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Die gläserne Welt

Die gläserne Welt

Titel: Die gläserne Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Hoff
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beispielsweise könnte man anordnen, daß es abgelegt wird.«
    »Allerdings.«
    »Außerdem – nein, ich glaube kaum, daß – denken Sie an die Radiowellen. Niemand kann daran gehindert werden, sie aufzufangen, wenn sie erst einmal ausgestrahlt werden. Ebenso wird es mit den Gehirnwellen sein. Daß sie sich überallhin verbreiten, kann auch nicht vermieden werden.«
    »Es müßte denn etwas geben, was solche Strahlungen ganz und gar absorbiert«, meinte Wilbur, »wie beispielsweise auch Radiowellen durch starke Metallvorkommen absorbiert werden können. Aber ich denke auch – darüber brauchen wir uns vorläufig keine Sorgen zu machen. Lassen wir denen, die so etwas wünschen, die Hoffnung, daß es einmal erfunden wird. Wir wollen uns an die Tatsachen halten. Geheim bleiben kann ohnedies jetzt nichts mehr. – Übrigens scheint sich die allgemeine Abneigung gegen meine Erfindung etwas gemildert zu haben. Was konnten Sie in dieser Beziehung für Erfahrungen machen, Gruth?«
    »Sie mögen recht haben, Wilbur. Man scheint sich schon zu beruhigen. Erstens glauben noch viele Dumme an das Trufoodsche Abschirmnetz und laufen treu und brav weiter damit herum – andererseits hat man wohl auch die Erkenntnis gewonnen, daß in Wirklichkeit die Gefahr des Belauschtwerdens halb so schlimm ist, wie man sich das theoretisch vorgestellt hat. Wer hätte auch schließlich Interesse daran, die Alltagsgedanken des kleinen Mannes der Straße abzulauschen, wenn er seinen Überlegungen nachgeht, ob er heute den Autobus noch erreichen wird, – ob der wieder so voll ist – wie wohl der Chef heute gelaunt sein wird –? Wenn er sich fragt, was die Frau ihm zu essen vorsetzen wird, und wenn er feststellt, daß der kleine Jack oder die Ellinor wieder einmal recht neugierig waren – und wenn er sich daran erinnert, daß der Großvater vom Schaukelstuhl fiel – und die Blumen im Wohnzimmer diesmal so rasch verwelkt sind. Ich wiederhole: wen interessiert das schon, und wer findet die Zeit dazu?«
    Wilbur und Gruth sprachen noch lange über das Thema. Wilbur erkundigte sich, ob man mit dem Gerät auch schon Mißbrauch getrieben habe. Auch solche Fälle, erklärte Gruth, habe man bereits festgestellt, aber sie kämen recht selten vor – und all zu kleinlich pflegte man dabei auch nicht zu urteilen. Er wenigstens tue das nicht. Jedenfalls könne man wohl verstehen, daß jemand, der an der Quelle saß – beispielsweise in einem der jetzt zugelassenen Auskunftsbüros – auch hie und da einmal einen Angehörigen oder guten Bekannten zu belauschen versuchte. Das wäre schon häufiger vorgekommen. Wo ihm, Gruth, so etwas zu Ohren gekommen sei, da habe er sich auf väterliche Ermahnungen beschränkt.
    In diesem Augenblick mußte Wilbur an Gloria denken. Er hatte erst kürzlich erfahren, daß sie sich in einem derartigen Büro befand. Ob sich Gruths Bemerkung auf sie bezog? Hatte sie jetzt nicht täglich die Möglichkeit, ihn zu belauschen? Ob er Gruth fragen sollte?
    Er tat es nicht. Aber er dachte weiter über Gloria nach. Wenn sie ihn wirklich belauscht hatte, würde sie schwerlich auf ihre Kosten gekommen sein. Denn – bei Gott! – selten genug hatte er, all zu sehr von seiner Arbeit in Anspruch genommen, an sie gedacht. Ihr Bild erschien ihm nur noch verschwommen; der große Einfluß, den sie zuerst auf ihn ausgeübt hatte, war verblaßt. Er hatte dieses Erlebnis, trotz aller damit verbundenen Glücksgefühle, als eine Störung empfunden, – er war all zu sehr in seine Ideen verbohrt.
    Mochte Gloria ihn belauscht haben oder nicht, es berührte ihn nicht mehr all zu sehr ...
     
    Daß es nicht so ganz einfach war, sich des Belauschungssystems zu bedienen, und daß es, um ein bestimmtes Ziel dabei zu erreichen, besonderer Voraussetzungen bedurfte, mußte der Maler Milton erfahren.
    Er ließ sich bei dem Inhaber eines Auskunftsbüros melden – doch nicht bei Arland, weil er wußte, daß dort Gloria tätig war. Es handelte sich gerade um sie.
    »Sie wünschen, Sir?« fragte der Herr, von dem er empfangen wurde.
    Er wäre gekommen – es läge ihm sehr daran, stotterte Milton, die Gedanken einer bestimmten Person zu erfahren. – Welcher Person? – Es handelte sich um eine gute Bekannte, ja, sozusagen – Milton stockte schon wieder. Er wußte nicht recht, wie er sich ausdrücken sollte.
    Mr. Shurland, der Inhaber des Büros, blickte ihn fragend und auch etwas spöttisch an. »Es handelt sich wohl um eine Liebesaffäre?« wollte er dem Maler

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