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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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umwälzend auf der ganzen Linie. Und nun denken Sie erst an die große Politik! Beispielsweise an die Vereinigten Staaten von Europa, die in der Bildung begriffen sind. Soviel ich erfahren habe, soll schon in Kürze eine entscheidende, vielleicht die entscheidende Sitzung sein. Wenn man dabei auch Ihr Gerät benutzt, zweifle ich nicht an einem positiven Ergebnis. – Ich sehe etwas voraus, Wilbur; ich sehe voraus, daß letzten Endes durch Ihre Erfindung der Friede auf Erden geschaffen wird; denn sie bedingt, daß es Lug und Trug nicht mehr geben kann.«
    »Das wäre allerdings ein fabelhaftes Ergebnis!« erklärte Wilbur. Seine Brust war vor Freude und Stolz geschwellt: »Dann würde es auch wohl zu einem Weltstaat kommen.«
    »Dahin kommt es bestimmt!« erwiderte Gruth überzeugt, »solche Bestrebungen sind ja auch schon seit langem im Gange. An eine friedliche Lösung dieses Problems habe ich allerdings bisher kaum geglaubt. Aber seit Ihrer Erfindung glaube ich, daß jenes hohe Ziel auch ohne Anwendung von Gewalt zu erreichen sein wird. Vor allem aber wird es sicherer und schneller erreicht werden, schneller vielleicht, als wir zu hoffen wagen.«
    »Und wie denken Sie sich diesen Weltstaat, Gruth?« fragte Wilbur interessiert.
    »Ich denke ihn mir als ein die ganze Erde umfassendes Staatengebilde«, erwiderte der Inspektor, »so wie jetzt unsere Vereinigten Staaten bereits bestehen. Jedem einzelnen Lande muß seine individuelle Selbständigkeit natürlich gewahrt bleiben, mit eigenen Gesetzen und eigener Verantwortung. Und mit einer Sonderverantwortung dem Weltstaatenbund gegenüber. Sehen Sie, Wilbur, gerade dieses Problem würde ohne Ihre Erfindung, ohne die Möglichkeit des Belauschtwerdens, immer wieder an einem begreiflichen Mißtrauen scheitern. Meint es der Partner ehrlich? Sollen wir nicht nur ausgenutzt und übervorteilt werden? So würden die einzelnen Staatsmänner denken und eine Möglichkeit zur Kontrolle gäbe es nicht. Einer würde nur immer wieder den anderen belauern, verdächtigen, angreifen.«
    »Richtig!«
    »Jetzt aber, da man nicht nur die Worte, da man auch die Gedanken vernimmt, sind derartige Fehlurteile ausgeschlossen. Jetzt weiß man gleich, wo man dran ist und wonach man sich zu richten hat. Es wird wie ein gläserner Baum sein, dieses Staatengebilde, den man bis auf den kleinsten Ast, bis auf den winzigsten Zweig durchschauen kann. Ja! Eine gläserne Welt! Wie sollte es da noch Mißtrauen und Mißverständnisse geben?
    Damit wird auch die Weltwirtschaft ein neues Gepräge erhalten. Schiebungen und Betrügereien schalten sich durch Ihre Erfindung von selber aus. Man wird, ohne Zollschranken, einen sinngemäßen, vernünftigen Austausch vornehmen. Im Zuge der Durchbildung und Fortentwicklung des Weltorganismus wird es dann nicht mehr vorkommen, daß in dem einen Lande riesige Mengen von Lebensmitteln vernichtet werden, während man in anderen hungert. Alle Luxusmöglichkeiten werden in gleicher Weise verteilt, ebenso kulturelle Belange. Es würde ein Buch füllen, Wilbur, wenn ich das alles ausmalen wollte.«
    »Ich glaube, ein solches Buch ist schon erschienen«, entgegnete Wilbur, »gestern las ich davon. Ich habe es mir auch bereits bestellt. Aber die erste Auflage ist schon vergriffen. Im übrigen, wissen Sie, schäme ich mich ein wenig – ein blöder Titel. Man hätte einen anderen wählen sollen.«
    »Wie heißt es denn?«
    »ERLÖSER TAFT. Lächerlich. Finden Sie nicht?«
    »Wie man's nimmt!« Gruth lachte. »In mancher Beziehung sind Sie wirklich zu einem Erlöser geworden. Am Ende wird man Ihnen und Ihrem Bruder noch göttliche Ehren zuteil werden lassen.«
    Jetzt lachte Wilbur mit. »In solche mittelalterlichen Bräuche wird man wohl nicht mehr verfallen«, behauptete er, »dazu ist doch die Menschheit schon zu vernünftig geworden.«
    »Hoffen wir's!«
    »Und übrigens, Gruth – wenn man nun doch noch ein wirksames Abschirmmittel entdeckt –?«
    Gruth schaute betreten. »Wäre das denkbar?« fragte er.
    Wilbur knipste sich ein Stäubchen vom Knie. »Sagen Sie selber, Gruth: – was ist heute un denkbar? Kann man nicht Lichtwellen abschirmen, Schallwellen und so weiter? Warum sollte es gegen Gehirnwellen keine Isolierungsmöglichkeit geben? Weiß der Teufel – wenn da wirklich etwas gefunden würde –«
    »– würde das auch nur halb so schlimm sein«, unterbrach der Inspektor, »nicht immer und jederzeit würde man sich dieses Mittels bedienen können. Vor Gericht

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