Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
Vom Netzwerk:
dieser Gedankengang des Ausländers richtig war.
    »Hören Sie, Taft«, sagte der Fremde, geheimnisvoll seine Stimme dämpfend, »ich habe ein Bombengeschäft für Sie. Mit Leichtigkeit können Sie Millionen über Millionen verdienen. So haben Sie sich wohl die Ausnützung Ihrer Erfindung auch vorgestellt, die durch die staatliche Einmischung in so unvorteilhafter Weise für Sie abgebremst worden ist.«
    »Ja, ja«, erwiderte George verbittert, »die Ausnützung meiner Erfindung hat der Staat in die Hand genommen.«
    »Ganz recht. Der amerikanische Staat.« Der Ausländer blinzelte, legte dem jungen Erfinder bedeutungsvoll eine Hand auf die Schulter. »Aber es gibt auch noch andere Staaten, Sir. Haben Sie nicht von dem Aufruhr in der Presse gelesen, den Ihr Außenminister verursacht hat? Ich bitte um einen raschen, um einen sehr raschen Entschluß, Mister Taft. Sie könnten augenblicklich belauscht werden. Allerdings glaube ich momentan nicht daran. Immerhin ist hier Eile geboten. Denn ich zweifle nicht im geringsten, daß man Sie im Staatsinteresse sofort Ihrer Freiheit berauben wird, falls es durchsichtig würde, daß Sie die größte Chance Ihres Lebens ausnutzen wollen. Kommen Sie mit mir, jetzt auf der Stelle. Ein Sonderflugzeug steht startbereit. Morgen schon sollen Sie, dafür bürge ich Ihnen, die erste Million bar in Händen haben, jawohl, nicht in Dollar, – in guten englischen Pfunden, Taft!«
    George zuckte zusammen, riß weit die Augen auf. Englische Pfunde! Eine Million? Träumte er? Wollte der Mensch ihn zum Narren halten?
    Im nächsten Augenblick blitzte ihm die Erkenntnis auf. Nur ihm, ja, nur ihm und Wilbur konnte so etwas geboten werden. Wilbur würde es ablehnen. Aus moralischen Gründen. George hielt nichts von moralischer Engstirnigkeit. Er fühlte seine große Stunde gekommen und füllte sein Sektglas, schlürfte den Inhalt in einem Zuge herunter. Ein plötzliches Angstgefühl schüttelte ihn: wenn er nur jetzt, in diesem Augenblick, nicht belauscht wurde! Ja – ein Entschluß mußte auf der Stelle gefaßt werden. Jetzt – oder nie. Vielleicht war es in der nächsten Minute mit allem schon wieder vorbei. Er beugte sich zu dem anderen vor, bot ihm die Hand: »All right!«
    »Bravo!« Der Engländer drückte ihm fest die Rechte. »Und nun, das rate ich Ihnen dringend, machen Sie sich auf der Stelle von Ihrer Begleiterin frei. Schützen Sie etwas unaufschiebbares Geschäftliches vor. Irgendwie werden Sie es schon schaffen. Im übrigen denken Sie möglichst nicht daran, was wir eben besprochen haben. Es wird Ihnen schwer werden. Aber versuchen Sie es!« Der Herr erhob sich. »Mein Wagen wartet vor dem Portal. Wir werden uns sofort zum Flugplatz begeben. Ich bitte noch einmal: denken Sie jetzt so wenig wie möglich an das, was wir vorhaben. Sie verstehen mich wohl!«
    George blickte, ein wenig fassungslos, um sich, während der andere sich entfernte. Gloria kehrte vom Tanz zurück. George stürzte noch ein Glas Sekt hinunter, erhob sich, stotterte eine Entschuldigung. Was er gesagt und welcher lächerlichen Ausrede er sich bedient hatte, wußte er später selber nicht mehr. Aber im Geist sah er noch öfter die versteinerten Züge des jungen Mädchens – wie sie hinter ihm herstarrte, als habe sie plötzlich eine Ahnung gepackt.
    Gleich darauf stand er schon vor dem Wagen. Der Engländer schob ihn hinein. George bemühte sich, nicht zu denken, wenigstens nicht an das, was er eben tat und was er nun vorhatte. Aber da zeigte es sich, daß die Gedanken sich nicht so ohne weiteres kommandieren ließen. Das, was ihn ganz erfüllte, konnte nicht einfach beiseite geschoben werden. Und wenn er in diesem Augenblick belauscht worden wäre – es wäre noch Zeit gewesen, das zu verhindern, was nun geschah.
    Gleich darauf war ein großer, sechsmotoriger Transatlantik-Clipper mit ihm und seiner Erfindung bereits unterwegs ...
     
    Wilbur befand sich im Konstruktionsbüro, als ihm Gloria gemeldet wurde. Freudig begab er sich in sein Privatkontor, wo sie ihn, offenbar in großer Erregung, erwartete. »Ist es wahr«, fragte sie hastig, »daß George noch in der vergangenen Nacht mit Ihnen eine Besprechung hatte?«
    Wilbur blickte erstaunt. »Wie? Was? Mein Bruder? Mit mir? Kein Gedanke.«
    »Aber er sagte doch – er verabschiedete sich gegen Mitternacht von mir im Rialto – ließ mich plötzlich allein zurück und erklärte, mit Ihnen noch etwas Dringendes besprechen zu müssen, nachdem er sich eine Weile mit

Weitere Kostenlose Bücher