Die Glücksbäckerei – Die magische Prüfung (German Edition)
fertig.« Gus schlug mit dem Schwanz. »Es ist der gehauchte Wunsch … von einem Geist.«
Kapitel 9
Eine düstere Geburtstagsfeier
»Von einem Geist?«, fragte Rose fassungslos. »Hör mal, gibt es denn Geister wirklich?«
»Aber sicher!«, erwiderte Gus. »Und es gibt nichts Luftigeres, Leichteres als einen Geisterwunsch.«
Nella gähnte heftig. »Ich werde mich nicht mit solch törichten Dingen abgeben. Ich gönne mir eine Pause von der Ödnis der Welt und begebe mich in die luftigen Arme von Morpheus!«
»Was redet sie für Zeug?«, fragte Tymo.
»Das war Nellas hochtrabende Art zu sagen, dass sie ein Schläfchen macht«, erklärte Gus. »Selbst ich fand das hochtrabend, was viel heißen will.«
Nella watschelte in ihr Zimmer. Gus nahm das Gespräch wieder auf. »Wie ich schon sagte, Geister gibt es wirklich.«
»Woher weißt du das?«, fragte Basil. »Hast du schon mal einen Geist gesehen?«
»Oh, mehrfach«, sagte der Kater. Er hatte den Schwanz senkrecht in die Luft gestreckt wie die Stange am hinteren Ende eines Autoscooter-Wagens. »Geister kommen oft nach Mexiko, um mal abzuschalten.«
»Wäre es nicht irgendwie sicherer«, flüsterte Rose, »noch einmal in Lilys Suite zu schleichen? Das mit den Geistern klingt gar nicht sonderlich zuverlässig, und wir brauchen das Buch zurück. Es steht zu viel auf dem Spiel.«
»Ich möchte einen Geist sehen! Lasst uns losziehen und einen suchen!« Basil griff sich Gus und setzte sich den Kater auf den Schoß. »Ähm … wo sollen wir eigentlich suchen?«
»Da kann ich euch nicht helfen«, sagte Gus, der die Ohren seitlich eingeklappt hatte. »Meine zweite Frau, Reiko, ist ein Geist, aber sie lebt zurzeit in Japan.«
Tymo wandte sich von dem Spiegel über dem Sofa ab, vor dem er den vordersten Stachel seiner roten Haare in Ordnung gebracht hatte. »Können wir nicht einfach ein Geisterhaus aufsuchen oder so was?«
»So einfach geht das nicht«, sagte Gus und rollte sich auf den Rücken. »Ein Geist entscheidet, ob er oder sie gesehen werden will. Man muss wissen, wo ein Geist wohnt, einen Besuch machen, klingeln und ein Geschenk mitbringen. So, als ob man jemanden in seiner Wohnung besucht. Aber ich weiß nicht, wo hier in Frankreich Geister wohnen.«
»Ich wette, Jacques weiß es!«, rief Basil. »Er ist doch aus Paris. Vielleicht hatte er mal einen Mäusefreund, der inzwischen ein Geist ist oder so.«
Rose saß mit höflich gefalteten Händen auf dem Sofa. »Ich glaube, Jacques mag uns nicht besonders. Außerdem hat ihm unser genialer Katzenfreund Gus befohlen, sich nicht wieder sehen zu lassen.«
Gus ließ sich auf den Boden plumpsen und fing an, sein Bein zu lecken. »Ich habe mich nur an die Regeln gehalten, die im
Buch der Schottischen Faltohrkatzen
stehen.«
»Mag ja sein, aber es ist wichtig, dass Jacques jetzt zurückkommt«, sagte Rose. »Daher bitte ich dich höflich, mit dem Putzen deines Beines aufzuhören und dein Verbot aufzuheben.«
Gus wandte sich der Pflege einer seiner Hinterpfoten zu. »Ich könnte es mir ja überlegen«, sagte er zwischen zweimal Nagen, »wenn ich wüsste, wo er sich rumtreibt.«
Rose hüpfte in ihr Zimmer und bückte sich unter den antiken Sekretär, wo Jacques wohnte. Sie konnte leise Flötenmusik hören. »Jacques? Hast du das alles mitbekommen?«, flüsterte sie. Die Musik brach ab.
»Mais oui«,
kam die klägliche Antwort.
»Es tut mir so leid, dass ich dich habe fallen lassen, als wir oben im Fantasy-Stockwerk waren«, sagte Rose. »Ich verspreche, dass es nie wieder vorkommt. Kannst du mir verzeihen?«
»Aber natürlich«, sagte die stille kleine Maus. »Ich bin eigentlich nicht für Abenteuer zu haben. Ich bin ein einfacher Musikant. Doch du hast mich auf etwas gebracht. Ich kenne tatsächlich einen Geist und kann euch zu ihm bringen. Aber zuerst muss euer Freund mit den Reißzähnen sein Verbot zurücknehmen.«
»Es ist dein Glückstag, Gus«, sagte Rose. »Ich habe Jacques gefunden! Komm sofort rüber und hebe dein Verbot auf.«
Mit hoch aufgerichtetem Kopf und noch höher aufgerichtetem buschigem Schwanz stolzierte Gus über den Perserteppich bis zu der Fußleiste unter dem antiken Sekretär in Roses Zimmer. Ohne den Blick auf das Loch zu richten, sagte er steif: »Sosehr es mich auch schmerzt, das sagen zu müssen, hebe ich mein Verbot hiermit förmlich auf. Du kannst eintreten.«
Jacques trat mit seiner silbernen Flöte in der Pfote aus dem Loch. Er hielt das Instrument wie einen Degen an
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