Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch

Titel: Die Glücksbäckerei – Das magische Rezeptbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Littlewood
Vom Netzwerk:
einen Blick auf Rose und ihren neuen Look geworfen, sich missbilligend geräuspert und war wieder nach oben verschwunden.
    Es war auch keiner an der Bäckerei
vorbeigekommen
, nicht mal ein Auto. Rose hatte versucht, ihre Freundin Alexandra anzurufen, um sich wie verabredet mit ihr zu treffen, aber keiner war ans Telefon gegangen. Es war, als ob sich die Welt zu drehen aufgehört hätte und man im Hause Glyck darüber nicht benachrichtigt worden wäre.
    Chip machte für heute Schluss mit dem Backen, saß in der Küche und löste ein Sudoku. Tante Lily wischte die Glasscheiben am Ladentisch zum dritten Mal an diesem Morgen ab, während Rose sich ein bisschen im Kopfrechnen übte: Tymo war am Tag zuvor vom Verteilen der letzten Kuchenstücke gegen zehn zurückgekommen. Jetzt war es zwölf Uhr Mittag. In dem Rezept hieß es, dass der Kuchen zwölf Stunden brauchte, um seine volle Wirkung zu erreichen. Warum war dann niemand in die Bäckerei gekommen? Waren sie noch so gesättigt von dem Kuchen am Abend zuvor, um auch nur an Muffins zu denken? Wer war jemals zu satt für einen Muffin?
    In dem Moment kamen Tymo und Basil herunter, beide in gleichen blauen Buttondown-Hemden, beide mit cool in Form gegelten roten Haaren. Basil sah wie eine Mini-Version von Tymo aus, nur mit Pausbacken.
    »Ihr zwei seht aber gut aus!«, sagte Tante Lily.
    Kaum hatten die beiden einen Blick auf Rose geworfen, da sagten sie gleichzeitig: »Was ist los?«
    Grinsend sahen sie sich an und klatschten sich ab.
    »Du siehst so anders aus.« Tymo lief um Rose herum, die Arme vor der Brust gekreuzt. »Was ist es?«
    Rose konnte nicht anders, sie strahlte. »Rate doch mal.« 
    »Ich weiß es!«, sagte Basil. »Du hast keine Unterwäsche an!«
    Rose schüttelte den Kopf. »Falsch. Versuch’s noch mal.« 
    »Neues T-Shirt?« Tymo schnitt eine Grimasse. »Nö, das hässliche gestreifte Ding hast du schon seit Ewigkeiten.«
    Konnten ihre Brüder wirklich nicht sehen, was anders war? »Ich habe mich geschminkt!«
    »Ach so, ist das alles?«, sagte Tymo, der sofort das Interesse verlor. »Ist die Bäckerei deshalb nicht geöffnet? Weil du heute Make-up trägst?«
    »Nein. Was hat denn Make-up mit der Bäckerei zu tun?«
    »Ich weiß nicht«, sagte er, nahm sich einen Muffin und schnupperte daran. »Es ist einfach komisch, dass keiner da ist.«
    »Genau –
kein Einziger
ist heute Morgen in die Bäckerei gekommen«, fing Rose an. Sie versuchte, vor Tante Lily nicht zu besorgt zu klingen. »Nicht eine einzige Person. Was seltsam ist. Ich glaube, vielleicht, du weißt schon« – sie gab Tymo ein Zeichen, indem sie ein Auge zukniff –, »
stimmt
etwas nicht.« Ihre Lippe zitterte ein wenig. Es war unheimlich, zuzugeben, dass etwas nicht stimmen konnte, nachdem sie so ganz und gar beruhigt und überzeugt gewesen war, dass endlich alles wieder in Ordnung gekommen ist.
    »Vielleicht haben sie die Straße gesperrt, weil sie eine Episode von
Law & Order
drehen oder so was!«, meinte Basil und stieß die Faust in die Luft.
    Tymo trat ans Fenster und spähte um die Ecke. Die einzige Bewegung wurde von der sanften Julibrise verursacht, die durch die Büsche auf dem Nachbargrundstück fuhr. Er drehte sich nach Rose um und kratzte sich den Nacken, was er nur tat, wenn er wirklich beunruhigt war. »Du hast recht: Das ist komisch. Komm, wir flitzen mal kurz zum Marktplatz, um sicherzugehen, dass alles paletti ist, okay? Nur zur Beruhigung.«
    »Tante Lily«, sagte Rose mit der ganz ruhigen, profimäßigen Stimme, die ihre Klassenlehrerin immer benutzte, wenn sie jemandem eine schlechte Note mitteilen musste, »könntest du im Laden bleiben, solange wir mal kurz auf den Marktplatz gehen?«
    Tante Lily antwortete mit derselben Stimme. »Das mache ich gerne! Geht nur. Viel Erfolg!«

    Als sie auf dem Marktplatz ankamen, war Rose alles andere als beruhigt.
    Auf dem Weg dorthin waren sie an der totenstillen Schule vorbeigekommen, an dem leeren Parkplatz vor der Kirche, an der verlassenen Feuerwache und am Volksgericht ohne Volk. Autos standen einsam in Einfahrten. Die Läden zeigten rot-weiße Schilder mit der immer gleichen hässlichen Aufschrift:
Geschlossen
.
    Der rot gepflasterte Marktplatz lag heiß und verlassen da wie eine Wüste. Rose konnte die Hitze von der Statue des Reginald Calamity, von Pierre Guillaumes Bistrodach und von der silbernen Markise vor dem Eissalon aufsteigen sehen, aber kein Mensch warf Münzen in den Brunnen, wartete auf
Coq au vin
oder

Weitere Kostenlose Bücher