Die Glorreichen Sieben 05 - und Der doppelte Schluessel
sagen können.
„Und ihr?“ hatte Paul Nachtigall gefragt und um sich geblickt.
„Ebenfalls einverstanden“, hatten die Glorreichen Sieben einstimmig und grinsend erklärt.
Mittlerweile war es die selbstverständlichste Sache der Welt, daß Herr Kubatz bei ihren Waldläufen dabei war. Und dreimal hatte er inzwischen auch schon die sieben Jungen in Rinaldos Eisdiele am Kurpark als seine Gäste begrüßt.
Beim vierten Besuch war allerdings ganz überraschend Emil Langhans aufgestanden, der von allen der größte war und somit durchaus den richtigen Nachnamen hatte. „Ich beantrage, daß sich diese hirnrissige und geradezu beleidigende Eisverpflichtung für Herrn Kubatz mit sofortiger Wirkung erledigt hat. Wer dafür ist, soll seine rechte Flosse hochnehmen.“
Ohne lange zu überlegen, hatten die Glorreichen Sieben ihre Hände in die Luft gestreckt.
„Das ehrt mich ganz kolossal“, hatte der Chefredakteur erklärt. „Aber ich stehe trotzdem für weitere Eisorgien zur Verfügung, falls die anwesenden Herren einen entsprechenden Wunsch äußern. Und jetzt, guten Appetit!“ Eisdielenchef Rinaldo war nämlich in diesem Augenblick mit einem silbrig glänzenden Tablett höchstpersönlich anspaziert gekommen und hatte schwungvoll einen Eisbecher nach dem anderen vor die Glorreichen Sieben auf die Tischplatte plaziert.
Das alles war inzwischen längst vergessen und sozusagen Schnee vom vergangenen Jahr.
Im Augenblick trabten die sieben Jungen zusammen mit Chefredakteur Kubatz nebeneinander und durcheinander über Waldwege, kurvten wie Slalomläufer um Baumstämme herum oder sprangen über Wurzeln und heruntergebrochene Äste.
Als sie nach einer guten halben Stunde wieder zum See und zu ihren am Bootshaus abgestellten Fahrrädern zurückkamen, hatten sie ziemlich rote Köpfe, und ihre Körper dampften unter den blauen Trainingsanzügen.
Deshalb ging es jetzt für ein paar Minuten ins Wasser.
Zuvor hüpften sie allerdings noch eine Weile wie Zirkusclowns am Ufer herum, machten Rumpfbeugen oder schlugen Purzelbäume. Bis dann Emil Langhans seine Hornbrille vorsichtig am Ufer deponierte und als erster in die Kälte sprang. Die anderen machten es ihm postwendend nach.
„Da gefriert ja sogar ein Eskimo“, japste Karlchen Kubatz. Er bibberte am ganzen Körper.
So ziemlich alle hatten im Handumdrehen eine Gänsehaut und paddelten deshalb wie Frösche, schlugen mit Armen und Beinen um sich oder tauchten und kamen hinterher wieder prustend an die Oberfläche.
Nur der dickliche Sputnik lag mit ausgestreckten Armen auf dem Rücken, hatte genußvoll die Augen geschlossen und rührte sich nicht.
„Exorbitant“, verkündete er. „Es ist so mollig wie zu Hause in der warmen Badewanne.“
„Weil die Kälte gegen dein Fett überhaupt keine Chance hat“, erwiderte Manuel Kohl aus dem Blumengeschäft am Rathausplatz. „Bei Rhinozerossen ist das genauso.“
„Bist du ganz sicher, daß Rhinozerosse als Plural richtig ist?“ fragte Sputnik seelenruhig und mit weiterhin geschlossenen Äugen. Er schwappte wirklich wie eine verschlafene Qualle im Wasser auf und ab.
„Weil ich täglich mein Chappi fresse, bin ich immer ein munteres und gesundes Kerlchen!“ brüllte Karlchen Kubatz in diesem Augenblick so laut, als sei er schlagartig übergeschnappt. Er warf die Arme in die Luft und galoppierte zum Ufer, daß es nur so spritzte.
Als sie sich später dann abtrockneten, hatte es Fritz Treutlein besonders eilig. Seine Haare waren noch ganz naß, als er sich seinen Pulli über den Kopf zog. „Herrschaften, ich muß mich ganz ungeheuer in die Pedale hauen. Wenn ich jetzt ins Geschäft komme, steht schon der Zigarren- Bemmelmann vor der Tür, weil er jeden Morgen als erster eingeseift werden will. Dann bringt der Heldenvater vom Stadttheater seinen Vollbart zum Stutzen vorbei, und anschließend wartet im Kurfürsten ein Hotelgast auf mein Rasiermesser. Manometer, was man als Geschäftsmann alles um die Ohren hat!“
„Dann bist du ja ausgesprochen fein raus“, stellte Emil Langhans fest. „Was mich betrifft, befürchte ich genau das Gegenteil, daß nämlich an diesem lausigen Vormittag auf uns ein Rasiermesser wartet...“
„Ein Rasiermesser namens Studienrat Dr. Purzer“, bemerkte Manuel Kohl beinahe andächtig.
„Und zwar in unserem altehrwürdigen Prinz-Ludwig-Gymnasium“, fügte Hans Pigge, der Junge mit dem hellblonden Pagenkopf, hinzu.
„Man sollte in dieser reinen Natur nicht von Zuchthäusern
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