Die Glorreichen Sieben 03 - und das Geheimnis der gruenen Maske
Babygesicht fort. „Schließlich sind runde hunderttausend Mark kein Pappenstiel.“
„Hunderttausend Mark?“ platzte die Reinemachefrau heraus und riß die Augen auf.
„Ich brauche für meine Firma und die Versicherung eine amtliche Feststellung des Tatbestandes und ein amtliches Protokoll“, erklärte Herr Knebusch ungerührt weiter. „Darauf muß ich bestehen.“
Schon fünf Minuten später schneite Polizeimeister Kalender zusammen mit seinem Herrn Nielsen durch die gläserne Drehtür. „Nichts anfassen“, rief er sofort und ließ sich berichten, was vorgefallen war.
Und weitere fünf Minuten später war die Untersuchung bereits in vollem Gange: Reviervorsteher Nielsen hatte seine Geräte zur Spurensicherung ausgepackt, staubte mit dunklem Kohlepulver die Klinke an der Tür zum Nebenraum hinter der Portiersloge ab und preßte dann ein breites, durchsichtiges Klebeband darüber. Anschließend machte er dasselbe mit dem Schlüssel.
„Sie haben den Koffer also neben dem Safe deponiert?“ fragte Polizeimeister Kalender inzwischen den Hotelportier. „Wann war das genau?“
„Als die Herren von 114 und 115 zurückkamen“, antwortete der Mann in der grünen Livree. „Es muß kurz nach vier gewesen sein.“
„Wir kamen gerade von unserem letzten Kundenbesuch“, ergänzte Herr Knebusch. „Vom Warenhaus in der Herderstraße.“
„Und Sie halten eine Verwechslung für denkbar?“ fragte der Polizeimeister weiter.
„Es waren Engländer und Franzosen“, antwortete wieder Herr Pelz. „Um meine Loge herum stand alles voller Gepäck, und es ist doch möglich, daß beim Einladen in den Omnibus aus Versehen auch dieser schwarze Handkoffer weggetragen wurde.“
„Eine Reisegesellschaft fährt so spät am Abend los?“ fragte der Polizeimeister und zog seine linke Augenbraue hoch.
„Sie wollen weiter nach Italien“, bemerkte der Portier. „Wenn sie die Nacht durch fahren, sparen sie eine Übernachtung.“
„Und brechen sich womöglich den Hals“, knurrte Herr Kalender und blickte auf.
In diesem Augenblick kamen nämlich die Glorreichen Sieben durch die Drehtür. Sie grüßten, und Karlchen Kubatz sagte: „Da wären wir also, Herr Pelz.“ Sein Vater hatte ihn gelegentlich zu einem Eis auf der Terrasse mitgenommen und auch manchmal zu einem Abendessen mit der ganzen Familie. Deshalb kannte er den Hotelportier.
„Stehenbleiben, wo ihr steht“, ordnete Herr Kalender an. „Was habt ihr hier zu suchen?“
„Ich habe erlaubt, daß hier in der Halle zwei Plakate für den Zirkus aufgehängt werden“, mischte sich Herr Pelz ein. „Zusätzlich habe ich versprochen, ihre Flugzettel an die Hotelgäste zu verteilen.“
„Einverstanden, aber warten“, entschied der Polizeimeister. „Und gefälligst keinen Ton, wenn ich bitten darf.“
Anschließend wollte er von Frau Kier wissen, ob sie den schwarzen Handkoffer tatsächlich wieder in den Nebenraum zurückgestellt hätte, nachdem sie mit ihrer Arbeit fertig war. „Anderenfalls kann er nämlich nicht in den Reiseomnibus gepackt worden sein“, stellte er fest. „Sind Sie also ganz sicher?“
„Wenn Sie mich so fragen antwortete die Reinemachefrau. „Beschwören möchte ich es lieber nicht.“
„Sehen Sie“, rief Herr Pelz erleichtert aus. „Es ist nur ein Versehen, und vielleicht liegt der Koffer schon morgen wieder hier auf dem Tisch. Gott sei Dank kann ich Ihnen das Hotel sagen, in dem die Reisegesellschaft morgen früh erwartet wird.“ Er fing an, einen Stapel Notizzettel durchzublättern. „Ein Dieb bei uns im Haus ist so undenkbar wie ein Seehund auf der Zugspitze. Bitte sehr, Hotel Monopol in Riva am Gardasee.“
Inzwischen kroch Reviervorsteher Nielsen im Nebenraum auf den Knien herum und suchte nach Fußspuren. Aber nachdem der Boden gerade aufgewischt worden war, hätte er sich das eigentlich sparen können. Andererseits hatte man schon Mäuse husten hören.
„Ich könnte jetzt natürlich alle Hotelgäste aus den Betten trommeln und ihre Zimmer durchsuchen“, bemerkte Herr Kalender. „Aber wenn der Koffer geklaut wurde, ist der Dieb todsicher schon über alle Berge. Hoffen wir also auf die Verwechslung bei der Reisegesellschaft. Aber die ist ja bis morgen vormittag unterwegs. Tut mir also leid, meine Herren, diese Nacht werden Sie sich um die Ohren schlagen müssen, ohne daß wir etwas erfahren.“
„Auch wir sind fest davon überzeugt, daß sich alles ganz harmlos aufklärt“, meinte Herr Knebusch und lächelte so
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