut er nicht. Wir trafen ein Abkommen, davon wissen Sie auch.«
    »Ja. Dieses Abkommen aber hat George längst gebrochen.«
    Wilbur zuckte zusammen. »Wie, bitte? Gebrochen? Er hat mich belauscht?«
    »Jawohl, Wilbur. Und deshalb, meine ich, brauchen auch Sie sich an das Abkommen nicht mehr zu halten.«
    »Ich werde George zur Rede stellen!«
    Gruth machte eine abweisende Handbewegung: »Das wird nicht viel Zweck haben«, meinte er, »es würde die Lage nur noch verschärfen.«
    »Ja – aber –«
    »Sagen Sie gar nichts. Nehmen Sie Ihre Sache einfach auch selbst in die Hand.«
    »Also gut. Wie Sie denken. Das werde ich tun.«
    Wilbur war sehr verdrossen, als er den Inspektor verließ.
     
    Der Einfachheit halber wurde die Genehmigungs- und Verteilungsstelle für Lauschgeräte in die neue Fabrik verlegt. Hier hatten in mehreren Räumen dreißig Beamte vollauf zu tun, um die zahllosen Anfragen, Anträge, Aufträge und die sonstigen Arbeiten zu erledigen, die bei dieser Tätigkeit vorkamen.
    Inspektor Gruth wurde zum Leiter der Abteilung ernannt. Wilbur Taft und sein Bruder erhielten nur beratende Stimmen. Bei dringenden Fragen, in Zweifelsfällen, behielt sich die letzte Entscheidung der Polizeipräsident vor, der wiederum dem Kongreß gegenüber verantwortlich war.
    Anfragen über Anfragen liefen aus allen Erdteilen ein. Es gab kein einziges Land auf der ganzen Welt, das an dieser Erfindung nicht im höchsten Maße interessiert war. Die diplomatischen Vertreter einzelner Staaten sprachen persönlich vor. Sie forderten im Auftrage ihrer Regierung eine Erklärung, ob die Erfindung auch gegen ihr Land anwendbar sei und, wenn ja, welche Garantien es dafür gäbe, daß nicht, entgegen allen Gepflogenheiten und Voraussetzungen des internationalen Staatenverkehrs, die Diplomaten der Länder bei ihren Gedanken belauscht würden?
    Die Fragenden wurden an den Außenminister verwiesen. Der lächelte überlegen. »Natürlich«, erklärte er ruhig, »kann man jetzt jeden einzelnen Menschen belauschen, sei es nun ein Schuhputzer hier in New York oder ein ausländischer Diplomat, etwa in London, Tokio, Paris, Bonn, Rom oder Schanghai. Daran ist nun leider nichts mehr zu ändern. Von jetzt ab gibt es keine Geheimdiplomatie mehr, meine Herren!«
    Die Diplomaten gerieten außer sich. »Das ist nicht möglich, das ist ganz ausgeschlossen!« schrien sie, alle Haltung verlierend, den Außenminister der Staaten an, »das dulden wir einfach nicht! Das muß zu den schlimmsten Verwicklungen führen! Die Folgen wären nicht auszudenken.«
    Der Minister lächelte immer noch. »Was da etwa ausgedacht wird«, erwiderte er gelassen, »werden wir zeitig in allen Einzelheiten erfahren – Überraschungen gibt es nicht mehr. Ich bin sogar schon dabei, meine Herren, einen diplomatischen Ablauschdienst einzurichten. Möglich, daß Sie bereits in dieser Minute beobachtet werden. Man wird mir ein Stenogramm bringen; bald werde ich alles wissen, was für den Staat von Bedeutung ist. Ich werde erfahren, was Sie zu denken beliebten, während Sie äußerlich hier vor mir vielleicht höfliche Phrasen droschen.«
    Das Ausland fand diese Worte, die der Minister sprach, unerhört. In der Presse sämtlicher Länder wirbelte die Angelegenheit viel Staub auf. Nirgends mehr konnte jetzt hinter verschlossenen Türen verhandelt werden. Tatsächlich gab es keine Geheimnisse mehr. Eine geheime Rüstung war ebenfalls ausgeschlossen. Man verfluchte die Taftsche Erfindung zunächst, die der Welt den ewigen Frieden zu bringen bestimmt war ...
    Überall biß man wütend die Zähne zusammen. Die amerikanische Presse

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