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Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Titel: Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Littlewood
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nicht alles. Seht mal!«
    Rose blickte über die Einfahrt zur Straße, die jetzt in der Dunkelheit endlich lebendig wurde. In allen Häusern waren Lichter angegangen und ein paar Leute in Bademänteln kamen rückwärts den Gehweg entlang und legten ihre gefalteten Zeitungen ins Gras, dann gingen sie wieder rückwärts in die Häuser. Ein paar Garagentore wurden aufgemacht und Autos fuhren im Rückwärtsgang auf die Straße bis zur nächsten Kreuzung und bogen um die Ecke. Mr Roller schmierte mit einem schmutzigen Schwamm eifrig Dreck auf seine Corvette und Peter Strickland, der Zeitungsjunge, schob langsam sein Fahrrad rückwärts über den Gehweg, hielt ab und zu an und sammelte die Zeitungen vom Rasen auf. Mrs Burns zerrte ihren Collie auf die andere Straßenseite, eine blaue Plastiktüte in Händen.
    »Ich will lieber gar nicht wissen, was sie gleich mit dem Hund macht«, sagte Tymo.
    Rose sah, wie Mrs Calhoun von gegenüber den kleinen Kenny auf den Kopf küsste und er mit seinem Rucksack rückwärts in Richtung Grundschule davonrannte.
    »Was machen die denn alle?«, fragte sie. »Es ist doch Abend! Sie sollten sich zum Zubettgehen bereitmachen.«
    Lily strich Roses Pony über ihrer Stirn glatt. »Es hat den Anschein, dass der
Umkehr-kopfüber-von-innen-nach-außen-Kuchen
genau das bewirkt, was das Rezept behauptet hat.«
    »Ja, ich glaube auch allmählich, dass der
Umkehr-kopfüber-von-innen-nach-außen-Kuchen
vielleicht doch nicht die beste Idee war«, sagte Tymo stirnrunzelnd. »Im Nachhinein betrachtet.«
    »Dann ist der Kuchen schuld?«, fragte Basil.
    »Es ist
unsere
Schuld«, sagte Rose, die das Gefühl hatte, sich gleich übergeben zu müssen. Sie und Tymo hatten eben doch nicht alles in Ordnung gebracht – sie hatten alles schlimmer gemacht!
    Mrs Daublin von nebenan ging in ihrem Hawaiigewand und einem Turban rückwärts am Haus vorbei. Sie sah Rose freundlich an – ganz untypisch für die äußerst launische Nachbarin. »Ollah, Esor!«, rief sie, hob einen Fuß an und schüttelte ihn hin und her, als ob sie damit winken würde. Sie verlor das Gleichgewicht, fiel aufs Pflaster und lachte hysterisch.
    Rose eilte zum Ende der Einfahrt und sah, wie Mrs Havegood in ihrem silbernen Cadillac rückwärts die Straße entlangsauste und dann mit kreischenden Bremsen bei der Kreuzung an einer grünen Ampel anhielt. Sie entdeckte Rose durch das Autofenster, streckte ungeschickt einen Fuß heraus und wackelte damit, genau wie Mrs Daublin. »Esor!«, rief sie. »Hci nib enie ehcsiroton Nirengül!« Dann wurde die Ampel rot, und sie trat aufs Gas und fuhr mit quietschenden Reifen weiter, bis sie nicht mehr zu sehen war.
    »Esor?«,
sagte Rose. »Was soll das denn heißen?«
    Basil zog ein Stück Kreide aus der Hosentasche und schrieb
Esor
auf das Pflaster. »Esor. Esor.« Dann streckte er einen Finger hoch und zog die Luft ein. »
Esor
ist
Rose
rückwärts! Alle reden rückwärts!«
    »Also, dann fahren alle rückwärts, reden rückwärts, winken mit den Füßen und tun das Gegenteil von dem, was sie sonst tun«, sagte Rose und raufte sich die Haare.
    Tante Lily blickte nervös umher. »Gute Güte. Da habt ihr euch aber was eingebrockt.«
    »Wir hätten doch das Rezept nehmen sollen, das den Leuten die Lippen versiegelt«, sagte Tymo.
    Entsetzt sah Rose, wie ihre Nachbarn blindlings ihren allmorgendlichen Verrichtungen nachgingen, und zuckte jedes Mal zusammen, wenn sie rückwärts liefen, strauchelten und hinfielen.

    Die vier wurden immer stiller auf ihrem Weg in die Stadt. Auf dem Schulhof drohten ordentlich frisierte Sommerkursschüler ihren Lehrern streng mit erhobenem Finger. Die Lehrer ihrerseits, in ihren Anzügen und Krawatten, spielten Fangen und bauten Sandburgen. Und das alles im hellen Mondenschein. Auf der Feuerwache versuchten Feuerwehrhauptmann Conklin und seine Männer, ihre Rutschstange hinaufzuklettern, ohne viel Erfolg. Bauarbeiter standen auf Gerüsten und nahmen Dämmplatten von einer Hausfassade ab, ein Landschaftsgärtner überzog einen sauber geharkten Rasen mit Haufen von abgemähtem Gras, ein Kleinkind schob seine Mutter im Kinderwagen. Rentner, die im Park Tai Chi übten, sahen so aus wie immer, bis sie auf den Köpfen stehend zu meditieren versuchten.
    Als Rose mit ihrer Tante und ihren Brüdern auf dem Marktplatz an dem Reginald-Calamity-Brunnen vorbeikam, stiegen Fußgänger ins Wasser und fischten die Münzen
heraus.
Die Bibliothekarinnen Mrs Hackett und Mrs Crisp sausten auf dem

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