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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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veröffentlichte nicht nur das, was die Diplomaten gesagt, – sie brachte auch die Gedanken, die im Hinblick auf die Erfindung ausländische Diplomatenhirne durchzuckt hatten, gleich zum Beweise dafür, daß man mit diesem Ablauschsystem bereits auf der Höhe war. Allerdings ließ man insoweit noch Takt und Rücksicht walten, als man die Namen der betreffenden Denker verschwieg.
    Um das Belauschen der Diplomaten möglich zu machen, hatte man sich einer List bedient. Man hatte ihnen den Apparat gezeigt, hatte sie selbst einmal lauschen lassen, so daß sie sich überzeugen konnten, wie das Gerät funktionierte. Und bei dieser Gelegenheit hatte man ihre Schwingungszahlen ermittelt und registriert.
    Was man dann später von ihnen erhorchte, spottete jeder Beschreibung. Man hätte daraus eine Sammlung von Verbalinjurien anlegen können, von denen die Presse taktvoll nur die harmlosesten wiedergab. Flüche, Verwünschungen und Verzweiflungsausbrüche lösten einander ab. Rache wurde geschworen, man arbeitete Attentatspläne aus – die am folgenden Tage schon in allen Einzelheiten durch die Presse veröffentlicht wurden. Am Ende stand man doch hilflos und ohnmächtig da.
    Ja – was war nur zu machen? Krieg? Niemand dachte im Ernst daran. Die Vernunft hatte während der letzten Jahre doch engere Kreise um die Menschheit gezogen. Jedermann wußte, was von der Atomwaffe zu erwarten war. Immerhin wäre das Überraschungsmoment noch übrig geblieben, und das – diese letzte Waffe, gab es nun auch nicht mehr. Sie wurde den Diplomaten durch die neue Erfindung ganz und gar aus der Hand geschlagen. Man wußte auch, daß man gegebenen Falles die Anstifter eines Krieges zur Verantwortung ziehen werde, wie es nach Abschluß des zweiten Weltkrieges bei den Deutschen geschehen war. Und jetzt konnte niemand mehr etwas bemänteln, das ging nicht mehr.
    Die Diplomaten mußten verschnupft, ernüchtert, verzweifelt und entsetzt wieder abziehen. Es hagelte Drohungen und Proteste. Sicherlich würde man keinen der Apparate ins Ausland liefern. Also mußte versucht werden, sich auf heimliche Art ein Gerät zu beschaffen. Aber – zum Teufel! – Heimlichkeiten gab es doch auch nicht mehr. Man konnte ja eben durch diese verwünschte Erfindung dauernd beobachtet werden, und dadurch würde es außerordentlich schwierig sein, eine Apparatur zu beschaffen.
    Trotzdem leitete man sofort entsprechende Schritte ein. Immerhin war es praktisch jetzt noch nicht durchführbar, jedermann dauernd zu überwachen. Vielleicht, wenn man Glück hatte, schlüpfte man doch noch durch ...
    Theoretisch, jawohl, mußte jeder Mensch damit rechnen, stündlich belauscht zu werden. Doch in der Praxis sah es noch anders aus. Selbst diejenigen, die beobachtet werden sollten, konnten nicht in jeder Minute belauscht werden, dazu gab es noch nicht Apparate genug. Auch gehörten viele geschulte Beamte dazu. Beim Polizeipräsidium waren erst zehn Geräte aufgestellt worden. Vorläufig galt es immer noch, sich auf das Wesentliche zu beschränken. Selbst dazu reichte der Aufwand noch lange nicht aus.
    George wußte genau, daß auch er nicht dauernd beobachtet werden konnte. Im übrigen scherte er sich auch nicht viel darum. Soweit seine Mittel noch reichten, lebte er weiter in Saus und Braus. Später würde sich alles Weitere finden.
    Da trat eines Tages die große Frage an ihn heran, die nicht nur seinem eigenen Schicksal, sondern auch der Erfindung eine ganz neue Wendung gab.
    In einer Tanzdiele, wo er mit Gloria weilte, die immer noch nicht den Versuch aufgab, ihn auf den rechten Weg zurückzuleiten, stellte sich ihm ein vornehmer Ausländer vor, der ihn für einen Moment unter vier Augen zu sprechen wünschte. All zu gern hätte Gloria die nun folgende Unterhaltung belauscht, während sie sich am Arm eines anderen Tänzers unwillig durch den Saal schwang.
    Das Unglück wollte es, daß zu dieser Zeit auch die Ablauschstelle nicht auf Georges Gedanken geschaltet war. Der Ausländer aber hatte absichtlich diese Stunde gewählt, in kluger Weise voraussehend, daß es sich so verhalten werde. Er kalkulierte folgendermaßen: Wenn man George belauschte, erfuhr man, daß er sich mit Gloria hier befand, um sich mit ihr auf leichte Art die Zeit zu vertreiben. Aber was war dabei schon Besonderes? Wichtige Gedanken und Erwägungen traten in dieser Umgebung an ihn bestimmt nicht heran. So würde man, ziemlich uninteressiert, bald von ihm wieder ablassen.
    Später sollte sich zeigen, daß

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