Die Glaszauberin pyramiden1
meinte Zabrze mit einer gewissen Heiterkeit, »daß mich der Name des Mädchens interessierte, weil sie eine… nun, ich will es so ausdrücken, weil sie eine relativ intime Beziehung zu Boaz hat.«
Neufs Kopf ruckte zu mir herum. »Eine Anmaßung, Mädchen…«
»Meine Anmaßung, sowohl was den Namen als auch die Beziehung angeht!« fauchte Boaz seine Schwägerin an. »Laß sie in Ruhe.«
»Boaz«, sagte Zabrze, »dein Ton gefällt mir nicht.«
»Hohe Herren und Hohe Dame«, stieß ich hervor, »ich gehe…«
»Allerdings, Mädchen«, sagte Neuf und ging in Richtung Tür. »Du wirst mich zu meinem Quartier begleiten. Und zwar jetzt sofort.«
»Komm zurück, wenn Neuf dich entlassen hat«, sagte Chad Nezzar. »Ich glaube, nach diesem Vorfall werden wir alle noch Wein wollen.«
Neuf warf ihm einen finsteren Blick zu, dann stolzierte sie aus dem Raum. Ich eilte hinter ihr her.
Sie sagte kein Wort, bis wir die Residenz erreicht hatten. Dann wandte sie sich im Licht der Veranda um.
»Du bist ein sehr dummes Mädchen.«
»Hohe Dame, ich…«
»Er ist ein Magier. Er hat keine Zeit für dich.«
»Hohe Dame, ich…«
Kräftige Finger griffen unter mein Kinn und drehten mein Gesicht ins Licht. Ich fragte mich, ob mir jemals gestattet werden würde, außer dem »Ich« etwas hinzuzufügen.
»Vielleicht ist es dein nördliches Blut. Shetzah, aber er hat sämtliche Leiber ignoriert, die im Laufe der Jahre vor ihm umherstolziert sind. Das ist die einzige Erklärung.«
Mehr als Ihr denkt, Hohe Dame, dachte ich. Mehr als Ihr denkt.
Sie kniff mißtrauisch die Augen zusammen, und ihr Griff wurde fester. »Oder bist du eine Spionin? Sollst du ihn vernichten? Wie dem auch ist, du bist gefährlich.«
Ich wollte wieder protestieren, aber diesmal ließ sie mich nicht einmal ein Wort hervorbringen.
»Verstehst du nicht, was passiert, Mädchen? Weißt du das nicht?«
Ich schwieg.
»Boaz hat ein erstaunliches Talent…«
Ich fragte mich, ob ich ein kleines Lachen wagen konnte.
»… und hat hart gearbeitet und noch härter gelernt, um dort hinzugelangen, wo er heute ist. Er hat sein Leben der Eins gewidmet, um der größte Magier zu werden, der je gelebt hat. Jetzt ist er wenige Tage davon entfernt, seinen Traum zu verwirklichen, und wir finden heraus, daß er alles für eine dürre und unverschämte Sklavin riskiert.«
Sie mußte die Wut in meinen Augen gesehen haben, denn sie verstärkte ihren Griff um mein Kinn. »Viele Magier planen, ihn zu stürzen, Mädchen. Vielleicht nicht die, die hier auf dieser Baustelle sind und dich bereits kennen, aber viele von denen, die aus Setkoth gekommen sind, würden diese Schwäche nur zu gern ausnutzen. Glaube mir, ich weiß das. Intrigen sind meine Spezialität. Ich will nicht zusehen müssen, wie Boaz alles verliert nur wegen der flüchtigen Lust auf eine hellhaarige Frau aus dem Norden. Hast du verstanden?«
»Ich habe verstanden, Hohe Dame.«
Sie nahm die Hand weg, aber ihr Blick blieb. »Ich wünschte, das würdest du, Mädchen. Ich wünschte, das würdest du wirklich.«
Und dann war sie weg.
Am ganzen Leib zitternd ging ich zurück zum Badehaus. Hier gab es Dinge, die ich nicht verstand.
Bei meiner Rückkehr bedeutete mir Boaz ungeduldig, die Becher zu füllen, und ich eilte zu ihnen, in Gedanken noch immer mit Neufs Warnung beschäftigt. Dann verdrängte jedoch ihre Unterhaltung jeden Gedanken an Neuf.
Chad Nezzar und Zabrze saßen jetzt zusammen an einer Seite des Tisches, Boaz genau gegenüber. Es lag Ärger in der Luft, die nur zum Teil von dem vielen Wein herrührte.
Sie sprachen über die Pyramide.
»Ich erinnere mich«, sagte Chad Nezzar, »daß die Magier seinerzeit vor den damaligen Chad traten, Ophal… Zabrze, wie lange ist das jetzt her?«
»Fast zweihundert Jahre, Großmächtiger«, sagte Zabrze, den Blick fest auf seinen Bruder gerichtet.
»Richtig, zweihundert Jahre«, fuhr Chad Nezzar fort. »Die Magier versprachen Ashdod große Reichtümer durch den Bau dieser Pyramide. Doch bis jetzt hat diese Steinmonstrosität das Land bloß an den Bettelstab gebracht.«
»Es war eine riesige Anstrengung für ein monumentales Bauwerk, Großmächtiger«, sagte Boaz, und mir entging keineswegs die Förmlichkeit, die zuvor gefehlt hatte. »Natürlich hat sie die Reichtümer des Landes verschlungen. Doch seid versichert, daß sie viel mehr zurückgeben wird.«
»Das hoffe ich auch, Magier Boaz«, sagte Chad Nezzar. »Ich weiß auch, daß die Magier Chad Ophal
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