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Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Titel: Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Littlewood
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Streich zu spielen, aber lügen war schließlich auch unrecht – und Mrs Havegood war die schlimmste Lügnerin in ganz Calamity Falls. Vielleicht lag Tymo ja nicht ganz falsch.
    Während Rose in ihrem Wäschefach nach den Rezepten kramte und Nella still wie ein Stein in ihrem Bett lag, erschien Basil in der Tür. Sein lockiges, rotes Haar stand wie eine zerberstende Silvesterrakete um seinen Kopf. »Was ist denn hier los?«, nörgelte er. »Wo ist Tymo? Warum schlaft ihr nicht?«
    Rose hielt die handgeschriebenen Rezepte hinter dem Rücken. »Nichts ist los«, sagte sie. »Tymo und ich spülen noch schnell ein paar Dinge. Geh wieder schlafen – wir kommen gleich wieder hoch.«
    Basil riss den Mund auf und stieß einen begeisterten Schrei aus. »Lasst mich helfen!«
    »Seit wann reißt du dich ums
Spülen
?«, fragte Rose. Aber sie wusste schon, was er antworten würde – nämlich seit Tymo Spülen gut fand, etwas, das er tat, seit Tante Lily eingetroffen war. Sie hatte alles auf den Kopf gestellt.
    »Wir brauchen deine Hilfe nicht, Basil«, sagte Rose vielleicht ein bisschen zu unfreundlich. »Geh einfach schlafen.« Wenn sie Basil nach unten ließ und er sah, was sie machten, würde er wie ein Blöder in der Küche herumhüpfen und Tante Lily oder Mrs Carlson aufwecken.
    Basil machte ein finsteres Gesicht. »Na gut«, sagte er und stapfte in sein Zimmer zurück. Rose hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie ihren kleinen Bruder so angefahren hatte, aber sie wollte nicht, dass er ihr nächtliches Abenteuer, das sie mit dem großen Bruder geplant hatte, vermasselte.

    Zurück in der Küche, blätterte Rose zusammen mit Tymo das marmorierte Notizbuch durch – und sie fanden das Rezept, an das er gedacht hatte:
    Koekjes van Waarheid (Wahrheitsplätzchen)
    Es war im Jahr 1618 in dem holländischen Bergarbeiterdorf Zandvoort, als Lady Birgitta Glyck den Juwelendieb Gerhard Boots zur Strecke brachte, indem sie ihm ein Wahrheitsplätzchen zu essen gab. Er beteuerte seine Unschuld während der tränenreichen Zeugenaussagen seiner sieben Opfer, allesamt arme Bauern, für die die Juwelen der gesamte Familienbesitz gewesen waren. Doch dann, nachdem der Verdächtige eines von Lady Birgittas Koekjes van Waarheid gegessen hatte, gab er die Diebstähle zu, obwohl er sich auf den Kopf und die Schultern schlug, um sich selbst am Reden zu hindern.
    »Das ist doch perfekt für Mrs Havegood!«, rief Tymo. »Wenn sie ihre zehn Dutzend davon gegessen hat, kommt sie vielleicht nicht mehr spät in der Nacht zu uns mit unsinnigen Notfällen.«
    Lady Birgitta Glyck vermengte zwei Fäuste Mehl mit zwei Fäusten braunem Zucker, drei Hühnereiern und dem sanften Schlafatem von jemandem, der noch nie gelogen hat. Das erwies sich als milde Abhilfe selbst für den unverfrorensten Lügner …
    Et cetera.
    »Wofür steht denn das
Etcetera
?«, überlegte Rose laut. Als sie das Rezept abgeschrieben hatte, hatte Tymo
et cetera
gemurmelt und gesagt, dass die restlichen Anweisungen überflüssig seien, zum Beispiel: Die Plätzchen vor dem Essen abkühlen lassen, daher hatte es Rose einfach so hingeschrieben. Jetzt fragte sie sich, ob sie vielleicht doch etwas Wichtiges übersehen hatte.
    »
Et cetera
bedeutete
und so weiter
. Na und?«, grummelte Tymo. »Die entscheidende Frage ist: Wen kennen wir, der noch nie gelogen hat?«
    Rose überlegte, ob es mit ihrem eigenen Atem funktionieren würde. Vor ein paar Tagen wäre das wohl noch möglich gewesen – sie hatte es immer verabscheut, zu lügen –, doch die Ereignisse dieser Woche hatten ihre weiße Weste besudelt. Seit Tante Lily aufgetaucht war, hatte Rose mehr geschwindelt als jemals in ihrem ganzen Leben zuvor. Bei dieser Erkenntnis kam sie sich fast … schmutzig vor.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie schließlich.
    Doch da reckte Tymo den Kopf. »Nella! Nella kann kaum reden, geschweige denn
lügen!
«

    Rose und Tymo trugen eines der blauen Einmachgläser, in denen ihre Eltern immer die magischen Zutaten einfingen, nach oben an Nellas Bett.
    Sie schlief zu einem Bündel zusammengerollt und hatte die Decke um sich gewickelt wie einen Pfannkuchen. Nella hatte in letzter Zeit eine Laufnase wegen ihres Heuschnupfens – allein am letzten Tag hatte Rose ihr elfmal die verrotzte Nase geputzt. Die Kleine atmete mühsam. Bei jedem Einatmen klang sie wie ein Rasenmäher, den man anzuwerfen versuchte. Das war kaum
sanfter Schlafatem
zu nennen, aber es musste reichen.
    Tymo hielt das Einmachglas hoch und

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